
Die Nikolaus-Fey-Straße in Karlstadt ist kaum 150 Meter lang, sie hat 15 Anwohner. Diese Anwohner werden in den nächsten Monaten eine neue Adresse erhalten – und zwar ohne umzuziehen. Der Karlstadter Stadtrat beschloss am Donnerstagabend einstimmig, den Straßennamen zu ändern.
Die Namensgebung sollte Feys Verdienste um den Dialekt und die mainfränkische Lebensart würdigen. Das Engagement des fränkischen Mundartdichters aus Wiesentheid im Regime des Nationalsozialismus war damals aber noch nicht hinreichend bekannt. Eine Würzburger Fachkommission brachte dieses zutage. Fey war nicht bloßer Mitläufer, sondern ab 1. Mai 1933 Parteimitglied der NSDAP. Er absolvierte mehrere Schulungen, trat als öffentlicher Redner und "politischer Leiter" auf.
Mehrheit der Anwohner ist gegen Namensänderung
Er war unterfränkischer Beauftragter für die Reichsschrifttumskammer und überprüfte die Texte unterfränkischer Autoren auf ihre Vereinbarkeit mit der Parteilinie, fungierte also als Zensor. Von 1942 bis 1944 wirkte er sogar in der Regierung des Generalgouvernements in Krakau mit als Referent der "Hauptabteilung Propaganda". Die Würzburger Kommission kam zu dem eindeutigen Schluss, dass die nach Fey benannte Straße in der Domstadt umzubenennen ist.
All dies wurde den 15 Anwohnern der Fey-Straße in Karlstadt mitgeteilt, mit der Bitte, ihre Meinung zu einer möglichen Umbenennung abzugeben. Elf von ihnen antworteten, nur zwei sprachen sich für einen neuen Namen aus, neun waren dagegen. Sie argumentierten mit "Verhältnismäßigkeit", da durch eine Adressänderung ein gewisser bürokratischer Aufwand auf sie zukäme.
Bürgermeister Michael Hombach erklärte, die Stadt sei bereit, bei neuen Dokumenten behilflich zu sein. Beim Personalausweis werde die Adresse kostenlos geändert, in Führerschein und Reisepass sei sie gar nicht enthalten. Im Schriftverkehr mit Versicherung, Stromversorger, Internetanbieter oder ähnlichen Stellen könne Hilfestellung angeboten werden. Hohe Kosten kämen auf die Anwohner nicht zu: einen Fahrzeugschein ändern zu lassen, koste beispielsweise 12,60 Euro.
Bürgermeister und Stadträte sind sich einig
Außerdem verlas Hombach eine Passage aus einem Text von Nikolaus Fey von 1934, in dem dieser Adolf Hitler als "Wiedergeburt" des fränkischen Freiheitskämpfers Florian Geyer (1490-1525) bezeichnete. "Da läuft's mir eiskalt den Rücken runter", bekannte der Bürgermeister. Er sagte, die Verwaltung lege keinen Beschlussvorschlag vor, er selbst befürworte aber eine Umbenennung der Straße.
Stadtrat Horst Wittstadt (Grüne) sagte, es sei "gut und richtig, dass wir das Thema zügig angepackt haben". Er sei für eine neue Namensgebung, denn die Stadt solle ihre Straßen nicht nach Nazis benennen. Wittstadt sagte, er halte die Anwohner aber nicht für Rechte; sie wollten nur Unannehmlichkeiten vermeiden. Stefan Rümmer (SPD) stimmte ihm zu und merkte an: "Ich hatte gedacht, das Thema sei umstritten. Aber heute ist kein einziger Anwohner da." Die Stadt als Verursacher der Namensänderung solle die Betroffenen unterstützen.
Wolfgang Tröster (Grüne) bezog sich auf die Rede Inge Auerbachers im Deutschen Bundestag zur Erinnerung an den Holocaust. "Fey hat es nicht verdient, dass nach ihm eine Straße benannt wird." Das sah der komplette Stadtrat so. Die Namensänderung wurde einstimmig beschlossen.
Nun wird die Stadt die Bürgerinnen und Bürger um Vorschläge für einen neuen Namen bitten. Einige Anwohner schlugen vor, künftige Straßennamen sollten sich an Blumen, Pflanzen, Tieren oder örtlichen Gegebenheiten orientieren. Der Bürgermeister betonte dagegen, dass es in der Kreisstadt durchaus mehr Straßen geben könnte, die nach Frauen benannt sind. Schon im März könnte der Stadtrat über den neuen Namen beschließen.
Einfach nicht mehr nachzuvollziehen…
Die Nazis hofften damals, ihre Schandtat könne die unliebsamen Autoren in Vergessenheit geraten lassen. Ebenso möchten die Stadträte die ungeliebten Namensgeber der Straßen ausmerzen weil diese, durch ihre NS-Vergangenheit, in den Augen der Räte nicht würdig sind und daher weichen müssen.
Die Zeiten ändern sich, die Methoden leider nicht. Wäre es nicht besser, die Namensschilder mit einer Hinweistafel zu ergänzen und die Mitmenschen über die Umstände aufzuklären? Diese Namensgeber sind ein Teil unserer Geschichte, kein schöner Teil, aber doch ein wichtiger Teil und dieser sollte nicht in Vergessenheit geraten, schon um eine Wiederholung zu verhindern.
Wie würden man mit einer Paul-Breitner-Straße umgehen, ein bekennender Mao-Anhänger oder ein Helmut-Schmidt-Platz, dieser war er Referent im NS Reichsluftfahrtministerium?
Hören Sie Richard Wagner? Wenn ja, sind Sie nach ihrer eigenen Definition ein Antisemit! Wagner war auch einer und trotzdem trifft sich die politische Prominenz, unabhängig vom Parteibuch, alljährlich in Bayreuth auf dem grünen Hügel.
Wenn selbst Daniel Barenboim, ein Jude und damit sicher kein Antisemit, die Wagner-Opern, Werke eines Antisemiten dirigiert, kann auch die Nikolaus-Fey-Straße weiter ihren Namen behalten.
Barenboim macht das was Sie offensichtlich nicht können oder wollen, er unterscheidet zwischen dem künstlerischen Schaffen und der politischen Einstellung.
Es gab und gibt viele Antisemiten in der Geschichte, Martin Luther, Johann Wolfgang von Goethe usw, soll man alle Straßen jetzt umbenennen? Und was ist wenn die neuen Namensgeber auch Fehlverhalten hatten, wieder umbenennen?
Es ist Teil der Geschichte, soll Geschichte in Vergessenheit geraten oder aufklären?
Danke für den Vergleich mit Richard Wagner. Das ergibt für mich mehr Sinn als der Vergleich mit Bücherverbrennungen. Warum man dessen Musik mögen kann, erschließt sich mir nicht wirklich, aber wie fast alles im Leben ist das wohl Geschmacksache. Davon abgesehen machen Sie hier zurecht darauf aufmerksam, dass Menschen zuweilen bigotte Entscheidungen treffen. Trotzdem befürworte ich es grundsätzlich, wenn man überführte Nazis, die dazu nie ihre Taten öffentlich bereuten, nicht auch noch auf ein Podest hebt.
Vielleicht sollte man überhaupt davon Abstand nehmen, Menschen Denkmäler zu setzen.
Man könnte ein kleines Erläuterungsschild darunter anbringe "berühmter Heimatdichter, im 3. Reich umstritten", und schon wäre die "political correctness" gewahrt.
Schlimmer ist jedoch, daß der Bürgerwille ignoriert wird.
Auch hier wird wieder die Mehrheit durch eine kleine, besserwisserische Minderheit gesteuert und belehrt.
Wir wissen alle, weshalb die Stadträte so abgestimmt haben. Keiner will wegen einer anderen Meinung diffamiert und in die rechte Ecke gestellt werden. Das ist bekanntlich die Vorgehensweise dieser "kleinen, lauten und besserwisserischen Minderheit".
Das ist regieren nach Gutsherrenart.