„Ich will Schauspielerin werden.“ Das war Inken Kleibömer schon klar, als sie als Vierjährige mit ihrer Oma in Braunschweig gerade ihr erstes Theaterstück gesehen hatte. Auch wenn's ihr damals natürlich noch keiner glauben wollte. Sie setzte alles daran, dieses Ziel zu verwirklichen. Erfolgreich. Als Achtjährige hatte sie ihre erste Sprechrolle, auch wenn die aus nur einem einzigen Satz bestand. Noch immer steht Inken Kleibömer auf der Bühne, obwohl sie heute, am 13. September, schon ihren 85. Geburtstag feiern kann. „Ich neige nicht zum Ruhestand“, bringt sie das bühnenreif auf den Punkt.
Zuletzt spielte sie im Krimikeller in Rothenfels Miss Marple. Rollen als „komische Alte“ machen ihr wahnsinnig Spaß. Ihr Talent für dieses Rollenfach hatte schon Heinz Hilpert erkannt, Intendant des Deutschen Theaters in Göttingen, bei dem sie sich als 18-Jährige als Schauspielerin beworben hatte.
Zweimal am Tag auf der Bühne
Engagieren wollte er sie trotzdem nicht. „Es wäre ihm schon lieber, sie würde vorher eine Schauspielschule besuchen, hat er gesagt“, erinnert sich Kleibömer. Die Empfehlung, die ihr Hilpert mit auf den Weg gab, ebnete ihr den Weg an die Akademie für Musik und Theater in Hannover.
Nach den zwei Jahren Unterricht wurde sie erstmals engagiert. Sie spielte eine Rolle in einem Weihnachtsmärchen. Und seither reiht sich ein Auftritt an den anderen. Theater in Hannover, Hamburg und Mannheim gehörten zu Kleibömers Stationen. In Kiel und in Flensburg spielte sie gleichzeitig. In der einen Stadt stand sie vormittags in einem Märchenstück für Kinder auf der Bühne, in der anderen bestritt sie die Abendvorstellung. Trotzdem fand sie Zeit für die Gründung einer Familie. Zu den zwei Kindern sind inzwischen auch zwei Enkel gekommen.
Seit 1977 in Burgsinn
Seit sie sich 1977 in Burgsinn niedergelassen hat, ist Kleibömer in den Theatern der Region eine feste Größe. Sie war im Chambinsky in Würzburg zu sehen. Sie trat in der Spessartgrotte in Langenprozelten auf – unter anderem mit Sebastian Bezzel, der längst eine feste Größe im Fernsehen und auf der Kinoleinwand ist, als Kommissar im Bodensee-Tatort oder als Polizist Franz Eberhöfer in Krimikomödien wie zuletzt „Sauerkrautkoma“ nach Romanen von Rita Falk. Bei den Scherenburgfestspielen in Gemünden war Inken Kleibömer ebenfalls oft zu sehen.
Auch wenn der Schauspielerei ihre besondere Liebe gehört, ist die darstellende Kunst längst nicht das einzige Feld, auf dem sich Inken Kleibömer mit Herzblut engagiert. Sie schreibt und fotografiert seit vielen Jahren für die Main-Post. Sie war mal „Verkäuferin des Jahres“, denn sie arbeitete lange für eine Firma, die Schulen mit Material und Geräten für Biologie- Chemie- und Physik-Unterricht ausstattete, und später die ersten Kopierer und Overhead-Projektoren vertrieb. Vorher war für einen Verlag tätig gewesen, der Schulbücher herausbrachte.
Sportwagenfan und Bibliotheksgründerin
Inken Kleibömer vertrat als Gemeinderätin etliche Jahre die Interessen ihrer Mitbürger in Burgsinn – als erste Frau zog sie in das Gremium ein. Noch heute führt sie den Ortsverband der Frauen-Union (FU). Mit den Frauen im Rücken setzte sie sich erfolgreich für die Gründung der Burgsinner Gemeindebibliothek ein. Einmal pro Woche – mittwochs von 16 bis 18 Uhr – hält Inken Kleibömer mit einer der anderen Frauen der FU die Bibliothek im Erdgeschoss der ehemaligen Burgsinner Grundschule offen.
Ihre Unabhängigkeit demonstriert Inken Kleibömer auch auf der Straße. Sie machte schon in den 60er Jahren ihren Führerschein, als Frauen am Steuern noch eine Seltenheit waren. Und die Liebe zu flotten Flitzern pflegt die Audi-TT-Fahrerin bis heute. Sportwagen von BMW und Porsche hat sie schon über die Straßen bewegt. Und vom VW Corrado schwärmt sie noch immer.