Vor zwölf Jahren wurde im Stadtrat in Gemünden beschlossen, das städtische Freibad in den heißen Sommermonaten täglich bis 21 Uhr geöffnet zu lassen. Vom 15. Juni bis zum 15. August konnte also eine Stunde länger gebadet werden als sonst. Ein Service, den Peter Interwies vom Gemündener Bauamt in der jüngsten Sitzung des Gremiums infrage stellte.
Aufgrund der aktuell geringen Nutzung des Angebots sowie dessen Kosten meldete er "berechtigte Zweifel" an dessen Sinnhaftigkeit an. Die längeren Öffnungszeiten seien von der Bevölkerung schon lange nicht mehr angenommen oder nachgefragt worden. Auch die "Happy Hour", seit deren Einführung zwei Stunden vor Badeschluss vergünstigt geschwommen werden kann, habe im vergangenen Jahr kaum jemanden interessiert. Der Beschluss vom 11. April 2011 wurde daraufhin vom Stadtrat aufgehoben.
Wertschätzung des Personals im Vordergrund
Interwies wies darauf hin, dass man die Kostenkalkulation im Blick behalten müsse, vor allem in Bezug auf das Personal. "Wichtig ist uns, keine Schließtage zu haben und gleichzeitig die aktuellen Leute zu halten und wertzuschätzen", betonte er. Derzeit bestehe das Team aus zwei vollbeschäftigten Fachangestellten für Bäderbetriebe (FAB), einer Angestellten, die ein paar Wochenstunden arbeitet und zwei dazugewonnenen Rettungsschwimmern. Längere Öffnungszeiten zögen zudem zusätzliche Betriebskosten für das Reinigungspersonal mit sich – das etwa bei der Grundreinigung ohnehin bis in die Nachtstunden beschäftigt sei.
Als problematisch empfand Stadträtin Monika Poracky, dass der 15. Juni zum Zeitpunkt der Sitzung bereits vier Tage zurücklag, das Freibad aber in dieser Zeit auch ohne Beschluss bereits nicht mehr bis 21 Uhr geöffnet hatte. "Hier wurden die Leute die letzten Tage vor vollendete Tatsachen gestellt", merkte sie an. Bürgermeister Jürgen Lippert stellte klar, keine Bevormundung beabsichtigt zu haben. Im Hinblick auf die geringe Nachfrage der letzten Jahre, entgegnete Interwies, dass es in den vier Tagen keine Beschwerden gegeben habe. "Wenn wir deswegen gerügt werden, ist es so, wir müssen so viele Rügen aushalten", ergänzte er – woraufhin ihm das Gremium kollektiv sein Mitleid aussprach.