Trotz herbstlich feuchtem und kühlem Wetter waren die Plätze am Freitagabend an der alten Mainbrücke fast alle belegt. Erleichtert, dass immerhin der Regen aufgehört hatte, begrüßte Martin Rassau von der Comödie Fürth das Marktheidenfelder Publikum. "Und sollte es nochmal anfangen, soll der Michel halt ein Lied singen – dann ist der Regen wieder weg", kalauerte Rassau und lieferte den passenden Einstieg für Michl Müller, den selbsternannten "Dreggsagg" aus der Rhön. Und Müller wäre gewappnet gewesen – hat er doch während des Lockdowns vierundzwanzig neue Lieder geschrieben!
Von Beginn an zog Müller das Publikum mit seinen Geschichten aus Politik und Zeitgeschehen in den Bann, ließ die Zuschauer an seinen Erinnerungen aus der Jugend, den Erfahrungen beim Häuslesbau und seinen Lebensweisheiten teilhaben. Den ganzen Abend mit dabei waren Volker und Elke aus Riedstadt, das neu auserkorene Paar der Volksmusik. Markus Söder, der kleine Bratwurstbaron aus Nürnberg, bekam genauso sein Fett weg wie Hubert Aiwanger oder der neue AfD-Landrat aus Thüringen. Doch was muss man als Landrat schon machen? Bändele durchschneiden und Schäufele fressen. Die Frage, warum man Putin nicht in einen Flieger, so wie Prigoschin, hineinsetzen könne, blieb an diesem Abend unbeantwortet.
Waldbaden als neuer Trend in der Corona-Zeit
Während Corona und dem Lockdown hat die Gesellschaft neue Trends entwickelt, über die sich Müller ausließ. Waldbaden, zum Beispiel, Bäume umarmen. Und Männer haben das Kochen entdeckt. Wurden früher – also vor 2019 – am Stammtisch Sonderangebote im Baumarkt ausgetauscht, geht es jetzt um den neusten Spargelschäler von WMF. Oder die neue Religion Thermomix, unentbehrlich für gebrannte Mandeln, Eierlikör, Obatzda oder italienischen Brotaufstrich. Die Ausführungen Müllers zu seinen Erfahrungen bei der Herstellung von "Öpfelbrei" führten zu wahren Lachsalven, vor allem bei den anwesenden Hausfrauen.
Das Lied "Du bist mei Ünnerhos", bei Mimik und Gestik Kerstin Ott parodierend, führte Müller zum offiziellen Schlagersender MDR und allgemein zum Thema Fernsehprogramm. Was für TV-Formate hat man doch während Corona angeschaut! Shopping Queen, Perfektes Dinner, und Bauer sucht Frau hat man sich angetan. Den Lachern zufolge haben auch viele der Zuschauer viel Zeit vor dem Fernseher verbracht. Beim Friseur haben ebenfalls einige schon ähnliche Erfahrungen wie der Comedian gemacht. "Ist es so angenehm?" lautet die Frage der Azubine, während sie mit brühend heißem Wasser die Haare wäscht und dabei Shampoo in die Augen laufen lässt.
Handwerker namens Mörtel und Dübel
Müller warnte davor, ein Haus umzubauen. Vier Jahre habe es bei ihm gedauert! Unglaublich witzig sind die Geschichten rund um Architekt Rudi, die Handwerker namens Mörtel, Dübel und Boschhammer und den Nachbarn Butterdos. Welchen Bodenbelag sollen die Räume bekommen? Fliesbeton oder Fliesen? Und wie steht es mit Photovoltaik und Wärmepumpe? Wozu, in Franken hat man einen Kachelofen. Architekt Rudi sieht, spürt und fühlt, dass schwarze Armaturen im Bad perfekt wären. So wie er spürt, dass ein verglastes Treppenhaus richtig ist, losgelöst von ungewünschten Einsichten in das Müllersche Familienleben.
Absolutes Highlight im Programm waren die Lieder von Müller. "Männer, die bügeln sind sexy", "Es steht nix komisch weg", oder "Ich und mein Akkuschrauber" sind Songs, wie sie eben nur ein Michl Müller schreiben und vortragen kann. Geschickt platziert rundeten diese die zuvor erzählten Geschichten ab. Das Publikum war begeistert, zu stehenden Ovationen gab es als Zugabe noch ein Medley der bekanntesten Lieder zum Mitsingen. Ein wahrlich "verrücktes Programm"!