Jean-Michael und Gabriele Dix-Landgraf müssen sich noch gedulden: Auch wenn die Karlstadter Stadträte grundsätzlich Photovoltaik fördern, auf den Dächern der Altstadt – und damit auf ihrem Hausdach – haben die Module nichts verloren, fand die Mehrheit in der jüngsten Bauausschusssitzung.
Jean-Michael und Gabriele Dix-Landgraf sanieren zurzeit das Haus Hauptstraße 50, ein ensemblegeschütztes Haus, kein Einzeldenkmal. Es liegt im Sanierungsgebiet „Südwestliche Altstadt“ und vor allem im Bereich „Hauptstraße Süd“.
Der Gebäudekomplex zieht sich bis weit in die Färbergasse. Nicht saniert wird das aus den 1930er Jahren stammende höchste Gebäude Färbergasse 2, in dem die Druckerei, gegründet von Jean-Dietz, und das Kino, die „Filmbühne“, untergebracht waren. Auf dem Dach will das Ehepaar eine Photovoltaikanlage errichten. Anthrazitfarbene PV-Module in einer Größe von 12,50 mal 5,80 Metern sollten auf dem südlichen Dach aufgebracht werden. Sie haben die Leitungsverbindung auf der Rückseite.
Es gibt mehrere kritische Punkte, die Leo Kübert von der städtischen Bauverwaltung vortrug und die zur Ablehnung des Bauantrag führten: • Die Gestaltungssatzung lässt für die Altstadt keine Sonnenkollektoren auf Dächern zu, die vom Straßenraum aus gesehen werden. Die Module würden zwar von der Färbergasse aus nicht gesehen werden, aber als eines der höchsten Dächer in der südwestlichen Altstadt von der Mainbrücke aus. • Die Gestaltungssatzung lässt nur Ziegel in naturroter Farbe zu, weil die Dachlandschaft nach historisch überliefertem Stadtbild geschützt und zurückgewonnen werden soll. Lediglich in der Jahnstraße 6 genehmigte der Bauausschuss 2005 eine Photovoltaikanlage, weil sie im Blockinnenbereich liegt und von der Straße nicht einsehbar ist. • Das Landesamt für Denkmalpflege sieht die Photovoltaik als eine Beeinträchtigung des Altstadtensembles, weil die Module eine glatte und spiegelnde Oberfläche haben. Die Behörde macht zudem auf den Brandschutz angesichts negativen Brandverhaltens einzelner Module aufmerksam.
Grünen-Stadtrat Horst Wittstadt forderte dazu auf, Zeichen zu setzen auch mit erneuerbarer Energiegewinnung in der Altstadt, auch wenn alle auf die Zähne beißen müssten. Doch die Mehrheit im Bauausschuss empfand die Module als eine dramatische Änderung für die Altstadt und erwartet Folgeanträge bei einer Genehmigung.
Stadtrat Eugen Köhler meinte, man müsste die Photovoltaikanlage vom Grundsatz her zulassen. Es gebe bereits Module als Dachziegel. Mit Blick auf die Gestaltungssatzung fügte er an, dass auch die Schüsseln für TV-Empfang nicht zulässig sind. Leo Kübert entgegnete darauf, dass die Stadtverwaltung darauf dränge, dass sichtbare Schüsseln abgebaut werden müssen, außer die Bewohner weisen nach, dass sie sonst keinen TV-Empfang haben.
Bürgermeister Paul Kruck brachte die Meinung der Stadträte auf den Punkt: „Die Altstadt ist ein besonderer Raum, der braucht einen besonderen Schutz.“ Er schlug vor, die Entwicklung abzuwarten, bis ein Modulsystem auf dem Markt ist, das sich von der vorgegebenen Dachfläche nicht unterscheidet.