Liebhaber und Sammler würden wohl gegeneinander in den Ring steigen, hätten sie die Chance auf einen der Lanz-Bulldogs von Christian Amend aus Halsbach bei Lohr. Insbesondere den Kleinen, den er für seine Söhne Fabian (5) und Julian (1) gebaut hat. Der ist nämlich ein echtes Unikat. In seiner Bauweise wurde er so nie hergestellt.
Amend, der gelernter Werkzeugmechaniker ist, hat seinen echten Lanz-Bulldog vermessen, den er zuvor restauriert hatte. Die Maße rechnete er im Maßstab 1:3 herunter und baute in mühevoller Kleinstarbeit aus allerlei Blech- und Ersatzteilen, darunter auch alte Schüsseln der Oma und Holzreifen aus der Turnhalle, einen neuen. Die Ähnlichkeit ist verblüffend. Unterschiede sind für Laien kaum festzustellen. Welchen Preis Amend dafür wohl verlangen könnte? Er lässt sich keine Zahl abringen. Das interessiert ihn auch nicht. Der Mini-Schlepper in historischer Bauweise steht nicht zum Verkauf. Punkt.
Doch fremd ist ihm die Frage nicht. Einmal hatte er das Modell aus reinem Interesse online gestellt. Nur um zu sehen, welche Resonanz er darauf bekommt. Nach einer halben Stunde musste er ihn wieder aus dem Netz nehmen – viel zu viele Anfragen seien blitzschnell in seinem Email-Postfach eingegangen. Außerdem hat auch Fabian noch ein Wort mit zu reden. Denn obwohl der erst fünf Jahre alt ist, fährt er schon wie ein Großer über die weitläufige Wiese hinter dem Anwesen der Amends. Unter der Aufsicht des Papas, versteht sich.
Viel Arbeit hat das Projekt gekostet – und Nerven
Rund zwei Jahre brauchte Amend dazu, den alten Lanz zu restaurieren. Weitere eineinhalb Jahre dauerte es, bis der Kleine nachgebaut war. Unmittelbar vor Baubeginn des Hauses wurde er damit fertig. Hätten sich die Ereignisse überschnitten, sagt Amend, wäre er wohl heute noch nicht fertig damit. Zwar ist Schrauben an historischen Landmaschinen sein großes Hobby. Doch Nerven habe es trotzdem gekostet, sagt er. Deshalb will er auch nicht noch einen bauen. Zumindest nicht in nächster Zeit. Auch, wenn er schon zahlreiche Anfragen erhalten habe.
Solche alten Maschinen haben ihre feste Liebhaber-Basis und sind unter dieser sehr begehrt. Insbesondere die der Marke Lanz, die von 1921 bis 1960 gebaut wurden. Die Heinrich Lanz AG hatte ihren Sitz in Mannheim und wurde 1956 vom US-amerikanischen Landmaschinenhersteller John Deere übernommen. Die Bezeichnung "Bulldog" war der Verkaufsname der Schlepper von Lanz. Heute wird sie umgangssprachlich als Synonym für Traktoren jeder Art verwendet.
Mit dem historischen Schlepper in den Urlaub
Der kleine Lanz ist nicht für die Straße zugelassen. Der große jedoch schon. Und Amends Bulldog ist kein bloßer Garagen-Hüter. Im Gespann mit dem Wohnwagen kommt er zum Einsatz, wenn Amend und seine Ehefrau verreisen. Etwa auf Oldtimer- oder Bulldogtreffen. Sieben Stunden dauerte die längste Fahrt nach Kröv an der Mosel. Doch die beiden haben Spaß daran und freuen sich über die Resonanz, die sie von Fremden bekommen.
Die fällt durch die Bank weg positiv aus, sagt Amend. Einmal sei er zufällig an einer Trauung vorbei gekommen. Die Hochzeitsgäste waren begeistert von dem Gefährt. Das Brautpaar durfte sogar eine Runde mitfahren und zum anschließenden Fotoshooting stellte Amend sein Gefährt gerne zur Verfügung.
Nur an der Tankstelle sei es manchmal heikel, sagt er. Denn der alte Schlepper muss noch durch eine Heizlampe vorgeglüht werden – mit Spiritus und offener Flamme. Das dauert rund zehn Minuten. Da an Tankstellen kein offenes Feuer erlaubt ist, lässt er den Schlepper deshalb beim Tanken laufen.
Ein Tankwart bestand einmal darauf, dass er den Motor abstellt und habe da auch nicht mit sich reden lassen. Die Zapfsäule hatte er gesperrt, bis das Fahrzeug ausgeschaltet war. Amends Erklärversuche liefen bei dem Mann ins Leere. "Na gut, dann ist mir das Wurst", dachte sich Amend und versichert, dass die Situation damals – glücklicherweise – nicht zur Katastrophe geführt habe.