Ein Montagvormittag auf dem Parkdeck am Gesundheitszentrum in Karlstadt: Von den 49 Parkplätzen auf dem Oberdeck sind 49 frei. Gegenüber auf dem Parkplatz von Lidl & Co dagegen herrscht drangvolle Enge. Wer sein Auto dort abstellen will, muss damit rechnen, erst nach ein oder zwei Runden eine Parklücke zu finden.

Es gibt keinen Beweis, aber es gilt als offenes Geheimnis, dass Patienten lieber den kostenlosen Parkplatz der Geschäfte auf dem einstigen Siligmüller-Gelände nutzen. Logisch, denn beim Gesundheitszentrum müssten sie pro 30 Minuten 50 Cent zahlen. Ein Parkwächter, der gefühlt ständig da ist, kümmert sich dort um die Einhaltung dieses Gebührenzwangs. Gelegentlich wird er in Gespräche mit Menschen verstrickt, die mit ihm über die Parkregelung diskutieren. Oder er erklärt den Parkautomaten, den nicht alle auf Anhieb verstehen.

Eventuell wird die Parkdauer auf eine Stunde verkürzt

"Wir können nichts machen", sagt Lidl-Marktleiterin Angelina Müller. Zwei Stunden mit Parkscheibe sind erlaubt. Doch sie kündigt an: "Wir sind dran, mit der Parkdauer runterzugehen auf eine Stunde. Das geht aber erst mal über unsere Immobilienabteilung." Eine Stunde könnte dann für viele mit einem Arzttermin knapp werden.

"Das würde die Akzeptanz der Parkplätze auf dem Siligmüller-Gelände sicher etwas nach unten bringen", sagt Christoph Weißhaar. Er betreibt auf diesem Gelände die Vitafit-Apotheke und gegenüber die Apotheke im Gesundheitszentrum, kennt also beide Sichtweisen. Beim Gesundheitszentrum hat er drei Parkplätze für Kunden seiner Apotheke "gekauft". Diese können dort während ihres Einkaufs kostenlos parken. "Da bin ich aber wohl der einzige, der das so macht." Er spricht angesichts der Parkplatzsituation von einer "Katstrophe" und einem "Riesenthema".

Alexander Weigand von der Beethovengruppe, die das einstige Karlstadter Krankenhaus Gesundheitszentrum gekauft und ins Gesundheitszentrum verwandelt hat, ist ebenfalls unglücklich mit der Situation. Bei Baukosten von 2,7 Millionen Euro für das Parkdeck sei es aber unumgänglich, dass fürs Parken eine Gebühr erhoben wird.

Hätte man auf den Bau verzichten können? Ein Gesundheitszentrum brauche ein solches Parkdeck, auch wenn dieses kaufmännisch nun nicht zufriedenstellend läuft. Weigand: "Baurechtlich mussten wir die Stellplätze nachweisen." Das Erdgeschoss des Parkdecks ist Ärzten und Angestellten vorbehalten. Dort waren am Montagvormittag auch 23 der 41 Stellplätze belegt. Auch da geht Weißhaar einen anderen Weg: "Ich habe für meine Beschäftigten Parkplätze auf dem Areal von Osma-Werm angemietet."

Im Gesundheitszentrum kommen noch weitere Abschnitte

Immerhin werde die neu installierte Park-App für das Parkdeck gut angenommen, fügt Architekt Thorsten Heßdörfer hinzu. Wer vorher einen Parkschein über beispielsweise 30 Minuten gelöst hatte, musste damit rechnen, bei der Rückkehr ans Auto einen Strafzettel vorzufinden, falls der Arzttermin etwas länger gedauert hatte. Mit der App ist es nun möglich, die Parkzeit vom Handy aus zu verlängern.

Heßdörfer merkt auch an, dass im Gesundheitszentrum derzeit noch zwei "Mietbereiche" fertiggestellt werden. Die Vermietungsgespräche dafür würden gerade laufen. Im nächsten Schritt werde die ehemalige Küche neu überplant und in das Zentrum integriert. Die Mieter all dieser Abschnitte seien in der bisherigen Parkdeckkapazität bereits berücksichtigt. Es könne aber auch sein, dass sich die Situation am Lidl-Parkplatz noch weiter verschärft, wenn die zahlungspflichtigen Parkkapazitäten weiter so zögerlich angenommen werden, fürchtet Heßdörfer.