
Ein Stein mit Dinospuren als Abdeckung eines Trinkwasserschachts, Neues vom Ausflugslokal Schoppenfranz an der Homburg oder ein Fest am Flugplatz. Über diese und viele andere Themen aus Gössenheim hat das Team von Gozzeles TV schon Beiträge gemacht. "Ich bin die Birgit Schrowange von Gozzeles TV", sagt Moderator Marc Pfeiffer im Gespräch mit der Redaktion scherzhaft. Wie er vor der Kamera stehen Frank Fehn und Matthias Kaufmann als Interviewer sowie Uli Ammersbach, der "Dorfgeschichten mit Uli" präsentiert. Kopf des Ganzen ist aber der Mann hinter den Kameras, Peter Scheidt. "Er ist quasi das Hirn und der Bauch von uns", sagt Pfeiffer.
Vor sechs Jahren ging die erste Folge online. Die mittlerweile 37 Folgen und 28 Sondersendungen sind insgesamt 56.000 Mal aufgerufen worden. 379 Menschen haben den Youtube-Kanal abonniert. "Dafür, dass wir nur 270 Haushalte haben, finde ich das schon recht gut", sagt Scheidt, der mit dem Team bei Ausbruch des Ukrainekriegs auch ein Benefiz-Open-Air auf die Beine gestellt und moderiert hat.
Im Schnitt 400 bis 700 Aufrufe hat eine Folge, manche kommen auf über 1000. Auch ausgewanderte Gössenheimer halten sich so über ihren Heimatort auf dem Laufenden. Wie es zu dem Namen kam? Gozzeles sei im 12. Jahrhundert der Name Gössenheims gewesen. "Das Gozzeles hat irgendwas gehabt", findet der 68-jährige Scheidt. Das Projekt mache ihnen Spaß und soll von Gössenheimern für Gössenheimer sein.
Vor Gozzeles TV gab es eine jährliche DVD
Als Vorläufer von Gozzeles TV hat der ursprünglich aus Volkach stammende Scheidt, der gern filmt und fotografiert, ab 2014 jährlich eine DVD mit Fotos von Gössenheimer Veranstaltungen zusammengestellt und zu etwas mehr als dem Materialpreis verkauft. "Irgendwann war das nicht mehr so zeitgemäß." Die DVDs waren weniger gefragt. Also kam ihm die Idee zu Gozzeles TV. "Da war mir klar, ich brauche Leute dazu." Im Gössenheimer Nürnberg-Fanclub wurde er fündig. Nur Uli Ammersbach kam als Historiker von außen. Rat holte sich Scheidt von seinem Freund Walter Volpert, der mit dem Youtube-Kanal "fuxx & hase" ein ähnliches Format für Gemünden macht.

Beiträge über Veranstaltungen mache Gozzeles TV gar nicht so arg viele, sagt Scheidt. Vielmehr überlege er sich oft hintergründige Themen, wie über das Haus Waldeck zwischen Gössenheim und Eußenheim oder über die Logistik des Burgweinfests, als es das noch in der Form gab. "Wir stoßen eigentlich offene Türen ein", sagt Pfeiffer. Es müsse nicht perfekt sein, ergänzt Scheidt. "Da muss auch nicht Hochdeutsch gesprochen werden." Manche älteren Gössenheimer meinten, sie müssten vor der Kamera Hochdeutsch sprechen, dabei werden auch die Moderationen und Interviews im Dialekt gehalten.
Wer hilft mit bei Gozzeles TV?
Weil Themenfindung, Planung, Terminfindung, Filmen und Schneiden viel Arbeit machen, würde der Autodidakt Peter Scheidt sich über weitere Unterstützung vor allem bei solchen Hintergrundarbeiten freuen. So laufen beim Dreh inzwischen meist drei Kameras, die Scheidt bislang allein bedienen muss. Auch die Scheinwerfer muss er aufstellen. Seine Frau Birgit verliest unter dem Namen "Kurz und bündig" mittlerweile Neues aus Gössenheim. Seit Folge 30 gehört auch "Ritter Gössi" dazu, eine kleine Ritterfigur, die Gössenheimer mit in den Urlaub nehmen und und mit ihr kleine Filme drehen.
Verdienen könne Scheidt mit Gozzeles TV nichts, eher im Gegenteil. Von der Werbung, die bei Youtube-Videos eingeblendet wird, hätten sie nichts. Die ganze Technik habe sich Scheidt selbst anschaffen müssen, die Mikrofone stammen noch von seinem Vater. Von der Gemeinde Gössenheim bekam er als Unterstützung immerhin einen leistungsstärkeren Computer und eine Festplatte gestellt, eine neue Kamera bekam er teilweise über die ILE gefördert. Auf der Festplatte speichert er alle Beiträge, damit sie für das Gemeindearchiv gesichert sind. Irgendwann könnten sie einmal lokalhistorisch interessant sein, schon jetzt lebten manche Personen aus den Beiträgen nicht mehr.
Mediathek im Entstehen begriffen
"Wir werden oft gefragt, in welcher Folge war denn das?", sagt Pfeiffer. Weil sie das selbst oft nicht wissen, erstellt Scheidt gerade auf einer zweiten Homepage eine Online-Mediathek mit allen Beiträgen. Die erste sei langsam voll. Eine Folge mit mehreren Beiträgen ist etwa 50 bis 60 Minuten lang – eigentlich zu lang für heutige Sehgewohnheiten, zeigt sich Scheidt selbstkritisch.

Natürlich machen die Beiträge viel mehr Arbeit, als es beim Anschauen scheint. So hat ein Fünf-Minuten-Beitrag in Folge 35 mit etwa zehn überwiegend neigschmeckten Gössenheimern darüber, warum es ihnen in Gössenheim gefällt, rund 30 Stunden Arbeit gemacht. Die Einstellung von einem Kanu auf der Wern dauert im Beitrag nur ein paar Sekunden, aber allein das Organisieren des Kanus habe gedauert, sagt Scheidt. Die Gemeinde möchte diesen Werbefilm für Gössenheim eventuell auf die gemeindliche Internetseite stellen.
Der bislang erfolgreichste Beitrag sei der vom Burgweinfest 2019 gewesen, als Gäste dort in einem Zelt von Gozzeles TV Grüße von der Homburg senden konnten. Anfangs sei es zögerlich angelaufen, aber nach einigen Schoppen sei das Zelt eine Attraktion gewesen. Irgendwann, als die Weinseligkeit zugenommen habe, musste Scheidt aber die Aktion beenden. Ideen für künftige Beiträge nähmen sie gerne an. "So langsam wird's eng."