zurück
Mittelsinn/München
Harte Kritik am Landratsamt Main-Spessart: Christbaum-Streit in Mittelsinn beschäftigt den Münchner Landtag
Ein Christbaum-Anbauer aus Mittelsinn soll weiter Christbäume anbauen dürfen, finden Vertreter aller Parteien. Das CSU-geführte Landratsamt erntet Unverständnis sogar in den eigenen Reihen.
Mittelsinn im Landkreis Main-Spessart nennt sich selbst Christbaum-Dorf. Doch manche der Christbaum-Anbauer dort fürchten wegen Problemen mit den Behörden um ihre Existenz.
Foto: Karl-Josef Hildenbrand, dpa (Symbolbild) | Mittelsinn im Landkreis Main-Spessart nennt sich selbst Christbaum-Dorf. Doch manche der Christbaum-Anbauer dort fürchten wegen Problemen mit den Behörden um ihre Existenz.
Henry Stern       -  Obermeier/ Henry Stern
Henry Stern
 |  aktualisiert: 08.02.2024 10:42 Uhr

Uwe Klug aus Mittelsinn (Lkr. Main-Spessart) will keinen Streit mit den Behörden. "Ich will einfach nur in Ruhe und Frieden meine Sache machen", beteuert er. Uwe Klug ist Christbaum-Anbauer. Und ringt seit Jahren mit den Behörden, wo auf seinen eignen Flächen er noch Christbäume anbauen darf.

Denn der Landschaftsplan der Gemeinde sieht vor, dass bestimmte Flächen frei von Christbäumen sein müssen. Auf einigen dieser Flächen werden in Mittelsinn aber schon lange Christbäume hochgezogen – nicht nur von Uwe Klug. Denn Mittelsinn nennt sich nicht ohne Grund "Christbaum-Dorf": Rund 850 Einwohnern stehen hier bis zu 200.000 verkaufte Christbäume pro Jahr gegenüber.

Naturschutzbehörde lehnte Vorschlag zum Flächentausch ab

Im vergangenen Jahr schlugen Gemeinde und betroffene Grundbesitzer deshalb vor, als Ersatz andere Gemeindeflächen zur Freihaltung auszuweisen – schließlich geht es nur um rund 15 von 1500 Hektar Gemeindefläche. Die untere Naturschutzbehörde lehnte den Vorschlag jedoch ab.

Klug fürchtet deshalb jetzt um zehn Prozent seiner Anbaufläche – was die Existenz seines Betriebes gefährden würde. Von den regionalen Behörden fühlt er sich nicht ernst genommen: Seine Schreiben seien spät oder gar nicht und stets unbefriedigend beantwortet worden. Seine Bitte um ein klärendes Gespräch werde auch von Landrätin Sabine Sitter (CSU) seit Jahren ignoriert.

Landtag unterstützt Petition des Mittelsinner Christbaum-Anbauers einstimmig

Krug hat sich deshalb nun per Petition an den Landtag gewandt – und dort zumindest in der Sache Recht bekommen: Der Landwirtschaftsausschuss unterstützte einstimmig seinen Wunsch, den Christbaum-Anbau in bisherigem Umfang weiterführen zu können.

Vertreter des Landtags kamen Anfang November sogar zum Ortstermin nach Mittelsinn: (Von links) Thorsten Schwab (CSU), Christbaumerzeuger Uwe Klug, Alexander Flierl (CSU), Michael Fillies von Christbaumverband, Hans Urban (Grüne).
Foto: Jürgen Gabel | Vertreter des Landtags kamen Anfang November sogar zum Ortstermin nach Mittelsinn: (Von links) Thorsten Schwab (CSU), Christbaumerzeuger Uwe Klug, Alexander Flierl (CSU), Michael Fillies von Christbaumverband, Hans ...

Zwar sei der Einwand der Behörden richtig, dass das Naturschutzrecht beim aktuell gültigen Landschaftsplan für Mittelsinn keine Genehmigung ermöglicht, räumte der CSU-Abgeordnete Alexander Flierl ein. Eine Änderung des Plans müsse aber doch möglich sein.

Scharfe Kritik aus dem Landtag an den Behörden vor Ort

Mit den Behörden vor Ort zeigte sich Flierl extrem unzufrieden: Das Landratsamt Main-Spessart habe ihm auf Nachfrage nur wortreich erklärt, was alles nicht gehe. "Wir wollen aber wissen, wie es geht, und nicht, wie es nicht geht", schimpfte Flierl. "Bayern braucht keine Verhinderungsbehörden, sondern Ermöglichungsbehörden", forderte er.

"Bayern braucht keine Verhinderungsbehörden, sondern Ermöglichungsbehörden."
CSU-MdL Alexander Flierl kritisiert das Landratsamt Main-Spessart

Im Gegensatz zu den örtlichen Behörden habe sich Klug immer "konstruktiv eingebracht", findet auch der Grünen-Abgeordnete Hans Urban. Er sehe deshalb jetzt "Handlungsbedarf auf Behördenseite", um die Zukunft des Betriebs zu sichern. Urbans Vorschlag: Ein runder Tisch aller Beteiligten soll eine konstruktive Lösung finden.

Main-Spessart-Abgeordneter Schwab: "Wären Christbäume aus Skandinavien besser?"

Unterstützung kommt auch aus der Region: "Wären Christbäume aus Skandinavien besser?", fragt der örtliche CSU-Abgeordnete Thorsten Schwab. Mittelsinn habe mit dem Christbaum-Anbau etwas aus sich gemacht und brauche deshalb Unterstützung. Sie hoffe, dass man "vor Ort gemeinsam eine gute Lösung findet", sagt auch die unterfränkische Grünen-Abgeordnete Kerstin Celina.

Uwe Klug ist sich dagegen noch nicht ganz sicher, was sein klarer Sieg im Landtag am Ende für ihn und sein Christbaum-Geschäft konkret bedeutet. Gefreut hat er sich trotzdem, in München so eindeutig über alle Parteigrenzen hinweg Unterstützung zu finden: "Das ist schon Balsam auf die Seele."

 
Themen & Autoren / Autorinnen
Mittelsinn
Henry Stern
CSU
Kerstin Celina
Landtage der deutschen Bundesländer
Naturschutzbehörden
Thorsten Schwab
Weihnachtsbäume
Lädt

Damit Sie Schlagwörter zu "Meine Themen" hinzufügen können, müssen Sie sich anmelden.

Anmelden Jetzt registrieren

Das folgende Schlagwort zu „Meine Themen“ hinzufügen:

Sie haben bereits von 50 Themen gewählt

bearbeiten

Sie folgen diesem Thema bereits.

entfernen
Kommentare
Aktuellste
Älteste
Top
  • M. M.
    Die Behörden sind die ausführenden und handeln nach Gesetzteslage mit nur wenig Ermessungsspielraum. Wenn das den Poltitikern nicht passt, müssen sie den Behörden eben andere Gesetze machen oder mehr Eigenverantwortung in der Entscheidung zusprechen. Und ob die Firma Klug gleich Pleite macht, wenn sie 10% weniger Fläche hat, sei auch erst mal zu belegen.
    • Bitte melden Sie sich an Gefällt mir () Gefällt mir nicht mehr ()
    • Antworten
  • T. W.
    Es ist gut so, dass diesen Mono- und Glyphosat Kulturen Einhalt geboten wird! Sie sind schon viel zu groß geworden. Profitieren tun davon nur ein paar wenige Betriebe. Und das auf Kosten der Natur und der Tierwelt. Und nicht zuletzt auf Kosten der ausgebeuteten Billigarbeiter aus Osteuropa! Außer, dass sich ein paar Wenige die Taschen voll machen, finde ich nichts Positives an diesem Gebaren. Ein paar kleinere Christbaumkulturen im Nebenerwerb betrieben, von Ortsansässigen für den Bedarf der Menschen in der Region ist dagegen völlig in Ordnung und fällt nicht ins Gewicht! Zumal diese Anbauer ihre Bäume mit der Hand ausmähen und keine schädliche Chemie einsetzen. In diesem Fall bin ich diesmal also klar auf Seiten des LRA!
    • Bitte melden Sie sich an Gefällt mir () Gefällt mir nicht mehr ()
    • Antworten
  • J. R.
    Hallo, Neutralität in Behörden kommt echt selten vor auch in Mainspessart nicht!
    Höchstens bei der Zulassungsstelle, denn da ist alles gesetzlich geregelt. Aber im Naturschutz, Wasserrecht und Bauamt da ist meist Willkür an der Tagesordnung. Aber der Petitionsausschuss und danach die Staatsregierung wird es schon richten...und weiter, Herr Klug ist einiger der wenigen der sich nichts gefallen lässt und sich auch mal mit den örtlichen Behörden anlegt, bei denen der gesunde Menschenverstand oft verloren gegangen ist. Es müsste mehr solche mit Rückgrat geben!
    • Bitte melden Sie sich an Gefällt mir () Gefällt mir nicht mehr ()
    • Antworten
  • M. W.
    @Boskop: „ Aber im Naturschutz, Wasserrecht und Bauamt da ist meist Willkür an der Tagesordnung. “ – Steile These. Haben Sie Beispiele dafür? Oder gar Belege?
    • Bitte melden Sie sich an Gefällt mir () Gefällt mir nicht mehr ()
    • Antworten
  • J. K.
    Bitte vermeiden Sie Unterstellungen hinsichtlich Herrn Klugs Verhalten.
    • Bitte melden Sie sich an Gefällt mir () Gefällt mir nicht mehr ()
    • Antworten
  • K. D.
    Es ist leider wahr - es werden Probleme gesucht, aber keine Lösungen gefunden. Kann ich leider aus eigener Erfahrung mit dem LRA MSP bestätigen. Kein gemeinsames Gespräch um weiterzukommen wird ermöglicht. Es geht hier mitunter um Lebensträume um Existenzen und Chancen für junge Menschen, die etwas bewegen und erreichen wollen. ... so schade!
    • Bitte melden Sie sich an Gefällt mir () Gefällt mir nicht mehr ()
    • Antworten
  • M. F.
    Liebe Mainpost,

    wäre noch interessant zu erfahren, wie sich das LRA MSP zur deutlichen Kritik des Landtags positioniert.

    Mich wundert das nicht. Kann aus eigener Erfahrung berichten, dass das LRA MSP auch örtlichen kleinen Betrieben aus dem Bereich Gastronomie und Weinbau ehet Steine in den Weg legt und als "Verhinderungsbehörde" auftritt, und jeder noch so kleinen Nachbarbeschwerde zu viel Gewicht beimisst. Da wäre dringend mal ein Umdenken notwendig. Würde vielleicht eine Hausspitze der FW besser machen?
    • Bitte melden Sie sich an Gefällt mir () Gefällt mir nicht mehr ()
    • Antworten
  • P. K.
    In Mittelsinn werden Christbäume angebaut. Die stören das Landschaftsbild eher weniger als die Wein-Monokulturen in anderen Gegenden Unterfrankens.
    • Bitte melden Sie sich an Gefällt mir () Gefällt mir nicht mehr ()
    • Antworten
  • J. R.
    "Bayern braucht keine Verhinderungsbehörden sondern Ermöglichungsbehörden" ein wahres Wort von MdL Flierl und in Main-Spessart gilt das ganz besonders! Dass die Behördenleiterin CSU-Landrätin Sitter zu keinem klärenden Gespräch bereit ist und man sie gar nicht ans Telefon bekommt das hat mittlerweile System im LRA MSP. Sie sollte sich ein Beispiel an ihren Vorgängern Thomas Schiebel und Armin Grein nehmen, die hatten und nahmen sich für Ihre Bürger immer Zeit. Aber die waren auch von einer anderen Partei, den Freien Wählern. Nächstes Jahr ist Landtagswahl in Bayern, da wird Frau Sitter, wenn sie so weiter agiert nochmal zu Ihrem Landeschef Söder nach München zum Rapport müssen!
    • Bitte melden Sie sich an Gefällt mir () Gefällt mir nicht mehr ()
    • Antworten
  • H. H.
    Hab mal gehört

    Beamte dürfen nichts annehmen - nicht mal Vernunft. Da macht es wohl auch nix, wenn als Nebenwirkung der eine oder andere Betrieb draufgeht - insbesondere jetzt, wo die Leute ja dann "Bürgergeld" ausgezahlt kriegen sollen.

    Bei den ganzen Gesetzen gehört mMn noch eines her: das nämlich Strafen für Behörden festlegt, die nicht nachweislich versucht haben, ein Problem im Einvernehmen mit allen Beteiligten zu lösen, sondern einfach ihre(!) Sichtweise(!) durchgesetzt.
    • Bitte melden Sie sich an Gefällt mir () Gefällt mir nicht mehr ()
    • Antworten
  • J. R.
    Landratsamt Main-Spessart schon wieder in der Kritik !
    • Bitte melden Sie sich an Gefällt mir () Gefällt mir nicht mehr ()
    • Antworten
  • G. B.
    "der Landschaftsplan der Gemeinde sieht vor, dass bestimmte Flächen frei von Christbäumen sein müssen."
    Welche Gründe gibt es denn von der Gemeinde dafür?
    • Bitte melden Sie sich an Gefällt mir () Gefällt mir nicht mehr ()
    • Antworten
  • W. T.
    Die Betriebe kämpfen nicht nur gegen den Klimawandel sondern auch gegen Behörden.Deutschland schafft sich ab.
    • Bitte melden Sie sich an Gefällt mir () Gefällt mir nicht mehr ()
    • Antworten
  • M. W.
    Ich finde es gut, dass es unsere Behörden gibt. Ohne Ansehen der Person werden hier Gesetze und Verordnungen vollzogen. Auch sollte es nur eine untergeordnete Rolle spielen, von welcher Partei die Behörde gerade geleitet wird.

    Menschen, die im übertragenen Sinne„über Leichen gehen“ und die immer mit dem Kopf durch die Wand wollen, können sich an der Unteren Naturschutzbehörde ruhig abarbeiten. Dann bleibt ihnen hoffentlich weniger Energie übrig, für ihre privaten wirtschaftlichen Interessen das Allgemeingut Naturlandschaft zu schädigen.
    • Bitte melden Sie sich an Gefällt mir () Gefällt mir nicht mehr ()
    • Antworten