
Schwere Baumstamm-Stücke und Metallteile schweben am Dienstag über dem Karlstadter Stadtteil Laudenbach und über der Straße 2300 nach Mühlbach. Ein Industriehubschrauber fliegt Baumstämme aus dem Steilhang und gleichzeitig Schutzzäune ein. Das Staatliche Bauamt Würzburg hat dort Felssicherungsarbeiten veranlasst, nachdem es mehrfach zu Steinschlägen gekommen war.
Morgens um 9 Uhr hob der Industriehubschrauber des Typs AS 350 von einer Wiese am Ortsrand ab und flog zum ersten Mal in den Steilhang. Pilot Jörn Muth kann bis zu einer Tonne Gewicht an dem Transportseil transportieren, das an seinem Helikopter befestigt ist. Alexander Müller und Armin Renk-Kolozsvari von der Abteilung Konstruktiver Ingenieur- und Brückenbau am Staatlichen Bauamt Würzburg beobachten den Einsatz vom Boden aus. Lange Monate der Planung gehen damit langsam dem Ende zu.

Seit Anfang Februar wurde dieser Einsatz vorbereitet: Bäume wurden beispielsweise gefällt und Betonfundamente für die Pfeiler des 210 Meter langen Schutzzaunes gesetzt. Seither war auch die Staatsstraße zwischen Laudenbach und Mühlbach gesperrt, nur die Schulbusse durften zu bestimmten Zeiten die Baustelle passieren. Wie gefährlich die Arbeiten waren, zeigt sich am Auto einer Anwohnerin, das von einem herabrutschenden Wurzelstück eine Delle am Dach abbekommen hat.
Versteckte Felswand im Wald ist die Ursache für Steinschläge
Alexander Müller, Leiter der Abteilung Konstruktiver Ingenieur- und Brückenbau am Staatlichen Bauamt Würzburg, betont immer wieder, dass die Sicherheit während der Maßnahme höchste Priorität hat. Die Anwohnerinnen und Anwohner seien informiert worden und hätten sich an den betreffenden Tagen nicht in den Außenbereichen ihrer Grundstücke aufgehalten. Das Thema Sicherheit sei auch einer der Gründe für die Vollsperrung der Straße gewesen. Zusätzlich musste die Straße als Lagerort genutzt werden sowie für eine Art Auffahrrampe, die ein Spezialbagger für die Waldarbeiten nutzte. Für die Dauer des Hubschraubereinsatzes war außerdem der Fuß- und Radweg nur eingeschränkt befahrbar.
Das Staatliche Bauamt ist der Baulastträger für die Maßnahme entlang der Staatsstraße 2300 und investiert rund 400.000 Euro in die Sicherung des Felsabhangs. Mit 50 bis 60 Grad Steigung ragt eine etwa zwölf Meter hohe Felswand in die Höhe, versteckt hinter Bäumen. Aufgrund von Steinschlägen untersuchte das Staatliche Bauamt den Hang genauer und entfernte als Vorsichtsmaßnahme Ende vergangenen Jahres einen Felsen vom Gewicht eines Kleintransporters, der nur noch auf einem kleinen Fuß stand. Nun sollen drei überlappende Schutzzäune mit jeweils 70 Metern Länge Steinschläge auffangen.

Um die Zäune installieren zu können, wurde zunächst eine Schneise im Wald freigelegt und Betonfundamente wurden in der Felswand angebracht. Zwischen drei und sechs Meter tief im Fels stecken zudem Stahlnägel, die die Pfeiler des Zauns halten sollen. Auf diese Pfeiler balanciert der Pilot des Helikopters die Zaunelemente, unterstützt von Bauarbeitern im Hang und am Lagerplatz auf der Straße. Zwischendrin fliegt er immer wieder größere Holzpakete und Baumstämme aus. Der Wald gehöre zu Teilen der Stadt Karlstadt und der Firma Schwenk, wie Bauleiter Armin Renk-Kolozsvari erklärt. Was anschließend mit dem Holz geschieht, liege bei den Eigentümern.
Vereinzelte Zuschauerinnen und Zuschauer haben sich auch vor Ort eingefunden und verfolgen mit gezückter Handykamera das Geschehen. So etwa der Laudenbacher Rainer Ehrenfels. "In den Bergen hat man das öfter", sagt er und erinnert sich an einen Rettungseinsatz im Skiurlaub. Hier im Landkreis hätte er noch keinen Hubschraubereinsatz beobachtet. Sein Sohn fliege Ultraleichtflugzeug am Saupurzel, auch deshalb sei er interessiert.
Trotz mehrerer kurzer Regenschauer war der Einsatz möglich
Dass der Helikopter überhaupt fliegen konnte, war nicht sicher und hing von den Witterungsbedingungen ab, so Renk. Einen geplanten Ersatztermin habe es nicht gegeben, sagt Müller, denn auch der hätte bezahlt werden müssen – mit 35 Euro pro Minute plus Kosten für An- und Abflug.

Die Entscheidung zu fliegen liegt allerdings beim Piloten. Der Berufshubschrauberführer eines sauerländischen Unternehmens flog seine Maschine bereits von Frankfurt in den Landkreis Main-Spessart. Insgesamt darf er zehn Stunden am Tag fliegen, sagt Jörn Muth. Bei abwechselnd blauem Himmel und kurzen Regenschauern konnte er die Arbeiten zwar nicht wie geplant bis 14 Uhr abschließen, aber zumindest bis am späten Nachmittag.
Mit einem Pilotenwechsel und ansonsten keinen Pausen, außer zum Tanken, arbeitete der Helikopter bis um 17 Uhr durch. Um diese Uhrzeit verstärkte sich der Regen und ein Gewitter zog auf – bis auf zwei übrige Baumstämme im Hang war aber alles erledigt. Die lassen sich jedoch auf anderem Wege abtransportieren, so die Pressesprecherin des Staatlichen Bauamts.

"Wir liegen im Zeitplan", sagt Renk. Erst in den nächsten Tagen lasse sich genau sagen, ob bei der Abnahme des Zauns keine Mängel mehr festgestellt werden und alles bis Ende April abgeschlossen werden kann. Renk rechnet aber nicht mit größeren Verzögerungen, es könne sich höchstens um Tage handeln.
Weitere Felssicherungsarbeiten sieht Renk auf die Region allerdings zukommen. "Wir haben festgestellt, dass sich in den letzten Jahren die Naturereignisse wie Steinschläge und Böschungsrutschungen intensiviert haben. Das lässt sich sehr gut durch das Thema Klimawandel beantworten." Stärkere Niederschläge ließen die Felsen stärker verwittern – laut Renk Faktor Nummer eins für zunehmende Steinschläge.
