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LOHR
Wetten-dass-Stars auf Lohrer Untergrund
Aufbau für die große Show: Wo immer das zuletzt etwas zum rostigen Fischkutter verkommene einstige ZDF-Flaggschiff „Wetten, dass ...?“ in den vergangenen Jahren seine Bühnen aufbaute, war der vom Lohrer Teppichhändler Karlheinz Djoharian gelieferte Teppichstop mit von der Partie. Das Bild zeigt die Vorbereitung für eine frühere Ausgabe der Show.
Foto: ZDF/Carmen Sauerbrei | Aufbau für die große Show: Wo immer das zuletzt etwas zum rostigen Fischkutter verkommene einstige ZDF-Flaggschiff „Wetten, dass ...?“ in den vergangenen Jahren seine Bühnen aufbaute, war der vom Lohrer ...
Birgit Wagner
 |  aktualisiert: 12.12.2014 15:41 Uhr

Wetten, dass . . . Sie das nicht gewusst haben? Wenn an diesem Samstag in der Nürnberger Messehalle letztmals die Fernsehshow „Wetten, dass . . .?“ über die Bühne geht, werden sich Stars und Sternchen einmal mehr auch auf Lohrer Untergrund bewegen. Denn der hiesige Teppichhändler Karlheinz Djoharian liefert seit Jahren die Teppichstop genannte Vliesunterlage, auf der die Bühne für das einstige Flaggschiff der deutschen Fernsehunterhaltung aufgebaut wird.

Der 48-jährige Lohrer mit iranischen Wurzeln erinnert sich noch gut an jenen Anruf, der ihn 2008 erreichte. In der Leitung war eine Mitarbeiterin der Bavaria Filmstudios in München. Sie sei auf der Suche nach einer Unterlage, die verhindere, dass verlegte Laminatelemente auf dem meist glatten Boden großer Hallen verrutsche, erinnert sich Djoharian an den Wunsch der Dame.

Er habe zunächst gedacht, dass sich die Anruferin verirrt haben müsse. Doch dann stellte sich heraus, dass sie über Djoharians umfangreichen Internetshop den Weg nach Lohr gefunden hatte. Der Lohrer Teppichexperte schickte ein kleines Muster des von ihm vertriebenen Teppichstops nach München.

„Zwei Tage später kam ein begeisterter Rückruf“, erzählt Djoharian. Die Bühnenbauer hätten die Unterlage auf verschiedenen Böden getestet und für perfekt befunden, so die Nachricht. Dass das Material für die in Sachen Bühnenbau von der Bavaria-Film betreuten Wetten-dass-Sendungen bestimmt war, wusste Djoharian zu diesem Zeitpunkt nicht.

Zum Auftakt 2000 Quadratmeter

Erst als die Dame aus München auf die gewünschte Liefermenge zu sprechen kam, dämmerte dem Teppichhändler, dass es sich um etwas Größeres handeln musste. 2000 Quadratmeter sollte Djoharian liefern. Und zwar binnen einer Woche.

Eine solche Menge hatte der Teppichhändler natürlich in Lohr nicht auf Lager. Zwar verkaufe er den hochwertigen Teppichstop regelmäßig, aber eben meist in haushaltsüblichen Mengen, nicht selten als Unterlage für nur einen Teppich, sagt Djoharian. Der Quadratmeterpreis bei Kleinmengen liegt bei 5,85 Euro. Für die Großbestellung der Fernsehleute räumte Djoharian natürlich einen Rabatt ein.

Um die Bestellung auf die Schnelle überhaupt bedienen zu können, mietete er sich einen 7,5-Tonnen-Lastwagen, fuhr damit zu seinem Lieferanten nach Norddeutschland und lud den Laster mit den voluminösen Rollen zu je 60 Quadratmetern voll. Von Norddeutschland ging es „in einem Rutsch“ nach München, erzählt Djoharian. Der Anfang einer mehrjährigen Geschäftsbeziehung war gemacht.

„Das war schon cool“, blickt der Teppichhändler heute zurück. Wenngleich die Aufträge aus München nie mehr als ein Nebengeschäft gewesen seien, habe er sie doch als nette Abwechslung vom Alltag empfunden, der bei ihm vom via Internet betriebenen weltweiten Teppichhandel bestimmt ist.

Notbestellung im Urlaub

Der Handel mit den Fernsehleuten in München wurde schnell zum Automatismus. Nur wenn die Fernsehleute mal den Überblick verloren hatten, wurde es hektisch. Djoharian erinnert sich an einen Anruf, der ihn im Urlaub in Spanien ereilte. Weil sie ihren Lagerbestand falsch eingeschätzt hatten, benötigten die Bühnenbauer umgehend eine größere Menge Teppichstop. Djoharian setzte aus der Ferne seinen gar nicht im Teppichhandel tätigen Bruder in Bewegung. Der schaffte die Ware im Transporter umgehend nach München. Djoharian geht davon aus, dass es auch diese Flexibilität war, die die Fernsehleute bis zuletzt bei ihm ordern ließ.

Selbst kein Fan der Show

Obwohl geschäftlich mit der Show verbunden, sah sich Djoharian die Wetten-dass-Sendungen über all die Jahre so gut wie nie an. Er sei kein Freund dieser Art von Unterhaltung, sagt der 48-Jährige. Sicher, wenn er als Lieferant mal zu einer Sendung eingeladen worden wäre, hätte er sich nicht verweigert: „Das Drumrum hätte mich schon mal interessiert.“ Doch eine solche Einladung gab es nie.

Da „Wetten, dass . . .?“ schon morgen Geschichte ist, kann es auch keine Einladung mehr geben. Ob die Bestellungen aus München trotzdem weitergehen, weiß Djoharian noch nicht. Er habe schon mal angefragt, ob es bereits ein Nachfolge-Format gebe. Doch da konnten ihm die Fernsehleute noch nichts sagen. Djoharian wartet also ebenso gespannt wie die Fernsehnation darauf, was auf „Wetten, dass . . .?“ folgt.

Abgewickelt: Mit der letzten Wetten-dass-Sendung geht auch für den Lohrer Teppichhändler Karlheinz Djoharian – hier mit einer Rolle seines Teppichstops – eine längere Episode zu Ende.
Foto: Johannes Ungemach | Abgewickelt: Mit der letzten Wetten-dass-Sendung geht auch für den Lohrer Teppichhändler Karlheinz Djoharian – hier mit einer Rolle seines Teppichstops – eine längere Episode zu Ende.
 
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