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Karlstadt
Kommentar: Ein Bürgerbus im Stundentakt ist überfällig
In vielen Dingen kann das Land nicht mit den Ballungsräumen mithalten. Beim Personenverkehr aber wäre mehr machbar.
Haltestelle eines Bürgerbusses.
Foto: Saale-Zeitung | Haltestelle eines Bürgerbusses.
Karl-Heinz Haase
Karlheinz Haase
 |  aktualisiert: 10.05.2023 10:02 Uhr

Karlstadt ist Mittelzentrum. Hier gibt es Schwimmbäder, Bibliothek, Vhs, Musikschule, Schwimmbäder, ein breites Sportangebot, Ärzte, Notar und andere Dienstleister, Kino, Kneipen und Geschäfte. Doch von den 15 000 Einwohnern leben nur 7000 und damit nicht einmal die Hälfte in der Kernstadt.

Einen Bürgerbus einzuführen ist lobenswert. Was aber ist gewonnen, wenn der nur zweimal die Woche vormittags fährt? Da arbeiten die meisten oder sind in der Schule. Der Volkacher Bürgerbus zeigt deutlich das falsche Verständnis von Bürgerbus: Eine alte Frau mit Rollator und Jugendliche sind draufgemalt. Damit ist weder ein brauchbarer Anschluss aller Einwohner an den Stadtkern noch die Verkehrswende zu schaffen.

Diskussion überflüssig: Das Auto ist schlecht fürs Klima. Und dann fordert das Vehikel ständig mehr Parkraum – tagsüber in Karlstadt und Würzburg, nachts in Gambach und Heßlar. Schon deshalb muss es ein Interesse geben, dass Haushalte keine Dritt- und Zweitwagen halten.

Das aber wird nur mit einem wirklich guten Service gelingen, der da heißt: Stundentakt – auch  abends – und verträgliche Preise. Längst gibt es übrigens auch Forderungen, für eine wirksame Verkehrswende müsste sämtlicher Personenverkehr in diesem reichen Deutschland steuerfinanziert sein. Mit dem Bus von Karlstadt nach Arnstein kostet es 5,40 Euro, hin und zurück also 10,80 Euro. Das macht keinen Spaß - noch dazu, wenn man weiß, dass es bei rechtzeitiger Buchung eine Fahrt im ICE bis Hamburg für 23,90 Euro zu haben ist, mit Bahncard 25 sogar für 17,90 Euro. Okay, das Beispiel gilt an einem Donnerstag.

Die gleichwertigen Lebensbedingungen

Der Staat fördert Bürgerbusse. Warum? Ziel ist die "Schaffung von gleichwertigen Lebensbedingungen im Land". Es wird keine Hochschule und keine Uniklinik im Sinntal geben. Aber ein ordentliches Verkehrsangebot wäre in diesem reichen Land mit politischem Willen machbar. 

Wird es aber demnächst so sein, dass ein Karlstadter Bürgerbus bis Stetten fährt und der Arnsteiner aus der Gegenrichtung bis Binsfeld? Da würde nur noch der Hinweis fehlen: "Dazwischen empfehlen wir festes Schuhwerk."

Wie gesagt, Bürgerbusse sind lobenswert und ein Anfang. Aber sie sind eigentlich ein mühsames Alibi für eine verfehlte Verkehrspolitik. Man baut auf Ehrenamtliche, die einen Beitrag zur Verkehrswende oder zur sozialen Teilhabe leisten wollen, und auf Gemeinden, die das alles hinbiegen sollen.

Vielleicht haben ja die Supermärkte Lust, das mit dem Bürgerbus zu übernehmen. Die sind pragmatisches Denken gewohnt. Dann würde der Bus gezielt deren Parkplätze anfahren. Schon hätte man fast ganz Karlstadt angebunden – vom Hammersteig über die Gemündener Straße und die Glauberstraße bis zur Bodelschwingstraße und Würzburger Straße. 

 
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  • Walter.Feser@gmx.de
    Da kann man nur zustimmen, verfehlte Verkehrspolitik und das wird nicht besser. Leider wollen die Grünen das Pferd von hinten aufzäumen.
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