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Karlstadt
Wird Karlstadt das Sonnenkollektoren-Verbot auf den Dächern der Altstadt kippen?
Bisher sind sichtbare Solaranlagen auf Gebäuden in der Altstadt nicht erlaubt. Dabei bieten Energie-und Klimakrise aus Sicht der SPD Anlass, die Gestaltungssatzung zu ändern.
Auf Gebäudedächern dürfen in der historischen Altstadt derzeit keine vom Straßenraum sichtbaren Solaranlagen gebaut werden. Könnte sich das bald ändern? 
Foto: Johannes Kiefer | Auf Gebäudedächern dürfen in der historischen Altstadt derzeit keine vom Straßenraum sichtbaren Solaranlagen gebaut werden. Könnte sich das bald ändern? 
Corbinian Wildmeister
Corbinian Wildmeister
 |  aktualisiert: 15.07.2024 10:13 Uhr

Die SPD-Fraktion will den Weg ebnen, für Solaranlagen auf den Dächern der Altstadt. Seit über 20 Jahre stehe in der Gestaltungssatzung, dass "vom Straßenraum sichtbare Sonnenkollektoren" nicht zugelassen seien. Die Sozialdemokraten im Karlstadter Stadtrat möchten das ändern. In ihrem Antrag fordern sie, dass das Sonnenkollektoren-Verbot gestrichen wird. 

SPD-Antrag: Vorteile des Solarstroms  überwiegen ästhetische Aspekte

Unter "ästhetischen Aspekten" habe die Regelung zwar heute noch ihre Berechtigung. Die Vorteile erneuerbarer Energie würden aber angesichts der Klima- und Energiekrise schwerer wiegen. "Inzwischen haben Solarmodule nach zwei bis drei Jahren das für die Produktion verwendete CO2 ausgeglichen und tragen zur klimafreundlichen Stromerzeugung bei", heißt es in dem Antrag. Auch "geopolitisch" sei es sinnvoll, sich von Russland, dem Nahen Osten, aber auch von den USA und Kanada unabhängig zu machen. Zudem biete die Solarstromerzeugung Hausbesitzern finanzielle Vorteile und lokale Fachkräfte würden von Aufträgen profitieren.

SPD-Stadtrat Harald Schneider berichtet, dass es in jüngerer Vergangenheit mehrere Anfragen von Bürgerinnen und Bürgern aus der Altstadt gegeben habe, die gerne Sonnenkollektoren auf ihren Dächern installiert hätten, aber wegen der Satzung nicht durften. Das und die aktuelle Energiekrise hätten seine Fraktion zu dem Antrag bewegt, so Schneider. Für eine Mehrheit im Stadtrat sieht er gute Chancen. Da das Gremium aktuell aber Sommerpause hat, werde das Thema frühestens im September oder Oktober behandelt. 

Steht der Ensembleschutz den Sonnenkollektoren im Weg?

Da alle Gebäude in der Altstadt auch unter Ensembleschutz stehen, ihr Erscheinungsbild also als erhaltungswürdig gilt, stellt sich die Frage, ob eine Änderung der Gestaltungssatzung alleine überhaupt genügen würde, um Sonnenkollektoren in diesem Stadtgebiet zu ermöglichen. Harald Schneider glaubt nicht, dass das eine große Hürde sein werde. Wer durch die Stadt laufe, sehe schließlich von unten gar nicht, was auf dem Dach ist, argumentiert er.  

Auf Anfrage bestätigt der Pressesprecher der Stadt Karlstadt, Uli Heck, dass der Antrag bei der Stadtverwaltung eingegangen sei und dass man sich diesem annehmen werde. Photovoltaik-Anlagen seien enorm wichtig für die Energiewende, so Heck. Dass der Stadtrat alleine entscheiden kann, ob Solaranlagen in der Altstadt erlaubt sind oder nicht, sei aber nicht der Fall. Es müsse auch die Denkmalpflege mit ins Boot geholt werden. Erste Gespräche mit dem Landesamt für Denkmalpflege seien bereits anberaumt. Wie eine Beschlussvorlage der Stadt letztlich aussehen wird, könne er zum jetzigen Zeitpunkt noch nicht sagen.

Ein positives Signal für Hauseigentümer, die auf Solarkraft setzen wollen: Erst kürzlich hat die bayerische Staatsregierung das Denkmalschutzgesetz mit dem Ziel überarbeitet, die Gewinnung von erneuerbaren Energien auf Denkmälern zu vereinfachen. 

 
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Kommentare
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  • S. C.
    Dummfug. Warum müssen unbedingt im historischen Altstadtkern diese häßlichen Dinge montiert werden?

    Unsinnig, solange es noch jede Menge (!) freie Dächer auf Schulen, Fabrikdächern, landwirtschaftlichen Hallen, usw., usw. gibt.

    Meinetwegen entlang von Autobahnen, Zugstrecken.... die Möglichkeiten sind nahezu unbegrenzt
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  • R. A.
    Diese Gestaltungssatzungen gehören alle überprüft. Aber von unabhängigen Gutachtern, denen das Ortsgeklüngel wurscht ist. Olle Kamellen, die an die aktuelle Zeit angepasst werden müssen.
    Altstadtansichten, historisch sind wenige von Bedeutung, die meisten wurden leider falsch saniert oder wiederaufgebaut.
    Das Nachbarsgelaber ist auch typisch deutsch.
    Ich fahre mittlerweile die 3. Wärmepumpe. Letztes Jahr wurde ich belächelt, heute verstehe ich das Gerede über verpasste Möglichkeiten nicht mehr.
    Jeder hatte genügend Zeit, jetzt kostet es halt richtig Geld. So what, es ist genug Geld da. Das muss nur endlich ausgegeben werden…
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  • M. R.
    Ach, die Gesellschaft ist schon stupide. Tatsächlich stimmen Bauausschuss und Co. in vielen Gemeinden gegen bestimmte Fenster zur Dämmung oder Photovoltaik. Weils nicht schön aussieht... tzzz. Ich war schon vor 20 Jahren der Meinung, dass Gemeinden 50% ihres Stromverbrauches selbst herstellen müssten.
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  • R. S.
    Der Energiewende wird alles untergeordnet. Landschaft,Naturschutzgebiete, Felder, Wald usw. Jetzt auch noch historische Stadtkerne. Als ob wir mit unserem nicht mal 2 prozentigen Anteil am weltweiten Co2 Ausstoß das Klima retten könnten.
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  • Veraltete Benutzerkennung
    Gut 80 Millionen Einwohner erzeugen 2% des weltweiten Anteils an CO2. Bei einer Weltbevölkerung von knapp 8 Mrd.. Alleine das sollte Sie schon zum Nachdenken ermutigen.
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  • B. K.
    Diese Idee ist schon alt, da war noch keine Energiekrise in Sicht, aber Deutschland...Bayern...steht sich mit seinen bürokratischen Vorschriften selbst im Weg. Die Stadt sollte Vorbildcharakter zeigen und erstmal auf ihren öffentlichen Gebäuden Solarzellen anbringen, das dürfte einfacher sein. Es muss jetzt gehandelt werden und nicht erst im Herbst darüber beraten werden, uns geht es anscheinend immernoch zu gut, so dass wir den Ernst der Lage noch nicht begriffen haben. Jeder Haushalt sollte weitgehend autark werden. Es herrscht allgemein die Meinung, warum soll ich Energie und Wasser sparen, wenn´s der Nachbar auch nicht macht...also Nachbar....dann mach es, damit dieser Spruch an Gültigkeit verliert!
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