Nass und matschig beginnt der Tag beim Verein für Hundesport Main-Spessart. Aber davon lässt sich Manuela Münch nicht entmutigen. Ganz im Gegenteil: Begeistert und fröhlich begrüßt sie alle Gäste, sie sollen sich wohlfühlen und mit ihren Hunden einen ersten, guten Eindruck bekommen von "Hoopers", der neuen Hundesportart im Verein.
Münch ist selbst seit 40 Jahren aktive Hundeführerin und trainiert mit ihrer Hündin Chica seit Herbst 2022 die junge Hundesportart, weil die Hündin aufgrund einer Erkrankung nicht mehr springen darf. Münch ist die erste Vorstandsvorsitzende im Verein für Hundesport und war unter anderem schon lange im Turnierhundesport und Begleithundetraining tätig. Auf Hoopers ist sie aufmerksam geworden, da sie auf der Suche nach einer Sportart war, die der Verein für alle Hunde und Menschen anbieten kann.
Was genau ist Hoopers?
Die Hundeführer wie Gertrud Lehmann navigieren ihre Hunde von einem abgegrenzten Bereich, dem sogenannten "Führkreis" durch einen Parcour. Der bestehet aus Hoops (Rundbögen), Tonnen, Tunneln und Gates (Absperrungen). Die Schwierigkeit besteht darin, dass zwischen dem Hund und seinem Führer eine gewisse Distanz herrscht und Lehmanns Border Collie mal zu ihr, aber auch mal von ihr weg laufen muss. Gertrud Lehmann ist extra für den Tag der offenen Tür aus dem Nürnberger Landkreis angereist, um mit ihrem Hund einen Hoopers-Parcour vorzuführen und für offene Fragen Rede und Antwort zu stehen. Sie selbst habe in der Corona-Zeit mit dem Hoopers-Training angefangen und den Trainerschein gemacht, sowie Spatenausbilderscheine für unter anderem Hoopers und Turnierhundesport.
Der Führkreis ist ein definierter Bereich, welcher sich an einer beliebigen Stelle innerhalb oder am Rand des Parcours befinden kann. Der Hundeführer darf diesen Bereich nicht verlassen und führt von dort aus seinen Hund durch den Parcour.
Im Vergleich zur Sportart "Agility", bei der Mensch und Hund sportlich aktiv sind, ist Hoopers auch für Hundeführer mit Bewegungseinschränkungen geeignet, da diese ihren Hund trotz Erkrankung durch den Parcour führen können. Aber Hoopers bietet nicht nur für den Mensch Vorteile: So kommt es nicht auf die Zeit, sondern Genauigkeit an und die Hunde müssen nicht springen, weshalb auch solche mit einem Handicap wie Chica teilnehmen können. Außerdem gibt es unterschiedliche Klassen. Je nach Klasse unterscheidet sich der Schwierigkeitsgrad. Bei der leichtesten Klasse werden kleine Parcours gelaufen, bei der mittleren eine längere Distanz und bei der schwersten bestimmen trickreiche Gerätekombinationen und eine große Distanz die Klasse.
Kommunikation und Lob sind sehr wichtig
Der Hund wird mit Hilfe von Körpersprache, Hör- und Sichtzeichen geführt. Lehmann erklärt, dass im bayrischen Raum hauptsächlich mit dem Oberkörper und der Sprache kommuniziert wird. Das Brustbein des Menschen führe den Hund, konkret heißt das, wenn sich die Schultern zum Beispiel nach rechts bewegen, folge der Hund. Sie bezeichnet scherzhaft es auch als den "Tittiweg". Münch sagt dazu: "Man ist nicht an Kommandos gebunden. Das macht jeder für sich selber". Bei einer Begleithundeprüfung wären die typischen "Sitz" oder "Fuß" Kommandos nämlich verpflichtend. Hoopers setzt aber eine Grundgehorsamkeit des Hundes voraus. "Wir benutzen zum Beispiel kurze Worte, wie 'Lauf', 'Vor', 'Rum' oder 'Weg'", sagt Münch, "Ich kann aber nicht an jedem Hoop sagen 'lauf', sondern ich muss wirklich vorausschauend arbeiten."
"Wichtig ist, dass es ein 'Fun-Sport' ist, das heißt es wird alles positiv aufgebaut und positiv bestärkt. Bei mir wird nicht mit "Nein" gearbeitet, sondern es wird ignoriert, wenn etwas falsch ist und wenn etwas gut klappt, wird gelobt", erzählt Gertrud Lehmann. Das Spielzeug wird geworfen, um den Hund zu bestätigen oder man verwendet ein "Marker-Wort" als Belohnung. "Bei mir zum Beispiel ist es 'Chacka'", ergänzt Münch.
An Hoopers gefalle Münch, dass der Hund mitdenken muss und gerade durch die abwechslungsreichen Parcours besonders aufblüht. Mit einem breiten Lächeln berichtet sie: "Dass du mit dem Hund kommunizieren musst, das ist das, was so toll ist an Hoopers". Auch Lehmann bestätigt: "Mir macht die Zusammenarbeit mit dem Hund am meisten Spaß".
Dass die Hunde Freude haben, merke man an der Körperhaltung der Tiere. Lehmann sagt zum Training mit Mensch und Hund aber auch: "Manchmal hast du Leute dabei, die wahnsinnig streng sind. Die musst du erstmal dazu bringen, dass sie etwas sanfter und positiver mit dem Hund umgehen"
"Wir fangen jetzt erst ein Mal an und dann wird sich zeigen, wer bei den Anfängen bleiben und wer Prüfungen machen will", sagt Münch zu den Zielen des Vereins.
Am 14. April findet ein Schnuppertraining um 16 Uhr statt. Der Übungsplatz liegt zwischen Marktheidenfeld und Hafenlohr. Mehr Informationen gibt es auf der Website des Vereins unter https://vfh-hafenlohr.jimdo.com/