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Karlburg
In der Gemeinschaft leben: Baldiger Startschuss für das Mehrgenerationen-Wohnprojekt in Karlburg?
In Karlburg soll ein generationsübergreifendes Bauprojekt mit 20 Einheiten entstehen. Die Idee: Gemeinschaft fördern, nachhaltig leben und aktiv gegen Vereinsamung vorgehen.
Werkstatt, Gemeinschaftsküche, Gästeraum – viele Nutzungsmöglichkeiten für das alte Gebäude, das für die Gemeinschaft erhalten und saniert werden soll.
Foto: Jennifer Weidle | Werkstatt, Gemeinschaftsküche, Gästeraum – viele Nutzungsmöglichkeiten für das alte Gebäude, das für die Gemeinschaft erhalten und saniert werden soll.
Jennifer Weidle
Jennifer Weidle
 |  aktualisiert: 09.02.2024 08:29 Uhr

Die Gewächshausscheiben sind sauber gestapelt; ein geometrisches Muster aus Betonwegen weist auf die bisherige Nutzung des Grundstücks in Karlburg hin. Gärtnermeister Karl-Heinz Kübert (56) hat dieses freigeräumt, damit hier ein generationsübergreifendes Wohnprojekt entstehen kann.

"Der Standort wäre ideal", so Anna Steger. Das Grundstück liegt im Ortskern, hat den Main in der Nähe, ist nicht bedroht von Hochwasser und nicht weit von der Stadt entfernt. Die 65-jährige Rentnerin aus Karlstadt ist Teil der Gruppe, die sich unter dem Dach des Vereins Wohnen und Gemeinschaft Jung und Alt e.V. gegründet hat. Auch Jürgen Klein (64) aus Gemünden, erster Vorsitzender des Vereins, möchte Karlburg bald sein neues Zuhause nennen.

Dort fand sich die Gruppe aus Interessierten 2018 zusammen; heute sei man bereits einen großen Schritt weiter. Das Grundstück ist gefunden, der Notarvertrag in Vorbereitung. Die Behörden haben grünes Licht gegeben: Gespräche mit Landkreis, Stadt und Stadtwerken seien positiv verlaufen und auch der Stadtrat habe seine Unterstützung zugesichert. "Wenn nun noch ein paar Leute zu dem Projekt dazustoßen, geht es richtig los", freuen sich die beiden.

2025 könnten die Wohnungen bezugsfertig sein

Klein erklärt das weitere Prozedere: Die Planung für den Bau und die Gründung einer GBR könnte heuer abgeschlossen werden. Eine GBR sei nötig, um handlungsfähig zu sein; später werde diese in eine Genossenschaft umgewandelt. Die Genossenschaft werde auch Eigentümer des Grundstücks mit dem späteren Gebäude. "Diese", so Klein, "entspricht dem Grundgedanken der Gemeinschaftlichkeit." Außerdem ermögliche sie auch Menschen mit geringen finanziellen Mitteln den Einstieg. Im dem Fall kaufe man weniger Genossenschaftsanteile und zahle stattdessen mehr Wohngeld. Änderten sich die Lebensumstände, könne man Genossenschaftsanteile wieder zurückgeben. 2024 könnte es mit dem Bau losgehen, der 2025 abgeschlossen sein sollte.

Jürgen Klein, Anna Steger und Karl-Heinz Kübert auf dem ehemaligen Gärtnereigelände
Foto: Jennifer Weidle | Jürgen Klein, Anna Steger und Karl-Heinz Kübert auf dem ehemaligen Gärtnereigelände

Carsharing und Gemeinschaftsräume

Das Konzept für den ökologischen und barrierearmen Neubau sieht kleine Wohnungen vor. Durch ein Mobilitätskonzept mit Car-Sharing und Lastenrädern könnten Parkplätze eingespart werden. Dadurch werde kostengünstiges Wohnen und Leben möglich.

Ein Viertel der Wohnfläche werde später gemeinschaftlich genutzt. Hierfür steht ein alter Gewölbekeller und ein bestehendes zweigeschossigen Nebengebäude der ehemaligen Gärtnerei zur Verfügung. Dort sollen die Gemeinschaftsräume entstehen: Werkstatt, Fahrradraum, Gemeinschaftsküche. Auch ein großes Badezimmer mit Badewanne und ein Gästeraum sind möglich.

Das helle, im Ort eingebundene Grundstück wäre ideal für das Wohnprojekt. Im Hintergund rechts: Die Zehntscheune hinter der Grundstücksgrenze.
Foto: Jennifer Weidle | Das helle, im Ort eingebundene Grundstück wäre ideal für das Wohnprojekt. Im Hintergund rechts: Die Zehntscheune hinter der Grundstücksgrenze.

Es gäbe, so Klein, ein bestehendes Grundkonzept, das jedoch durch die Gruppe flexibel angepasst werden könne. Die Vorteile des Vereins seien außerdem die vorhandene Erfahrung und gute Vernetzung. Wer so ein Projekt verwirklicht sehen möchte, kann sich das Wohnprojekt in Oberdürrbach anschauen. Dort habe das Konzept seine Vorteile bereits sichtbar gemacht. Während die Kindergärten wegen Corona geschlossen waren, wurde in den Gemeinschaftsräumen die Betreuung der Kleinsten selbst organisiert.

Initiative durch die älteren – junge Menschen stoßen später hinzu

Dies zeige, so Steger, dass nicht nur ältere oder alleinstehende Menschen gewinnen. "Familien bekommen Unterstützung und profitieren vom Wissen der Älteren." Das Durchschnittsalter in den Wohnprojekten sei tatsächlich um die 35. Denn auch wenn meist ältere Personen das Projekt in Gang brächten, so stießen jüngere Menschen später hinzu. Daher sei es wichtig, einige größere Wohnungen einzuplanen. Eine modulare Holzbauweise schaffe die Voraussetzungen, um Wohneinheiten auch nach Fertigstellung flexibel an die Lebenslage der Bewohnerinnen und Bewohner anzupassen.

Einen weiteren Vorteil des Konzepts sehen die Karlburger Initiatorinnen in dem Wohnraum, der frei wird, wenn ältere Personen ihr Heim verlassen. Klein: "Es gibt viele Alleinstehende, die alleine in ihrem großen Haus sitzen." Ein Argument für das Bleiben sei meist der Mangel einer Alternative. Sei das neue Zuhause jedoch einzugsbereit, stehe einem Neuanfang oft nichts mehr im Wege. Davon profitierten dann junge Familien, die händeringend nach einem Einfamilienhaus suchten.

Verein bietet auch über den Bau hinaus Unterstützung

Der Prozess gemeinschaftlicher Entscheidungen, so weiß Steger, verläuft nicht immer reibungslos. Unterschiedliche Meinungen, Konsensfindung und Abstimmungen könnten Konflikte mit sich bringen. Hier biete der Verein Beratung und Unterstützung. Über das Wohnen hinaus gehören auch Veranstaltungen und Ausflüge zu den Aktivitäten. Und, so betonen Steger und Klein: "Wir sind keine geschlossene Gruppe, sondern möchten auch im Ort und in der Nachbarschaft unsere Idee leben und eine Plattform für nachhaltige Initiativen bieten." Ein Repair Café, Werkzeugverleih und Tauschbörsen sollen auch das Miteinander des gesamten Stadtteilgebietes fördern.

Wohnen in Gemeinschaft Jung & Alt e.V.

Ziel des Vereins ist die Förderung des generationsübergreifenden und nachhaltigen Miteinanders. Bereits 150 Mitglieder mit Initiativen bis ins Allgäu engagieren sich für die Idee. Vorangetrieben werden die Projekte von einzelnen Gruppen, zum Beispiel im Würzburger Hubland oder in Heidingsfeld. Das Wohnprojekt in Oberdürrbach ist bereits fertig und bezogen.
Wer Interesse an dem Projekt in Karlburg hat, kann sich an Anna Steger wenden unter Tel.: (0177) 2708332 oder per E-Mail an wohnprojekt.karlstadt@wig-wü.de wenden. Am 23. Februar findet um 18 Uhr ein Infoabend im Hotel Mainpromenade statt. Am 2. März ein Zoom-Meeting. Dafür bitte per E-Mail anmelden. Außerdem gibt es einmal im Quartal einen Stammtisch, das nächste Mal am 13. Februar um 19 Uhr im Hotel Mainpromenade.
Quelle: jen
 
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