Wie soll die Entwicklung Gemündens in den nächsten zehn bis 15 Jahren aussehen? Antworten auf diese Frage soll ein sogenanntes integriertes städtebauliches Entwicklungskonzept (ISEK) geben, welches die Stadtverwaltung in Zusammenarbeit mit dem beauftragten Planungsbüro HWP (Würzburg) und im Dialog mit der Bevölkerung im kommenden halben Jahr erstellen will. Am Dienstagabend fand in der Scherenberghalle die Auftaktveranstaltung statt, zu der rund 50 Bürgerinnen und Bürger gekommen waren.
Es gehe darum, neuen Herausforderungen gerecht zu werden, sagte Bürgermeister Jürgen Lippert vor dem Hintergrund des wirtschaftlichen und demografischen Wandels. Laut Holger Kess vom Büro HWP sollen im Rahmen des städtebaulichen Entwicklungskonzeptes Projekte benannt werden, die sowohl umsetzbar sind als auch staatlich gefördert werden können.
Das Büro habe bereits einige Vorarbeiten geleistet und sechs Handlungsfelder aufgestellt. Diese sind: 1. Aufwertung der Altstadt; 2. Tourismus, Erholung, Kultur und Freizeit; 3. Lebenswertes Wohnen; 4. Handel, Versorgung und Soziales; 5. Verkehr und Mobilität; 6. Freiraum, Ökologie und Klima.
Kess zufolge soll das historische Stadtbild möglichst erhalten bleiben, die Funktionsvielfalt und Aufenthaltsqualität in der Altstadt aber dennoch erhöht werden, beispielsweise durch ein Ärztezentrum, Events, Gebäudemodernisierungen, Nutzung von Leerständen und barrierefreie Straßen und Plätze. Ziel sei, die Herstellung eines Sanierungsgebiets im Bereich der Altstadt.
In der Altstadt soll es mehr Wohnungsangebote geben
Ferner solle Gemünden als Tourismus- und Naherholungsort weiterentwickelt werden durch bessere Vermarktung, Ausschöpfung vorhandener Potenziale und Ausbau der Tourismus- und Freizeitinfrastruktur. Neue, attraktive Wohnangebote sollten Kess zufolge vor allem in der Altstadt geschaffen werden. Wichtig sei auch die Stärkung Gemündens als Versorgungsstandort mit Handels- und Dienstleistungsangeboten und guter sozialer Infrastruktur.
Beim Thema Verkehr und Mobilität setzte Kess vor allem auf eine Entlastung der Innenstadt, unter anderem durch eine Umgehungsstraße; auch das Rad- und Fußwegenetz sollte ihm zufolge optimiert werden. Durch Begrünung und Nutzung erneuerbarer Energien könne die Stadt Gemünden einen Beitrag zum Arten- und Klimaschutz leisten sowie ihre Ökobilanz verbessern, sagte Kess.
Aus den Reihen der Bürgerinnen und Bürger kamen Vorschläge wie die Erneuerung des Innenstadtpflasters, Einrichtung eines Jugendzentrums, Reduzierung der von Autos und Zügen verursachten Lärmbelastung, Einbeziehung der Stadtteile, Skaterplatz, Jugendliche in den Dialog einbeziehen, Einrichtung einer offenen Stadtbühne, das Thema Flüsse und Wasser touristisch besser herausstellen, großzügige Wohnbebauung im Bereich Badgasse, Stellplätze und andere Attraktivitäten für Motorradfahrer schaffen.
Handlungsfeld Ökologie bekam von den Bürgerinnen am wenigsten Punkte
Eine Bewertung mittels Punkteverteilung ergab, dass die Bürgerinnen und Bürger beim Thema Altstadt einen Schwerpunkt setzten, wenngleich auch die anderen Handlungsfelder als bedeutend eingestuft wurden; am wenigsten Punkte bekam das Handlungsfeld Freiraum, Ökologie und Klima.
Laut Kess werden die Ergebnisse der Auftaktversammlung nun zusammengefasst und dokumentiert. Als nächstes, voraussichtlich im März, sei ein Ortsspaziergang mit Bürgerinnen und Bürgern zur Erfassung neuralgischer Punkte geplant, im Frühsommer werde es dann einen Workshop geben, in dem wichtige Punkte vertieft betrachtet werden sollten.
Bürgermeister Lippert dankte den anwesenden Bürgerinnen und Bürgern dafür, dass sie "die Themen mit beackert haben". Bei vielen Anliegen, die angesprochen worden seien, sei man bereits auf einem guten Weg in Richtung Umsetzung, so der Bürgermeister. Aber es gehe "nicht immer alles sofort".