zurück
Gemünden
Hunde haben Reh gebissen und in Main gehetzt, aber wem gehörten die Hunde?
Die Angeklagte beharrte vor Gericht darauf, dass ihre Terrier nicht auf das Reh losgegangen seien und will weitere Zeugen hören. Die bisherigen Aussagen sprechen jedoch klar gegen die Frau.
Eine Frau muss sich vor dem Gemündener Amtsgericht verantworten, da ihre Hunde ein Reh gehetzt und fast zu Tode gebissen haben sollen.
Foto: Boris Roessler, dpa (Symbolbild) | Eine Frau muss sich vor dem Gemündener Amtsgericht verantworten, da ihre Hunde ein Reh gehetzt und fast zu Tode gebissen haben sollen.
Wolfgang Dehm
 |  aktualisiert: 26.05.2024 02:40 Uhr

Haben die Hunde der Angeklagten, die sich am Dienstag vor dem Amtsgericht Gemünden wegen Verstoßes gegen das Tierschutzgesetz verantworten musste, im September 2022 ein Reh gehetzt und verbissen? Zwar deutete nach Aussagen von vier Zeugen einiges darauf hin, doch die Frau bestand darauf, dass weitere Zeugen gehört werden; der Prozess wird deshalb im Juni fortgesetzt.

Dass die Sache überhaupt vor Gericht verhandelt wird, liegt daran, dass die Angeklagte gegen den betreffenden Strafbefehl, der eine Geldstrafe von 2700 Euro (90 Tagessätze zu je 30 Euro) vorsah, Einspruch eingelegt hatte.

Die Staatsanwältin warf der Angeklagten vor, sie habe am 1. September 2022 gegen 19 Uhr ihre vier Hunde auf einer Wiese in der Nähe einer Ortschaft im südlichen Landkreis Main-Spessart frei laufen lassen, obwohl dort Anleinpflicht gelte. Zwei der Hunde, beides Terrier, hätten in rund 500 Meter Entfernung zu der Frau ein Reh verbissen, das daraufhin von einem Jäger von seinem Leiden erlöst worden sei.

Angebot zu geringerem Tagessatz ausgeschlagen

Die 55-jährige Angeklagte aus Tschechien teilte über eine Dolmetscherin mit, dass sie drei kleine Terrier und einen Schäferhund habe. Der Schäferhund sei krank und könne nur schlecht laufen. Sie habe damals alle vier Hunde angeleint gehabt, den Schäferhund an einer kurzen Leine und die Terrier an einer Dreierleine.

An einer engen Wegstelle habe sie die Dreierleine losgelassen, um mit dem Schäferhund durchzukommen. Zwar waren die Terrier ihrer Aussage nach dann einige Zeit weg, aber es könne nicht sein, dass sie etwas mit dem Reh zu tun hätten. Denn wäre dies der Fall, so ihre Schlussfolgerung, hätten drei Terrier bei dem Reh sein müssen. Wegen der Dreierleine sei es nicht möglich, dass nur zwei weglaufen.

Die Staatsanwältin sagte zur Angeklagten, es gebe Zeugen, die den Vorfall ganz anders schilderten. Diese Zeugen hätten keinen Grund zu lügen. Sie legte der Angeklagten nahe, den Strafbefehl zu akzeptieren, andernfalls, wenn man die Verhandlung fortsetze, könne die Strafe deutlich höher ausfallen. Nach einem Gespräch über die finanzielle Situation der Angeklagten sagte die Staatsanwältin, sie könne bei der Tagessatzhöhe auf zehn Euro heruntergehen. Die 900 Euro könnten dann in Raten gezahlt werden.

Angeklagte: "Meine Hunde haben nichts getan"

Die Angeklagte blieb jedoch dabei: "Meine Hunde haben nichts getan." Sie verstehe das Angebot, aber sie sei nicht schuldig, weshalb also solle sie zahlen. Nacheinander wurden ein Angler, dessen Kollege, der Jagdpächter, der das verletzte Reh erschoss und der ermittelnde Polizist als Zeugen gehört.

Zusammengefasst ergibt sich aus deren Aussagen, dass am Tatort zwei helle Terrier gesehen wurden, dass die Hunde der Frau nicht angeleint waren und zwei Terrier erst nach einer Weile wieder zu ihr zurückgekommen sind.

Das stehe in klarem Widerspruch zu den Angaben der Angeklagten, befand Richter Sven Krischker. Die Staatsanwältin warf der Angeklagten "Uneinsichtigkeit" vor und ließ sie wissen, dass man ihr die Hunde auch wegnehmen könne. Die Angeklagte bedankte sich für diese Belehrung und sagte, sie habe den Eindruck, dass alle gegen sie seien, ohne einen echten Beweis vorlegen zu können.

Da die Angeklagte darauf bestand, dass zwei weitere Zeugen gehört werden sollen, entschied Richter Krischker, dass die Verhandlung am 11. Juni fortgesetzt wird.

 
Themen & Autoren / Autorinnen
Gemünden
Wolfgang Dehm
Amtsgericht Gemünden am Main
Angeklagte
Geldstrafen
Schäferhund
Zeugen
Lädt

Damit Sie Schlagwörter zu "Meine Themen" hinzufügen können, müssen Sie sich anmelden.

Anmelden Jetzt registrieren

Das folgende Schlagwort zu „Meine Themen“ hinzufügen:

Sie haben bereits von 50 Themen gewählt

bearbeiten

Sie folgen diesem Thema bereits.

entfernen
Kommentare
Aktuellste
Älteste
Top