Die Sinngrund-Gemeinden wollen die Internetseite "Sinngrund-News" zum Jahresende schließen und die dazugehörige Bayernfunk-App beenden. Dazu soll der Vertrag mit dem Fraunhofer-Institut bis September 2023 gekündigt werden. Aus den Gemeinderäten, die bereits darüber abgestimmt haben, hieß es, dass die Kanäle nur noch wenig genutzt und nur noch von wenigen Akteuren bespielt wurden. Fellens Bürgermeisterin und Sinngrundallianz-Vorsitzende Zita Baur meint zu dem Thema: "Ein totes Pferd muss man ja nicht reiten." In Burgsinn gibt es eine alternative Handy-App, die sich offenbar großer Beliebtheit erfreut und die auch von manchem aus den umliegenden Gemeinden genutzt wird: die Burgsinn-App.
In Burgsinn sind beide Handy-Anwendungen, die Bayernfunk-App und die Burgsinn-App, Anfang 2021 in den Probebetrieb gegangen. Wer würde sich durchsetzen? Anfangs herrschte im Marktgemeinderat etwas Skepsis gegenüber der Burgsinn-App, weil deren Entwickler Andy Grothe Mitglied der Initiative Burgsinn ist, die im Gemeinderat drei Sitze hat und die App zu Beginn auch als ihr Ding verstanden wissen wollte. Für Burgsinn war es zudem eine Kostenfrage – während die Bayernfunk-App 600 Euro im Jahr für die gesamte Allianz kostet, kommt die Burgsinn-App die Marktgemeinde allein auf brutto knapp 1800 Euro. Dennoch setzte sich die Burgsinn-App durch. "Natürlich habe ich mich gefreut", sagt der Softwareentwickler auf Anfrage.
Unterschiede zwischen der Burgsinn-App und der Bayernfunk-App
In Grothes App bekommen die Nutzerinnen und Nutzer offizielle Mitteilungen der VG, Neues von der Bücherei, Spieltermine der SG Burgsinn oder Angebote örtlicher Gastronomiebetriebe. Außerdem, das unterscheide seine App von der Bayernfunk-App, automatisch über einen sogenannten RSS-Feed auch Mitteilungen der Polizei, für den Sinngrund relevante Artikel der Main-Post und Nachrichten vom Landratsamt. Auch aktuelle Müllabfuhrtermine gibt es da. Wenn einen die Angebote eines bestimmten Lokals oder Nachrichten des Anglervereins nicht interessieren, könne man die auch abwählen.
Burgsinns Bürgermeister Robert Herold berichtet auch von Burgsinn, dass die Bayernfunk-App dort wenig genutzt worden sei. Zudem sei die Burgsinn-App von der Bedienbarkeit her besser. Anfangs habe man sich schon gedacht, dass es die günstigere Bayernfunk-App ja auch tue, zumal die den ganzen Sinngrund abdeckt. Außerdem mussten zunächst Datenschutzfragen geklärt werden. Aber schließlich entschied der Gemeinderat, dass er die Burgsinn-App, die Grothe auch ständig verbessere, haben möchte.
Könnte man die Seite www.sinngrund-news.de und die Bayernfunk-App bei 600 Euro Kosten im Jahr für die ganze Sinngrundallianz nicht einfach weiterlaufen lassen? "Wenn es nicht genutzt wird, kann man sich auch das Geld sparen", findet Zita Baur. "Die Bayernfunk-App lebt vom Mitmachen", sagt Andy Grothe. Wenn keiner mitmache, passiere auch nichts. Bei der Burgsinn-App hingegen würden eben auch automatisch Meldungen erstellt.
Die Burgsinn-App wird auch außerhalb von Burgsinn genutzt
Dass die Burgsinn-App auch außerhalb der Gemeinde genutzt werde, habe er auch schon gehört. "Sogar in Österreich gibt es Leute, die sich die Burgsinn-App installieren", sagt Grothe. Das habe er mitbekommen, als eine Frau aus Österreich, die irgendeinen Bezug zu Burgsinn habe, mal bei ihm anfragte, dass sie die Burgsinn-App in ihrem App-Store nicht finde. Konnte sie auch nicht, weil die bis dahin nur im deutschen App-Store zu haben war, also habe er sie daraufhin für den ganzen deutschsprachigen Raum freigegeben.
Jeder, der einen Burgsinn-Bezug hat, könne einen Kanal eröffnen, seien es Privatpersonen, Vereine, Gewerbetreibende oder ortsansässige Parteien. Anfragen aus Rieneck oder Fellen hingegen hat er abgelehnt. Für die Inhalte der genehmigten Kanäle sind die Kanaladministratoren selbst verantwortlich.
Grothe möchte der Allianz oder den anderen Sinngrund-Gemeinden eine eigene App anbieten
Grothe hat im westlichen Landkreis Würzburg in den fünf Gemeinden Remlingen, Helmstadt, Holzkirchen, Neubrunn und Uettingen Gemeinde-Apps wie in Burgsinn laufen. Weil die im Verbund funktionieren, könne man auch einzelne Kanäle aus den Nachbarorten abonnieren. So könnte das nach seinen Vorstellungen auch im Sinngrund funktionieren. Er habe damals, als er die Burgsinn-App anbot, auch gleich eine sinngrund- oder allianzweite App oder alternativ einzelne Apps für jede Sinngrund-Gemeinde angeboten. "Ich bin nicht verbittert, dass es keine Zusage gab." Jetzt wäre er bereit, ein erneutes Angebot abzugeben.
Einstweilen bekommt die Sinngrundallianz eine eigene Internetseite. Die, so Allianz-Vorsitzende Baur, sei schon in den Endzügen. Auch sie habe seit ein paar Wochen die Burgsinn-App, weil sie gehört habe, dass diese auch außerhalb von Burgsinn genutzt werde. Auf die Frage nach einem Nachfolger für die Bayernfunk-App sagt sie: "Man muss immer offen sein für Neues."
