
Der Weickersgrübener Kai Stöckl hat sich etwas Großes vorgenommen. Er möchte mit seiner Frau Magda das derzeit geschlossene Ausflugslokal "Schoppenfranz" an der Ruine Homburg kaufen und daraus ein Restaurant und Ausflugslokal mit Lieferservice für die umliegenden Dörfer machen. Weil ihm aber das nötige Kleingeld für den Kauf fehlt und die Banken für einen Kredit mehr Sicherheiten wollen, versucht der 32-Jährige über Crowdfunding Geld zusammenkratzen – stolze 45 000 Euro.
Er bemühe sich schon seit dem Frühjahr um den Schoppenfranz, erzählt Stöckl auf dem Parkplatz über der Gaststätte. "Es hat schon sehr gut ausgesehen." Aber die Bank habe wegen Corona mehr Sicherheiten gewollt, sprich: mehr Eigenkapital. Stöckl kennt sich mit Selbstständigkeit aus. Er ist gelernter Bäcker und Konditor und hat schon 2006 neben seinem Beruf mit einem Holzhandel angefangen. Jahrelang hat er zuletzt bei Gerresheimer in Lohr gearbeitet und nebenher in Retzbach (früher auch in Hammelburg) ein Ladengeschäft mit Großhandel für E-Zigaretten aufgebaut, mit dem er 50 E-Zigaretten-Läden beliefere.
Den geplanten Lieferservice sieht Stöckl als Highlight
Stöckl hat für das Vorhaben einen ehrgeizigen Businessplan geschrieben. Gelingt ihm der Kauf, dann soll es im Schoppenfranz künftig tagsüber Torten, Kuchen und Eis geben, mittags Pizza und Flammkuchen. Ab 17 Uhr soll es gutbürgerliche fränkische Küche geben mit Wein und Rohstoffen aus der Region. Samstag und Sonntag will er ein Frühstücksbuffet mit frisch gebackenen Brötchen, Brot und Croissants anbieten.
Er ist überzeugt, dass ein Lieferservice in den Dörfern drum herum gut ankommen würde: "In 18 Dörfern im Umkreis gibt es überhaupt keinen Lieferservice." Im Schoppenfranz sollen, wenn es nach dem Weickersgrübener geht, dereinst Mottofeiern, Public Viewing und Weinverkostungen stattfinden.

Er plant mit fünf Angestellten, darunter zwei Köche und eine Vollzeit-Servicekraft. Seine Frau, eine gebürtige Griechin, ist gelernte Hauswirtschafterin. Griechische Küche soll es deswegen aber nicht geben. Zweifel, dass das abgelegene Lokal zu wenige Gäste haben könnte, hat er keine. "Hier oben läuft's auf jeden Fall." Auch unter der Woche sei durch Ausflügler immer viel los an der Homburg. Stöckl preist die Alleinlage des Lokals, das zudem rund 10 000 Quadratmeter Grund habe. "Man guckt genau ins Tal rein", sagt er begeistert, außenrum sind Weinberge.
Eigentümer Lothar Münch hat es nicht eilig
Eigentümer Lothar Münch, 85, der frühere Inhaber und Chef des Hotels Gut Dürnhof in Rieneck, dessen Tochter den Schoppenfranz bis zum Februar betrieb, sagt: "Interessenten waren es sehr viele." Mit Stöckl habe er schon öfter gesprochen. "Er bemüht sich drum und ist auch aktiv, das gefällt mir." Aber Münch sagt auch: "Zumindest die Finanzierung muss geklärt sein." Er habe es nicht eilig. Auf dem Grundstück bestehe ein rechtskräftiger Bebauungsplan. "Ich bin daran interessiert, dass es jemand bekommt, der es auch weiterentwickelt, sonst wär's ja zu schade", sagt Münch.
Stöckls Crowdfunding auf der Plattform Startnext läuft etwas träge an. Er hat sich zwar große Mühe mit einem Video samt Bildern von einer Drohne gegeben, von den anvisierten 45 000 Euro hatte er Anfang dieser Woche aber erst 130 Euro erreicht. Die Leute müssten sich keine Sorgen machen, sagt Stöckl, Startnext sei die zweitgrößte Crowdfunding-Plattform der Welt. Nur wenn das Fundingziel erreicht wird, werde das Geld auch tatsächlich eingezogen, etwa per Lastschrift oder Kreditkarte. Was jemand davon hat, wenn er ihn unterstützt? Die Leute könnten natürlich einfach spenden, sie könnten als Dank aber auch einen Gutschein oder ein Essen haben. Ab einer Zusage von 500 Euro lockt er mit einem Rabatt immer dann, wenn der Geldgeber künftig zum Essen komme.
wo ist denn der Link zu diesem Groundfounding?
Viel Glück***
Der junge Mann kann froh sein, dass er nicht schon im Frühjahr sein "Konzept" umsetzen konnte, dann wäre er vermutlich jetzt schon insolvent.
Wie kann man eigentlich in Corona-Zeiten überhaupt auf so eine Idee kommen? Im Moment kommen gelernte und sehr erfahrene Gastronomen ja bereits an ihre Grenzen.
Motto-Feiern, Public-Viewing??? Ich musste zwei mal hingucken, um zu sehen, dass der Bericht nicht von 2019, sondern aktuell ist.
5 Angestellte, die sich und den Chef über einen Lieferservice finanzieren? Wie will er denn u.a. eine Waren-Grundausstattung finanzieren, wenn ihm jetzt schon 45.000 Euro fehlen?
Das sieht mir schwer nach betriebswirtschaftlicher Ahnungslosigkeit aus, leider.
Ich wünsche ihm sehr, dass es für ihn klappt, aber noch mehr, das ihn vielleicht vorher ein Fachmann für Gastro-Konzepte mal berät und aufklärt.
Trotzdem viel Glück!
Aber bitte verietteln Sie Sich nicht. tagsüber Torten, Kuchen und Eis geben, mittags Pizza und Flammkuchen. "Ab 17 Uhr soll es gutbürgerliche fränkische Küche geben mit Wein und Rohstoffen aus der Region." Das ist vielleicht organisatorisch etwas zuviel-
Aber der junge Mann kann sich wahrscheinlich nicht im geringsten ausmalen, was auf ihn zukommt /zukäme, eine solche Gastronomie zu betreiben.
Ganz besonders, weil es sich um ein Ausflugslokal, weit außerhalb handelt. Das bedeutet, bei schlechtem Wetter kommt kein Mensch, bei Sonnenschein am Wochenende kommen gleich hunderte in kurzer Zeit, die alle (möglichst sofort) bedient werden wollen.
Beides personell zu lösen ist schier unmöglich.