Die schwarz-weiße Zeichnung "Umbruch" des Künstlers Helmut Droll aus Euerdorf bei Bad Kissingen, die am Sonntag mit dem Kunstpreis der Stadt Marktheidenfeld ausgezeichnet wurde, kann man kaum als optimistisch empfinden. Mit feinen Tuschepunkten zeigt sie meisterlich einen gebrochenen, geborstenen Baumstamm als Symbol des Wandels. Umso erstaunlicher, dass sich das Werk nicht nur im Urteil der achtköpfigen Fachjury zum Wettbewerbsthema "Prima Klima!?" durchgesetzt hatte. Auch das Publikum der Auswahlausstellung im städtischen Kulturzentrum Franck-Haus entschied sich mit deutlichem Votum der abgegebenen Stimmkarten für Drolls Werk als Favorit.
Damit stimmten Jury und Gäste erst zum dritten Mal bei dreizehn Auflagen des Preises in ihrer Beurteilung überein. Helmut Droll hatte im Jahr 2004 mit 57 Jahren mit seiner Zeichnung "Wieder ein neuer Tag" zum damaligen Thema "Zeit-Lupe" schon einmal den Marktheidenfelder Kunstpreis gewonnen. Nun wiederholte er 75-jährig diesen Erfolg. Sein aktuelles Siegerwerk wird wie sein früheres künftig im Rathaus der Stadt zu bewundern sein, wie Bürgermeister Stamm vor rund 100 Gästen der Preisverleihung im Franck-Haus ankündigte. Man habe das Bild bereits erworben.
500 Besucherinnen und Besucher stimmten ab
Freudig konnte der Künstler das Preisgeld von 2000 Euro aus den Händen des Marktheidenfelder Architekten und Sponsors Georg Redelbach in Empfang nehmen. Gleiches galt für die Dotierung des Publikumspreises in Höhe von 500 Euro, die der Ingenieur für Elektrotechnik Dirk Palm aus Lohr zur Verfügung gestellt hatte. An der Wahl des Publikumsfavoriten hatten sich bis zum letzten Sonntag knapp 500 Besucherinnen und Besucher beteiligt. Das Bild "Umbruch" hatte von ihnen 76 Stimmern erhalten.
Unter den an der Abstimmung Teilnehmenden waren bereits 10 Gutscheine der Werbegemeinschaft Marktheidenfeld verlost worden. Die Gewinne gingen an Estelle Brod, Lisa Dartsch, Martin Friedel und Alfred Oetzel aus Marktheidenfeld, Robert Bauer (Lohr), Jürgen Burdack (Karbach), Oswald Fischer (Erlenbach), Leni Mergler (Hafenlohr), Ingrid Peschke (Wertheim) und Ulrike Schwarz (Kreuzwertheim). Neben Gästen aus Main-Spessart und dem Landkreis Würzburg verzeichnete man im Franck-Haus bisher auch Besuche aus Leipzig, Dresden, Berlin, Bremen, Hannover oder der Schweiz.
Gebrochener Stamm steht für Bedrohung und Richtungswechsel
Bei der Preisverleihung kennzeichnete Luisa Heese, Direktorin des Museums Kulturspeicher in Würzburg, als Mitglied der Jury Helmut Droll als genauen Beobachter, der Betrachtende seiner Arbeiten ebenso zur genauen Beobachtung motiviere. Sein "Umbruch" ziehe den Blick magisch auf sich, überzeuge aus der Ferne wie aus der Nähe. Man frage sich unwillkürlich, wie das gemacht sei. Wichtig sei aber auch die Frage: Was macht das Bild mit mir?
Droll habe mit seinem Radiographen unzählige kleine Punkte exakt und kontrolliert auf das Papier gebracht und damit eine neue graphische Realität erzeugt. Ein aus seinem Umfeld gelöster, gebrochener Stamm stehe symbolhaft nicht nur für die Bedrohung durch den Klimawandel sondern auch für den notwendigen Richtungswechsel in vielerlei Hinsicht.
Droll bewegt über zweiten Marktheidenfelder Kunstpreis seiner Karriere
Heese sah die prämierte Zeichnung in der Tradition des Vanitas-Bildtypus der Stillleben-Malerei. Dieser stehe für die irdische Vergänglichkeit, aber auch für die Verantwortung des Menschen. Droll befasse sich bei seinen langwierigen Bildschöpfungen in wochenlanger Arbeit mit philosophischen Fragen und setze seine Gedanken dazu in vielen Techniken mit eigener, meisterlicher Formensprache um. Dies sei in einer Welt der schnellen Bilderflut umso bemerkenswerter und habe damit die Auszeichnung mit dem Preis verdient.
Helmut Droll zeigte sich bei seinen Dankesworten tief bewegt, den Kunstpreis der Stadt Marktheidenfeld nach 18 Jahren ein zweites Mal verliehen zu bekommen. Der Wettbewerb und das Franck-Haus hätten sich in über zweieinhalb Jahrzehnten als außergewöhnliche und bedeutsame Kulminationspunkte für die Künstlerinnen und Künstler aus Unter- und Tauberfranken etabliert. Dies sei in Zeiten, in denen kommunale Pflichtaufgaben dominierten, keine Selbstverständlichkeit und er freue sich darauf, im Frühjahr 2024 wieder eine Ausstellung als doppelter Preisträger gestalten zu dürfen. Mit dem Publikumspreisträger werde er sich sicher schnell darin einig werden, wer welche Wänden bestücken darf, fügte er schmunzelnd hinzu.
Die Ausstellung "Prima Klima!?" ist noch bis zum 8. Januar 2023 im rückwärtigen Ausstellungsbereich des städtischen Kulturzentrums Franck-Haus (Untertorstraße 6) in Marktheidenfeld von Mittwoch bis Samstag von 14 bis 18 Uhr sowie an Sonn- und Feiertagen von 10 bis 18 Uhr zu sehen. Geschlossen vom 21. bis zum 25. Dezember und am 31. Dezember. Infos im Internet: www.marktheidenfeld.de.