Trotz Corona war 2020 ein wirtschaftlich gutes Jahr für die Raiffeisenbank Main-Spessart. Die Bilanzsumme von 1,8 Milliarden Euro liegt fast zwölf Prozent höher als im Vorjahr. 1754 Menschen sind der Genossenschaft als Teilhaber neu beigetreten, über 1000 Menschen haben neue Girokonten eröffnet. Dieser überdurchschnittliche Zuwachs trotz für Banken schwieriger Zeiten erklärt sich zum Großteil mit dem Verhalten der Konkurrenz: Die Sparkasse Mainfranken hat im vergangen Jahr 14 Standorte in Main-Spessart komplett zugemacht und fünf weitere Filialen in SB-Standorte umgewandelt.
"Zuvor war es so, dass 400 bis 500 neue Konten pro Jahr eröffnet wurden", sagt Vorstand Manfred Heuer. "Diese Tendenz hat sich verstärkt." Beim Pressegespräch in der Karlstadter Filiale betont die Führungsriege der Raiffeisenbank Main-Spessart, dass es keine Überlegungen gebe, Standorte zu schließen. Erst vergangene Woche wurde eine Filiale in Stetten eröffnet. "Wir wollen unsere Präsenz halten. Regionalität ist der Schlüssel zum Erfolg", betont der Vorstandsvorsitzende Andreas Fella. 320 Mitarbeiter beschäftigt die Genossenschaftsbank in Main-Spessart.
Kundenbetreuung über den Bildschirm
Ein Weg, die Standorte zu erhalten, ist VR SiSy, das Service-Interaktiv-System der Volks- und Raiffeisenbanken. An bisher sechs Orten im Landkreis können die Kunden in mit Bildschirm und Kameras ausgestatteten Kabinen persönlich mit Mitarbeitern kommunizieren und ihre Bankgeschäfte erledigen. "Alles, was im normalen Schaltergeschäft möglich ist, lässt sich dort auch regeln", so Fella. Dokumente können dort per Kamera erfasst, Unterschriften auf einem Digitalpad geleistet werden.
Auf diese Art versorgen dann zwei oder drei Mitarbeiter im Videodienst sechs Filialen, deren Fortbestand dadurch gesichert wird. "Und die Kunden werden persönlich betreut, eine echte Win-Win-Situation", sagt Fella.
Die Genossenschaft zählt insgesamt 46 000 Mitglieder. Die Kreditnachfrage der Kunden ist 2020 um fast 13 Prozent auf fast 1000 Millionen Euro gestiegen. Das durchschnittliche Wachstum in Bayern betrug 7,6 Prozent. 2020 hat die Bank ein Kundenvolumen von 3,7 Milliarden Euro betreut.
Heuer sagt, er sehe dies "mit einem lachenden und einem weinenden Auge". Er freue sich über das Vertrauen der Kunden, bezeichnet allerdings das Marktumfeld, "in dem man Gefahr läuft, für Geldanlagen Zinsen zu zahlen statt sie zu erhalten" für "irreal". Die Raiffeisenbank MSP könne aber den Wettbewerb und die Vorgaben der Zentralbank "nicht ignorieren oder uns gar davon abkopppeln".
Das Unternehmen sei mit 108 Millionen Euro Eigenkapital "sehr gut ausgestattet". Nachdem die Bankaufsicht im Vorjahr dazu aufforderte, auf Gewinnausschüttungen zu verzichten, hat die Vertreterversammlung der Raiba MSP im Juni beschlossen, in diesem Jahr eine "attraktive Dividende" von 1,25 Prozent auszuschütten. Außerdem werden 973 000 Euro Mitgliederbonus ausgezahlt; dies ergibt insgesamt rund 1,4 Millionen Euro.
Neue Betätigungsfelder als Genossenschaft für MSP
Die Raiba will künftig mehr als eine Bank sein, sondern sich als "Genossenschaft für Main-Spessart" etablieren, als "Motor, Netzwerker, Förderer und Dienstleister", hieß es beim Pressetermin. Die Raiffeisen Immobilien-Dienstleistungs-GmbH als "Dienstleister bei allen Entscheidungen rund ums Wohnen und die eigenen vier Wände" sei "erfolgreicher als erwartet" gestartet.
Die Plattform "Maingutschein.de" biete Einzelhändlern und Gastronomen im Landkreis die Chance, am Digital-Gutschein-Geschäft zu partizipieren. Unternehmen und Privatpersonen könnten Gutscheine verschenken, von denen nicht die Internet-Riesen profitieren, sondern Anbieter aus Main-Spessart.
"Strom vom Dach" vermittelt zwischen Photovoltaik-Interessierten und Dienstleistern aus der Region. Die Energie Lohr-Karlstadt bietet Genossenschaftsmitgliedern besondere Strom- und Gastarife. "Weitere Initiativen sind geplant", sagte Andreas Fella. Schon für den Herbst sei der "Start eines neuen Pflänzchens" vorgesehen.
Moritz Menzel folgt seinem Vater in den Aufsichtsrat
In diese Entwicklungen nicht mehr eingebunden sein wird Elmar Menzel. Nach 28 Jahren als Aufsichtsrat, zunächst bei der Raiffeisenbank Lohr, seit 2010 in Main-Spessart, scheidet er altersbedingt aus. "Es war eine spannende und schöne Zeit. Wir haben viel bewegt", sagte Menzel, der bereits 2018 vom Genossenschaftsverband Bayern mit der silbernen Ehrennadel ausgezeichnet wurde.
In der digitalen Vertreterversammlung am 22. Juni wurde Dr. Moritz Menzel (32) als Nachfolger seines Vaters in den Aufsichtsrat gewählt. Vorstand und Aufsichtsrat wurden mit je einer Gegenstimme entlastet.
In einer früheren Version dieses Artikels waren die Zahlen für Bilanzsumme und Kundenvolumen inkorrekt in Millionenhöhe angegeben. Es handelt sich aber um Beträge in Milliardenhöhe. Wir bitten, dies zu entschuldigen.
Sieht mir weniger nach ehrwürdigen Direktoren einer bodenständigen Bank auf dem Land sondern mehr als Schauspieler für den Werbespot eines Investmentfonds auf den Cayman-Inseln aus
Nachdem die Bankaufsicht im Vorjahr dazu aufforderte, auf Gewinnausschüttungen zu verzichten, hat die Vertreterversammlung der Raiba MSP im Juni beschlossen, in diesem Jahr eine "attraktive Dividende" von 1,25 Prozent auszuschütten.
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Hier wird verschwiegen das die Dividende im letzten Jahr 0,75% (wie schon seit Jahren) betragen sollte.
Dieses Jahr gibt es nur eine Dividende von 0,50%!
Und wenn die Situation der RaiBa so gut ist warum wurden die Dividendenauszahlungen um 0,25% gekürzt und nicht um diesen Beitrag erhöht?
Außerdem frage ich mich ob die RaiBa zum Dienstleister aller Art mutiert?
Hier wird aus einer ehem. Genossenschaftsbank, ohne die Befragung seiner Mitglieder (Eigentümer), ein Konstrukt geschaffen das nicht den ursprünglichen Gedanken der Genossen entspricht!