
Es ist ein aufgrund seiner Struktur und Größenordnung bislang einzigartiges Vorhaben im Kreis Main-Spessart: Die Städte Lohr und Rothenfels, die Gemeinde Neustadt und die Energieversorgung Lohr-Karlstadt planen gemeinsam einen Windpark mit bis zu 17 Anlagen. Vorgesehen ist dafür ein Gebiet, in dem die Gemarkungen von Rothenfels, Neustadt und des Lohrer Stadtteils Rodenbach zusammenstoßen. Die Regionalplanung will dort ein Vorranggebiet für Windenergie ausweisen.
Die Bürgermeister Mario Paul (Lohr), Stephan Morgenroth (Neustadt), Michael Gram (Rothenfels) und der Geschäftsführer der Energieversorgung, Marek Zelezny, informierten am Montag in einem Pressegespräch über das Projekt. Momentan sei alles noch in der Planungsphase, war zu hören; mit dem Bau der ersten Anlage in dem Windpark sei frühestens in fünf Jahren zu rechnen. Am Dienstagabend folgte eine Info-Veranstaltung in Neustadt, bei der Fragen aus der Bürgerschaft beantwortet wurden.
Windaufkommen in der Region liegt im hohen Durchschnitt
In der Pressekonferenz wurden neue Einzelheiten genannt. Demnach sind auf Rodenbacher Gemarkung bis zu vier Windräder geplant, auf Neustadter Gebiet bis zu sechs und auf Rothenfelser Gemarkung könnten bis zu sieben Anlagen entstehen. Jeweils auf kommunalen Flächen, wodurch die Städte und Gemeinden das Heft in der Hand haben. Genaue Standorte stehen noch nicht fest. Die Region bietet ein hohes durchschnittliches Windaufkommen, technisch Windhöffigkeit genannt. Diese sei "für bayerische Verhältnisse hervorragend", betonte Mario Paul und besser als auf der fränkischen Platte, ergänzte Stephan Morgenroth.

Federführend sei die Energieversorgung, sagte der Lohrer Bürgermeister: "Wir aktivieren hier unser Thüga-Netzwerk". Die Thüga Erneuerbare Energien sei starker Partner, erklärte Marek Zelezny. Die Kommunen arbeiten seit Langem auf das gemeinsame Ziel hin. Man sei auf die Energieversorgung als Wunschpartner zugegangen, sagte Stephan Morgenroth. Der Vorgehensweise liegen Beschlüsse in den jeweiligen Ratsgremien zugrunde, bekräftigten die Bürgermeister. Es sei also der gemeinsame politische Wille, diesen Windpark auf die Beine zu stellen.
Ein Drittel des Strombedarfs des Landkreises könnten die Anlagen decken
"Das ist eine große Chance, einen profitablen Windpark zu errichten, und die wollen wir ergreifen", sagte Zelezny. Mit der Erzeugung von Windstrom in der Region werde Wertschöpfung vor Ort ermöglicht. Hinzu sollen weitere wirtschaftliche Vorteile und Effekte kommen, wie ein dauerhaft günstiger regionaler Strompreis, Gewerbesteuern und Pachteinnahmen für die Kommunen sowie die Möglichkeit der finanziellen Beteiligung seitens der Bürgerschaft.

So weit ist es aber noch nicht. Neben dem Antrag auf Genehmigung des Windparks muss zunächst eine Betreibergesellschaft gegründet werden. Sie pachtet die Flächen von den Kommunen, kümmert sich um Fragen der Erschließung, stemmt die Finanzierung und leitet den Bau der Windräder in die Wege. Geplant sind Anlagen mit einer Nabenhöhe von bis zu 179 Meter, was einer Gesamthöhe von circa 260 Meter entsprechen würde. Mit der Leistung der 17 Anlagen könnte man 34 Prozent des Strombedarfs des Landkreises decken.
Weitere Infoveranstaltungen sind in Planung
Ein dicker Brocken ist die Finanzierung. Alle 17 Windräder dürften eine Investitionssumme von zusammen rund 200 Millionen Euro bedeuten. Das Geld könnte von Investoren aus der Thüga-Gruppe oder über Darlehen von Banken kommen. Ferner wird an private Investoren gedacht: Man wolle bis zu 25 Prozent in Bürgerhände geben, sagte Zelezny; denkbar ist hier beispielsweise ein genossenschaftliches Modell. Das Kapital wird aber nicht auf einen Schlag gebraucht, weil die Windräder nach und nach entstehen sollen. Am Anfang werde man wohl erst einmal zwei bauen.
Mario Paul fasste in der Pressekonferenz zusammen: Die Kommunen wollen die Entwicklung in die eigene Hand nehmen und den wirtschaftlichen Nutzen daraus ziehen. Marek Zelezny sagte, "das ganze Projekt ist extrem partnerschaftlich". Man plane weitere Infoveranstaltungen und ein Onlineportal, auf dem laufend informiert werde und wo auch Fragen zu dem Windpark gestellt werden könnten.