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KARLSTADT
Generationen-Wohnprojekt wird konkreter
Dieses Haus für gemeinschaftliches Wohnen in Aschaffenburg haben die Interessenten aus Karlstadt zuletzt besucht, um sich über die dortigen Strukturen zu informieren.
Foto: Rainer Stoll | Dieses Haus für gemeinschaftliches Wohnen in Aschaffenburg haben die Interessenten aus Karlstadt zuletzt besucht, um sich über die dortigen Strukturen zu informieren.
Karl-Heinz Haase
Karlheinz Haase
 |  aktualisiert: 07.04.2020 12:14 Uhr

In Karlstadt hat sich eine Gruppe zusammengetan, die sich zum Ziel gesetzt hat, generationsübergreifend gemeinsam zu wohnen. Rund 20 Interessenten aus dem Landkreis Main-Spessart haben sich im Juni erstmals getroffen. Inzwischen suchen sie schon ein Grundstück oder eine bestehende Immobilie. Parallel dazu ist die Gruppe dabei, ihre Organisationsstruktur festzulegen. Eine Möglichkeit dafür wäre, sich dem Verein „Wohnen in Gemeinschaft Jung und Alt e.V.“ in Oberdürrbach anzuschließen – auch um nicht „das Rad neu erfinden zu müssen“, wie die Hauptinitiatorin Sabine Helfrich sagt.

Zu der Gruppe gehören mehrere Einzelpersonen und Paare im Alter von über 50 Jahren; aber auch zwei Familien mit Kindern sind dabei. Zunächst war offen, wo im Landkreis Main-Spessart sie überhaupt leben wollen. Ein Fragebogen brachte schnell Klarheit. Alle bevorzugen die Infrastruktur einer Kleinstadt. 80 Prozent würden am liebsten in Karlstadt wohnen.

Eigene Wohneinheiten

Völlige Einigkeit besteht hinsichtlich der Wohnform. Alle wünschen sich eine abgeschlossene eigene Wohneinheit. Darüber hinaus soll es gemeinsam genutzte Räume geben. Wichtig ist ein großer Gemeinschaftsraum. Außerdem plant die Gruppe ein Gästeappartement sowie gemeinsame Garten- und Freizeitflächen. Auch an Carsharing hätten die meisten Interesse.

Bei der bisherigen Suche nach einem Grundstück oder einer Immobilie wurde deutlich, dass dies ungleich schwieriger ist als bei einem Einfamilienhaus. Für ein Wohnprojekt müssten entweder mehrere Grundstücke zusammengelegt werden oder ein großes gefunden werden. Die beim Projekt „Revitalisierung des Einfamilienhausgebiets“ in Karlstadt für „neue Wohnangebote“ gekennzeichneten Flächen befinden sich allesamt in Privathand und scheinen derzeit nicht verkäuflich zu sein.

Einkaufen und Kinder betreuen

Konsens herrscht bei der Interessentengruppe darin, sich gegenseitig unterstützen zu wollen. Damit ist aber nicht die gegenseitige Pflege gemeint, sondern füreinander da zu sein. Die Bewohner wollen zum Beispiel einkaufen, wenn jemand krank ist. Oder sie streben an, die Kinder zu betreuen, wenn die Eltern etwas vorhaben oder erledigen müssen.

Entstanden ist die Idee durch eine Exkursion zu einem Wohnprojekt in Oberdürrbach, zu dem das Regionalmanagement des Landratsamts eingeladen hatte. Daraus entwickelte sich ein Stammtisch, zu dem die 20 Personen regelmäßig kommen. Zehn bis zwölf von ihnen streben bisher ernsthaft die Umsetzung ihrer Idee an.

Besuch in Aschaffenburg

Zum weiteren Vorgehen gehören Besuche von fertiggestellten Wohnprojekten. Vor gut einer Woche besichtigten die Teilnehmer das gemeinschaftliche Wohnen der „WiGe“ (Wohnen in Gemeinschaft e.V.) in Aschaffenburg. Mehr als 30 Menschen leben hier in einem ehemaligen Wohnblock von amerikanischen Soldaten auf einem früheren US-Kasernengelände in der Nähe des Stadtkerns.

Zwei Hausblöcke sind dort miteinander verbunden. Im Erdgeschoss gibt es Gemeinschaftsräume. Ein großer Raum mit Küche ist abtrennbar und hat einen Zugang zum Garten. Zudem ist dort in der Mitte ein Gemeinschaftsappartement untergebracht.

2003 waren die dortigen Initiatorinnen auf die Stadt Aschaffenburg zugegangen und schnell auf offene Ohren gestoßen. Die „Stadtbau Aschaffenburg GmbH“ kaufte als Bauträger 2009 das Gebäude und sanierte es. 26 Wohneinheiten befinden sich darin. Es gibt viele gemeinsame Aktivitäten. Das reicht von Yoga bis zum gemeinsamen Feiern. Wer Lust hat, kann sich anschließen. Das bayerische Sozialministerium hat dem Projekt den Preis „Best-Practice-Beispiel“ verliehen und es damit als nachahmenswert ausgezeichnet.

Bereicherung für die Stadt

Bei dem Besuch in Aschaffenburg wurde deutlich, dass ein solches Wohnprojekt sogar dann besonders gut harmoniert, wenn es viele Wohneinheiten enthält. Es steigt damit die Vielfalt der Unterstützungsmöglichkeiten. Und die einzelnen Bewohner sind nicht so sehr auf wenige andere fixiert.

Sabine Helfrich ist überzeugt: „Wenn das mit dem Wohnprojekt klappt, wäre das auch eine große Bereicherung für die Stadt. Es wäre ein Vorreiterprojekt für den ganzen Landkreis und würde in Karlstadt eine Lücke der Wohnformen schließen.“

Kontakt: Sabine Helfrich, E-Mail sabine.helfrich@yahoo.de

 
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