
Dass die Karlstadter Firma Lummel für außergewöhnliche Gebäude weltweit Blechverkleidungen ausführt, ist nicht neu. Meist handelt es sich um Fassaden, für die in Karlstadt viele einzelne Blechschindeln vorbereitet werden. Diesmal aber sind es fertige Turmdächer, die Karlstadt verlassen. Sie sind mehr als doppelt so breit wie ein Lkw.
Das Verladen der ersten beiden Dächer war ein besonderes Schauspiel. "Unser Hoftor ist zu schmal für die Teile mit einem Durchmesser von 5,40 Metern", sagt Stefan Lummel, einer der beiden Geschäftsführer. Daher mussten die Dächer aus dem Firmengelände hinaus auf den Sattelschlepper gekrant werden. Was tun, wenn der Schlepper mehr als 60 Meter von der Ware entfernt steht, der Kran die jeweils 6,5 Tonnen schweren Dächer aber nur bis zu einer Ausladung von 25 Metern hieven kann?

In dem Fall wurden die Teile mit einem ersten Hub zunächst innerhalb des Firmengeländes die halbe Strecke in Richtung Lkw umgesetzt. Dann wurde der Autokran neu positioniert, um das Lastauto erreichen zu können. Sogar ein junger Nussbaum, der dort an der Einfahrt steht, überlebte das Manöver unbeschadet. Gut, dass er noch nicht groß ist und eine ausladende Krone hat.
Aufwendige Suche nach dem grünen Sonderfarbton
Bestimmt sind die Hauben für Türme an der UBS-Arena in New York. Die Mehrzweckhalle und künftige Spielstätte der Eishockeymannschaft New York Islanders wird bei Eishockey-Spielen rund 17 000 und bei Konzerten knapp 19 000 Personen fassen. Sie entsteht neben einer Galopprennbahn im Belmont Park 20 Kilometer östlich des Zentrums von Manhattan. Namenssponsor ist die Schweizer Großbank UBS. Architektonisch ist sie eine Hommage an den zweiten Madison Square Garden von 1890. Der wiederum war dem maurischen Stil der Kathedrale von Sevilla nachempfunden.

So ist die Fassade von Backsteinen geprägt, während für das Dach ein Grünton bestimmt wurde. "Den Sonderfarbton konnte kein Standardlieferant umsetzen und nach mehreren Bemusterungen war endlich der richtige Farbton gefunden", berichtet Stefan Lummel. Es handelt sich um falzbares Aluminiumblech der österreichischen Firma Prefa.
Eine gute Übung für die Azubis
Auftraggeber ist die weltweit agierende Fassadenbaufirma Josef Gartner GmbH, die die Bauteile auch in New York montiert. Gartner lieferte Mitte März die Stahlunterkonstruktion an. Diese passte mit einem Durchmesser von 4,60 Metern noch durchs Tor. "Der Auftrag war eine gute Übung für unsere drei Azubis", sagt Stefan Lummel. Denn im Wesentlichen ging es um Falztechnik, die bei anderen Aufträgen seltener vorkommt. Insgesamt arbeiteten sechs Mann an den Dächern plus Programmierer plus technischer Leiter. Gegen Ende wurde noch eine Subfirma hinzugerufen, da die Zeit drängte.

Jede Turmhaube besteht aus 24 Sektoren. Auf die Unterkonstruktion aus Stahl wurde eine Unterkonstruktion aus Blech genietet, dann Dämmmaterial und eine Dichtbahn eingebracht, ehe schließlich die grüne Dachhaut in Falztechnik aufgebracht wurde. Bei dem Auftrag werden die Dachhauben so optimiert, dass sie auf der Baustelle möglichst ökonomisch montiert werden können. Dort werden Glaselemente eingebaut, sodass sich letztlich eine Art riesige Laternen ergibt, die das Dach der Arena zieren werden.
Insgesamt sechs solcher Hauben fertigt die Firma Lummel. Eine davon wird mit sechs Metern Übergröße haben. Daher musste sie so konstruiert werden, dass sie sich in drei Teile zerlegen lässt. Jeweils nachts gehen die Transporte auf die Reise zum Hamburger Hafen. Ankunft in New York dürfte Mitte Juni sein.