Vielerorts gibt es sie schon länger: Bürgerbusse. Jetzt kümmert sich auch die Stadt Karlstadt um das Thema. Noch bis Ende Januar können Fragebögen ausgefüllt und bei der Stadt abgegeben werden. Bis Mitte vergangener Woche waren 172 Antworten eingegangen. Bürgermeister Michael Hombach und die Verwaltung sind positiv überrascht von der bisher regen Teilnahme an der Umfrage. "Das Interesse und der Bedarf spiegeln sich durch die Rückmeldungen wider", antwortet Pressesprecher Uli Heck auf Nachfrage der Main-Post.
Veröffentlicht waren die Fragebögen im städtischen Mitteilungsblatt vom Dezember, das noch auf der Website der Stadt aufgerufen werden kann. Die Fragebögen werden bei der Stadt abgegeben. Für eine Zwischenbilanz wurde bei der Stadtverwaltung schon mal gesichtet, woher die Antworten stammen: "Der Hauptanteil der Rückmeldungen kommt aus der Kernstadt. Guten Zuspruch fand der Fragebogen aber auch in Gambach, Laudenbach und Stetten, weniger in Heßlar, Karlburg, Rohrbach und Wiesenfeld. Sehr wenig bis fast keine Rückmeldungen gibt es aus Mühlbach und Stadelhofen."
Bei den Wünschen der Befragten gehe die Tendenz dahin, dass der Bürgerbus ein- bis zweimal wöchentlich vormittags fahren sollte, so Heck. "Nach derzeitigem Sachstand wäre es ein kleinerer Bus." Und es würde mehrere Haltestellen vor Ort geben. Das Büsschen würde also niemanden an der Haustür abholen.
Wohl nur eine Anschubförderung
Bürgermeister Michael Hombach hat die Umfrage initiiert. Bis Jahresende können über die Regierung von Unterfranken Anträge auf Förderung gestellt werden. In dem Fragebogen wird auch die Bereitschaft abgefragt, sich für den Bürgerbus zu engagieren, sei es als Fahrer oder Fahrerin, als Begleitung oder in einer Telefonzentrale. Denn der Freistaat unterstützt Gemeinden und Vereine, die ehrenamtliche Busfahrer für Kleinbusse einsetzen, bei der Anschaffung mit 50 Prozent.
Warum macht der Freistaat die Ehrenamtlichkeit zur Voraussetzung für die Förderung? Diese ausdrücklich gestellte Frage beantwortet das Verkehrsministerium nicht, sondern weicht auf eine Definition des Begriffs Bürgerbus aus: "Ein Bürgerbus ist ein Nahverkehrsangebot, das sich auf eine bürgerschaftliche Initiative gründet (,Bürger fahren Bürger'), um Lücken im öffentlichen Personennahverkehr auszugleichen. Bürgerbusvereine arbeiten ehrenamtlich..."
Wie sehen die Bürgermeister diese Regelung? Längst gibt es sogar schon Forderungen, aller Personenverkehr müsste kostenlos sein. Wie sich Bürgermeister Michael Hombach bei den sogenannten kommunalen Spitzenverbänden wie bayerischer Gemeindetag und bayerischen Städtetag für das Thema einsetzt, lässt er von Heck mit den Worten beantworten: "Eine solche Förderung ist immer eine Anschubfinanzierung. Es ist unwahrscheinlich, dass sie auf Dauer gewährt wird."
Kritik von Arnsteins Bürgermeister
Der Arnsteiner Bürgermeister Franz-Josef Sauer brennt schon länger für das Thema, spielte bereits vor seiner Zeit als Bürgermeister mit dem Gedanken, in seinem Heimatdorf Binsfeld einen Fahrdienst einzuführen. Er beklagt, der Staat delegiere vieles an die Kommunen nach dem Motto: "Geben wir denen ein bisschen Spielgeld, dann sollen sie sehen, wie sie zurechtkommen – etwa auch bei den Themen Mobilfunk und Glasfaserkabel." Aus seiner Sicht "haben wir Bürgermeister keine Scheu, den Finger in die Wunde zu legen". In Arnstein sei das Thema Bürgerbus ebenso aktuell wie in Karlstadt. Es soll im Zuge der ISEK-Fortschreibung 2022 behandelt werden. Letztlich müsse darüber auch mit den anderen Gemeinden der Allianz Main-Werntal geredet werden.