
Die Tage, die die englische "Prinzessin der Herzen", Lady Diana, auf dem königlichen Landsitz Sandringham verbrachte, waren offenbar entscheidend. Sie wollte sich an jenem Weihnachtsfest darüber klar werden, ob sie sich von ihrem Ehemann Prinz Charles trennen will oder nicht. Diese innere Zerrissenheit hat Regisseur Pablo Larraín in dem Spielfilm "Spencer" festgehalten. Er war Anfang des Jahres erstmals in den deutschen Kinos zu sehen.
Der Weihnachtsbaum im Salon, unter dem sich die königliche Familie versammelt, steht auf einem 50 Quadratmeter großen orientalischen Teppich. Dieser stammt aus dem Bestand des Händlers und Designers Karl-Heinz Djoharian aus Lohr (Lkr. Main-Spessart).
Djoharians Vater kam Anfang der 60er-Jahre nach Deutschland
Der 54-Jährige wirkt etwas aus der Zeit gefallen, ein bisschen wie eine Figur aus einem Märchen aus 1001 Nacht. Sein Vater kam Anfang der 1960er Jahre aus dem Iran nach Deutschland, wo er sich in eine junge Frau aus Gemünden verliebte und sie heiratete.

Sie gab dem Sohn seinen Vornamen und den fränkischen Zungenschlag mit. In Djoharians Ladengeschäft in Lohr stapeln sich bunte Teppiche in verschiedenen Größen. Modern gemusterte Läufer hängen neben Perserteppichen an den Wänden. Andere stehen zusammengerollt und mit einem Kunststoffband gehalten in der Ecke.
Sie kamen gerade erst von Djoharians Lieferanten an: aus Nepal, Afghanistan, der Türkei oder dem Iran. Alle tragen das Fair-Trade-Siegel "step". Das bedeutet, dass faire Löhne gezahlt werden, die Manufakturen regelmäßig kontrolliert werden, um Kinderarbeit zu unterbinden und auf Umweltschutz geachtet wird.
Sonderanfertigungen für Djoharians Kunden
Djoharian hat sich auf eigene Modelle spezialisiert: traditionelle Muster und Maße, die die Kundschaft wünscht. "Ich mache sehr viele Sonderanfertigungen für meine Kunden, vor allem im Online-Geschäft", sagt er. Diese stellen ganz unterschiedliche Anforderungen an einen Teppich. Ein Sammler wünscht sich seinen Teppich anders als jemand, der einen Läufer für seinen Flur sucht.
Das Aussehen eines Teppichs trägt viel zum Erscheinungsbild eines Raumes bei. Wird ein passendes Muster und die "richtige" Farbe gewählt, wirkt zum Beispiel eine Sitzgruppe gemütlich und lädt zum Verweilen ein, erklärt Djoharian.
Die meisten Designs entwirft er selbst – egal ob orientalische oder grafische Muster. Manche Entwürfe bestellt er auch bei Geschäftspartnern in Indien oder Nepal. "Ich finde es besonders interessant, wenn sich alte Muster mit neuen Elementen verbinden."
Acht Teppiche für das Filmset geliefert
Für den Filmdreh wurden nur Teppiche mit traditionellen Mustern benötigt. Die Produktionsfirma hat Djoharian und einer Reihe anderer Ausstatter in ganz Europa einen Grundriss des "Schlosses" geschickt. Insgesamt acht Teppiche wurden für den Salon, das Esszimmer und die anderen Wohnräume benötigt. Wo sie platziert wurden, weiß der Lohrer noch nicht. Er wird sich am Mittwoch, 27. Juli, den Film im Kulturkeller des Weinhaus Mehling in Lohr ansehen. Dort werden regelmäßig außergewöhnliche Filme gezeigt.

Djoharian ist sich sicher, dass er der erste war, der auf die Anfrage geantwortet hat. "Eine Stunde später habe ich den Plan zurückgeschickt – ergänzt um die von mir ausgewählten Teppiche im richtigen Maßstab", erklärt er sein unkonventionelles Vorgehen. Er bekam den Auftrag; der erste für eine solch große Filmproduktion.
Teppiche dürfen auch mal dreckig werden
Angst, dass die Teppiche beschädigt werden könnten, hatte er nicht. Auch um den eigenen Teppich muss man keine Angst haben, dass er abgenutzt werden oder dreckig werden könnte. "Dann hätte es keinen Teppich, sondern ein Wandbild werden sollen", so Djoharian.
Am 20. Januar vergangenen Jahres packte Djoharian seinen kleinen Lieferwagen bis unters Dach voll mit Teppichen und kutschierte sie nach Kronberg im Taunus (Hessen). Im dortigen Schlosshotel wurden die meisten Innenaufnahmen für "Spencer" gedreht. Die Lobby, die Bibliothek, das Billardzimmer oder der rote Salon wurden sorgsam umgestaltet – unter anderem mit Teppichen aus Lohr ausgelegt.