
Ein Haus muss kein konsequent geplantes, super Öko-Haus sein, um die "Grüne Hausnummer" des Landkreises als Zeichen der Anerkennung für besonders ökologisch verantwortungsvolles Bauen und Wohnen zu bekommen. Das beweist das Haus von Michael Haas und Doreen Neun in Heßdorf. Es sieht auf den ersten Blick wie ein normales Zweifamilienhaus aus den 70ern aus. Vor allem die Nutzung von Solarenergie und die neue Heizung machen jedoch den Unterschied.
Michael Haas, 64, macht sich viele Gedanken darüber, wie sich CO2 einsparen ließe, wo künftig der Strom herkommen soll, wie man der zunehmenden Wasserknappheit begegnet und was man für Tiere und Pflanzen tun kann. Er war auch im Arbeitskreis Ressourcen und Mobilität des Landratsamts. Ein Grüner ist er trotzdem nicht. Er bezeichnet sich sogar, wenn auch nicht ganz ernst gemeint, als "Umweltfrevler", weil er gern Motorrad fährt. Für Besuche bei der Mutter in Gössenheim nutzt er aber fast ausschließlich das E-Bike, das Auto versuche er möglichst stehen zu lassen.
Ganz unideologisch spricht der Maschinenbautechniker über seine aus 24 Platten bestehende Photovoltaik-Anlage, die seit 2014 auf dem Hausdach ist. "Eigentlich ist die PV-Anlage raufgekommen, nicht um die Umwelt zu schonen, sondern um die Rente zu erhöhen." Er hat das Geld einer ausbezahlten Lebensversicherung dafür ausgegeben und spart so etwa 70 Euro im Monat Stromkosten. "Wenn ich's nicht gemacht hätte, wär das Geld jetzt auch weg", glaubt er. Die Anlage produziert im Jahr mehr Strom, als er, seine Frau und seine Tochter brauchen. Der Eigenverbrauch werde damit zu einem Großteil gedeckt. Er überlegt, sich irgendwann einen Speicher zu kaufen, es gebe auch schon wieder neue Speichertechnologien. Auch alte Akkus von E-Autos ließen sich für solche Zwecke nutzen.
Seit 2003 hat das Haus außerdem drei Platten Solarthermie. Die reichen der Familie im Sommer für Warmwasser. Seit Juni ist die Heizung komplett aus, auch die Heizungspumpen sind ausgeschaltet.
Mit Anschaffung der Pelletheizung haben sie das Holzrecht verkauft

Haas hat im Keller seit zwei Jahren eine Pelletheizung stehen. Ein großer, 3,7 Tonnen fassender Sack für die Pellets steht dort, wo vorher die Öltanks standen. "Ich wollte vom Öl weg, wollte aber was Automatisches", sagt der 64-Jährige. Die Ölheizung hatte auch schon fast 30 Jahre auf dem Buckel und wäre ohnehin früher oder später kaputt gegangen. Eigentlich hätte er zusätzlich die Möglichkeit gehabt, die Heizung mit Scheitholz zu betreiben, aber seine Frau habe ihn eines Besseren belehrt. Deswegen haben sie ihr Holzrecht verkauft.
Früher gab es zur Unterstützung der Ölheizung im Keller einen Tiefbrenner-Holzofen. Weil aber die Werte nicht mehr gestimmt haben, sei der seit Jahren nicht mehr genutzt worden. Die Grenzwerte müssten aus seiner Sicht nicht ganz so streng sein.
Gedämmtes Dach, aber ungedämmte Wände
Das 1965 gebaute Elternhaus seiner Frau ist 1973 aufgestockt worden. Das Dach sei zwar gedämmt, die Wände aber nicht. Deswegen seien die irgendwann ausgetauschten Fenster auch nur doppelt verglast, damit sie nicht stärker gedämmt sind als die Wände, wodurch es zu Schimmelgefahr kommen könnte. Die ungedämmten Wände seien auch ein Grund, warum eine Wärmepumpe für ihn nicht in Frage kam. Außerdem könne er die Pelletanlage im Falle eines Stromausfalls auch mit einem Stromaggregat betreiben und, da müsse er sich mal schlau machen, sicher auch mit der eigenen PV-Anlage.
Noch hat er seine Grüne Hausnummer nicht am Haus angebracht. Das möchte er erst, wenn der Garten fertig ist. Da tut sich einiges. Eine Hecke zum Nachbarn kam kürzlich weg, auf der jetzt gemulchten Fläche sollen Stauden gepflanzt werden. Der Rasen soll umgegraben und eine Wiese mit Steinhaufen aus Lesesteinen entstehen. Auch ein größeres Insektenhotel möchte er. "Man muss was tun für den Artenschutz."
Stroh bewahrt den Teich vor dem Umkippen
Stolz ist er auf den Teich mit Seerosen. Der sei schon 23 Jahre alt, aber noch nie umgekippt, was er daran erkenne, dass dort Libellen lebten. Das Geheimnis: Auf dem Grund des Teichs befindet sich ein Netz mit Stroh, das den Teich offenbar vor dem Umkippen bewahrt. Natürlich brachte auch der Garten ein paar Punkte bei der Grünen Hausnummer.
Angesichts der Herausforderungen bezüglich des Klimawandels inklusive Wassermangels steht für ihn fest: "Ohne Verzicht geht es nicht." Aber Sparen und Verzicht könne die Politik den Menschen nur schwer vermitteln, fürchtet er. Er fände einstweilen für Neubauten eine Pflicht zur Regennutzung als Brauchwasser sinnvoll. Das hätte er gern auch in seinem Haus, der Aufwand, so etwas nachträglich zu installieren, ist jedoch enorm.