Ein rückläufiger Markt für Verbrennermotoren, Probleme in der Lieferkette aufgrund des Ukraine-Kriegs und während der Corona-Pandemie, stetig steigender Konkurrenzdruck unter Zulieferern: Seit längerem sorgen in der Automobilbranche viele Faktoren für eine schwierige Lage. Auch der Zulieferer Hilite mit Hauptsitz im Marktheidenfelder Stadtteil Altfeld ist betroffen: Bis zum Jahresende 2023 soll ein Produktionswerk in Seckach (Neckar-Odenwald-Kreis) geschlossen werden. Dies bestätigt die Geschäftsführung auf Anfrage.
In einer Pressemitteilung, die die Gewerkschaft IG Metall vergangene Woche versendete, wurde die Frage aufgeworfen, ob es neben der genannten Werksschließung auch Personalabbau in Marktheidenfeld geben werde. Geschäftsführer Thomas Becker sagt, dass zum gegenwärtigen Zeitpunkt am Standort Marktheidenfeld kein Stellenabbau geplant sei. Weitere Werksschließungen seien nicht vorgesehen. Im Gegenteil: "Wir haben derzeit viele freie Stellen, die wir in Marktheidenfeld zu besetzen versuchen", so Becker.
Verlagerung von Produktionslinien nach Marktheidenfeld
Am Montag informiert die stellvertretende Betriebsratsvorsitzende Susanne Nusser die etwa 160 Mitarbeitenden in der Produktion am Firmensitz in Altfeld über die Schließungspläne für den Standort Seckach. Insgesamt sind in Altfeld etwa 380 Mitarbeitende beschäftigt.
Auch sie werden die Auswirkungen der Werksschließung spüren: Einige der Produktionslinien werden nach Marktheidenfeld verlagert. Deshalb werden der Gesamtbetriebsrat des Unternehmens sowie die Gewerkschaft mit der Geschäftsführung den Sozialplan und den Interessensausgleich verhandeln. Die Gespräche über deren Bedingungen beginnen am Donnerstag.
Produktionskapazität in Marktheidenfeld erhalten
"Zwei Produktionsstandorte in Deutschland sind für die langfristige Wettbewerbsfähigkeit nicht tragfähig", erklärt Becker. Durch die Transformation der Automobilindustrie von der bisherigen Verbrennungsmotortechnik auf elektrische Antriebssysteme werde der Wettbewerb in Zukunft deutlich schwieriger.
Es werde weiterhin in die verbleibenden zwei deutschen Standorte investiert werden. Vor drei Jahren baute das Unternehmen ein neues Logistikzentrum in Altfeld. "Ziel ist es, in Marktheidenfeld ausreichende Produktionskapazitäten für die Wettbewerbsfähigkeit zu erhalten", so Becker. Der Bereich Forschung und Entwicklung in Nürtingen (Baden-Württemberg) sei von grundlegender Bedeutung, insbesondere für die neuen Technologien, die in Zukunft bei Hilite produziert werden sollen. Dies betrifft vor allem E-Mobilität und Wasserstoffantriebe.
Betriebsrat fürchtet Stellenabbau in Marktheidenfeld
Betriebsratsvertreterin Nusser geht davon aus, dass sich die Automobilindustrie nicht so schnell von den derzeitigen Problemen erholen wird. Sie befürchtet, dass es in wenigen Jahren auch am Hilite-Standort in Marktheidenfeld zum Abbau von Arbeitsstellen kommen werde, nachdem dort erst 2020 etwa 20 bis 30 Stellen abgebaut wurden.
In einer Pressemitteilung fordert Birgit Adam, Gewerkschaftssekretärin der IG Metall stellvertretend für die Betriebsräte der Standorte Marktheidenfeld und Seckach: "Die Beschäftigten müssen jetzt wissen, wo sie dran sind. Und es muss endlich Ruhe einkehren in den Betrieb."