Die beiden Wohnblocks im Karlstadter Stationsweg abzureißen passt nicht mehr in die Zeit. Die Gebäude, die in den 1960er Jahren betoniert und gemauert wurden, sind statisch stabil. Würde jeder so denken wie die Stadt, müsste wohl bald die ganze Siedlung zwischen Bahnlinie und Bodelschwinghstraße abgerissen werden – statt sie energetisch zu sanieren.
Im Beton und in den Steinen steckt jede Menge „graue Energie“, die für ihre Herstellung benötigt wurden. "Ein Neubau erzeugt genauso viele graue Emissionen, wie für den Wärmebedarf und den Hilfsstrom des Gebäudes in 50 Jahren entstehen.“ Das kann jeder Mensch im “Baustoff-Magazin“ nachlesen.
Es ist schwer für die Stadträte anders abzustimmen, wenn ihnen gesagt wird, dass Abriss und Neubau rund eine halbe Million Euro billiger sind als die Sanierung. Aber: Nach welchen Kriterien wurde die "belastbare" Vergleichsberechnung angestellt? Wurde etwa davon ausgegangen, dass bei einer Sanierung alle Wohnungen mit Aufzug und alle Bäder mit dem Rollstuhl erreichbar sein müssen? Wurde berücksichtigt, dass es für energetische Sanierung just seit Dienstag, dem Tag der Sitzung, doch die KfW-Förderung geben würde? Und zwar auch für Kommunen. Und muss nicht der gesamte Stadtrat über Abriss und Neubau abstimmen? Diese Fragen konnte die Stadtverwaltung bis Redaktionsschluss nicht beantworten.
Derweil wirkt es, als würden in dem einen bereits nicht mehr bewohnten Block Fakten geschaffen. Schuttcontainer stehen vor der Haustür. Es sieht danach aus, dass die Stadt Karlstadt ihren Beitrag zur Verschärfung der Klimakrise liefern wird.
Jeder der schon mal ein altes Gebäude saniert hat (oder sich zumindest mit der Thematik beschäftigt hat), weiß genau, daß der Aufwand der Sanierung sich niemals lohnt, und zwar aus keinerlei Hinsicht.
Wie im Ursprungsartikel richtig dargestellt, müßte man die Gebäude KOMPLETT entkernen, alles rausreißen, alle Bäder, Installationen, Wasserrohre, Elektrik, u.v.m.
Und dann ist trotzdem nichts so wie man will: von der Größe der Wohnungen, vom Zuschnitt, von den Treppenhäusern, den (nicht vorhandenen) Aufzügen, von der Wandstärke/Isolierung, von der Barrierefreiheit bis zur der Gestaltung der Außenanlagen - nur faule Kompromisse.
Solche Kompromisse mag man eingehen bei einem denkmalgeschützten Fachwerkhaus, aber nicht bei verrotteten 60er-Jahre-Blocks.
All das fällt bei einem Neubau weg und man kann alles genau so bauen,wie es sein soll und ohne Überraschungen.