
Im Alter von 90 Jahren ist am Dienstag die Burgsinnerin Inken Kleibömer verstorben. Ingeburg Kleibömer-Braun, wie sie mit vollem Namen hieß, stand als Schauspielerin in Main-Spessart und Würzburg auf mehreren Bühnen. Sie trat in der Spessartgrotte in Langenprozelten ebenso auf wie bei den Scherenburgfestspielen in Gemünden und zuletzt im Krimikeller in Rothenfels. Rollen als "komische Alte" machten ihr wahnsinnig Spaß. Auch im Würzburger Chambinzky und auf der Werkstattbühne war sie lange Jahr zu sehen. Über 30 Jahre lang, bis 2020, schrieb und fotografierte sie für die Main-Post. Sie war die erste Frau im Burgsinner Gemeinderat und führte bis ins hohe Alter der Ortsverband der Frauen-Union.
Die gebürtige Braunschweigerin war auch abseits der Theaterbühne eine elegante, auffällige Erscheinung. Ihr Ding waren PS-starke Autos. Sie fuhr Porsche, BMW, zuletzt einen Audi TT. Und standesgemäß wohnte sie lange im Fronhofer Schlösschen in Burgsinn. Das Heimchen am Herd war sie nie. So hat sie schon während ihrer Berufstätigkeit und auch während ihrer Aufgabe als Mutter zweier Kinder, einer Tochter und eines Sohnes, stets nebenher Theater gespielt.
Die Schauspielerei war ihre große Leidenschaft
Dass sie Schauspielerin werden wollte, war ihr schon klar, als sie als Vierjährige mit ihrer Oma in Braunschweig gerade ihr erstes Theaterstück gesehen hatte. Als Achtjährige hatte sie ihre erste Sprechrolle, auch wenn die aus nur einem einzigen Satz bestand. Den Wunsch, Theater zu spielen, setzte sie gegen den Widerstand des Vaters durch. Sie war ohne Mutter aufgewachsen. In der Familie wurde kolportiert, dass eine entfernte Verwandtschaft zum italienischen Schauspieler Terence Hill bestehe, dessen Mutter aus der Nähe von Dresden stammte.
Eine kaufmännische Lehre – dem Vater zuliebe begonnen – bedrückte die 17-jährige Inken derart, dass sie permanent krank und schließlich entlassen wurde. Sie fuhr auf eigene Faust nach Göttingen und sprach beim bekannten Theatermann Heinz Hilpert vor, der ihr Talent bestätigte und sie zur Schauspielschule nach Hannover schickte. Dafür musste sie zunächst zum Vormundschaftsgericht, um das Sorgerecht vom Vater auf die verständnisvollere Schwester ihrer gestorbenen Mutter übertragen zu lassen. Einen klaren Willen zu haben und ihn auch durchzusetzen zu können, zeichnete Inken Kleibömer aus. Theater in Hannover, Hamburg und Mannheim gehörten zu Kleibömers Stationen. In Kiel und in Flensburg spielte sie gleichzeitig. In der einen Stadt stand sie vormittags in einem Märchenstück für Kinder auf der Bühne, in der anderen bestritt sie die Abendvorstellung.
Beruflich verschlug es sie nach Burgsinn, ihre Liebe zog ihr hinterher
Beruflich war Kleibömer mit mindestens 1000 Kilometer pro Woche als Vertreterin für Schul- und Lehrmittel unterwegs. Diesen Beruf empfand sie in zweierlei Hinsicht als Glücksfall, wie sei einmal erzählte: Zum einen erlaubte er ihr, sich von ihrem Mann – das Paar hatte sich auseinander gelebt – zu trennen und ihre noch kleinen Kinder allein großzuziehen, denn mit ihnen war berufsmäßige Schauspielerei unmöglich. Zum anderen führte der Beruf Kleibömer 1977 nach Burgsinn, als sie die Vertretung ihrer Firma für Unterfranken und einen Teil Hessens erhielt.
Ihr zweiter Mann Charly Braun aus Duisburg, den sie ein Jahr zuvor bei einer Kur kennengelernt hatte, wechselte ihr zuliebe den Beruf, um ebenfalls nach Burgsinn ziehen zu können. Sie initiierte 1989 die Frauen-Union in Burgsinn und setzte sich erfolgreich für die Gründung der Burgsinner Gemeindebibliothek ein, die sie jahrelang leitete.
Die letzten beiden Jahre lebte sie in einem Seniorenheim im westfälischen Gronau in der Nähe ihres Sohnes Burkhard. Die Urnenbeisetzung soll im engsten Familienkreis in Gronau stattfinden. Den Ablauf inklusive Musikauswahl habe seine Mutter zu Lebzeiten genau geplant, sagt ihr Sohn.