Als erste Frau in Unterfranken hat die Kaminkehrermeisterin Marina Moritz ihren eigenen Kehrbezirk erhalten. Seit März ist die 33-Jährige für 2900 Haushalte im Landkreis Main-Spessart verantwortlich. Nach 18 Jahren in diesem Beruf hat sich ihr Traum von der Selbstständigkeit nun erfüllt. Die gebürtige Eibelstadterin liebt ihren Beruf – obwohl sie mittlerweile Zwölf-Stunden-Tage macht.
Moritz kam über ein Praktikum während der Schulzeit zu ihrem Beruf: "Ich kam nach Hause und habe meinen Eltern gesagt, das ist der Beruf, den ich lernen möchte." Heute schwärmt sie: "Das kann sich keiner vorstellen, aber das ist eine so schöne Aufgabe. Ich liebe die Abwechslung in diesem Beruf."
Vor allem der Kontakt zu den Kunden gefalle ihr. "Da wird mal geschwatzt und ich bekomme etwas geschenkt", sagt sie. Von ihren neuen Kunden in Birkenfeld, Billingshausen, Karbach, Erlenbach und einem Teil von Leinach sei sie toll aufgenommen worden. "Die haben schon am Anfang neugierig geschaut, ob ich als Frau diese Arbeit auch machen kann", berichtet sie von ihren ersten Tagen im eigenen Bezirk.
Kaminkehrerin sucht dringend Unterstützung
Ihre Selbständigkeit hatte die Kaminkehrermeisterin schon während der Ausbildung im Fokus. Vor allem schlechte Erfahrungen mit früheren Chefs bewegten sie zu diesem Schritt. "Jetzt kommandiert mich niemand mehr herum", sagt Moritz. Abstriche muss Moritz jetzt erst einmal im Privatleben machen, erklärt sie ihren arbeitsreichen Alltag. Dieser beginnt am frühen Morgen im Büro und endet am Abend nach dem letzten Hausbesuch. "Mein Essen koche ich am Wochenende vor." Dringend bräuchte sie einen angestellten Kaminkehrer, auch ein Auszubildender soll bestenfalls diesen Sommer dazu stoßen. Dennoch sei sie glücklich, diesen Schritt gewagt zu haben.
Ihren Respekt musste sich Moritz während der Ausbildung und im anschließenden Berufsleben gegenüber den männlichen Kollegen erst erkämpfen. Zwar hätten mit ihr weitere zwei Frauen die Kaminkehrerschule in Neumarkt in der Oberpfalz – eine von zwei Ausbildungsstätten in Bayern – besucht, im Berufsleben würden viele Kaminkehrerinnen jedoch nicht dauerhaft bleiben. Im Landkreis Main-Spessart sei ihr nur eine weitere angestellte Kollegin bekannt.
Auch in der Freizeit sitzt die Kaminkehrerin auf dem Dach
Die Ausnahmestellung der Frau in diesem Beruf bestätigt auch Benjamin Schreck, der Obermeister der Kaminkehrerinnung von Unterfranken. 15 Auszubildende gebe es pro Lehrjahr, immerhin sei jedes Jahr eine Frau dabei. Den Schritt in die Selbstständigkeit habe in seinem Zuständigkeitsbereich bisher keine Frau gewagt, führt der 45-Jährige aus, der zuvor als Fachlehrer an einer Kaminkehrerschule arbeitete. Angestellte Kaminkehrerinnen in Unterfranken gäbe es weniger als zehn, überlegt der Obermeister. "Dabei sind Frauen bestens für diesen Beruf geeignet, denn der Umgang mit den Kunden fordert viel Einfühlungsvermögen."
Und was macht Unterfrankens erste Bezirkskaminkehrerin, wenn sie sich doch einmal ein paar Stunden freinehmen kann? "Dann steige ich mit einem Glas Weißwein aus meinem Dachfenster auf einen Trittrost und genieße den Sonnenuntergang." Dabei schweift ihr Blick über das Zellinger Tal in Richtung der ersten Höfe ihres neuen Kehrbezirks "Main-Spessart 13". Dann ist Marina Moritz wieder ganz entspannt.
Schöne Grüße
Rainer
Wow!😀