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Main-Spessart
Glosse: Wenn der Tatortreiniger lieber Festwirt ist und das Gemündener Heimatfest rettet
Main-Spessart müsste mal durchschnaufen. Wer sich nach Entspannung sehnt, wird an Baustellenampeln fündig – malerischer Main-Blick inklusive.
Der neue Kreisverkehr in Rieneck ist schon verrostet.
Foto: Björn Kohlhepp | Der neue Kreisverkehr in Rieneck ist schon verrostet.
Dorothea Fischer
 |  aktualisiert: 14.03.2024 02:56 Uhr

Es herrschen turbulente Zeiten. Früher gab es in der Nachrichtenlage einen Rhythmus. Jahrein, jahraus das Gleiche. Abwechslung verschaffte höchstens mal eine Fußball-Weltmeisterschaft im eigenen Land oder wenn eine Reihe wichtiger Menschen ein rotes Band durchschnitten. Früher war das wie mit den Jahreszeiten, die dank Klimawandel auch nicht mehr das sind, was sie mal waren: Frühlingsgefühle, Sommerloch, Herbststimmung und Winterblues.

Dann ging es wieder von vorne los. Nach Fasching war Zeit für Reporterinnen und Reporter, einmal tief durchzuschnaufen. Dieses Jahr ist das anders. Auch nach Fasching finden Traktor-Kolonnenfahrten statt. Man könnte fast meinen, die Fahrer haben mit ihren Plakaten und den markigen Sprüchen die Ausfahrt zur Fastenzeit verpasst. Doch Halt, das Thema ist zu ernst, um darüber Witze zu machen. Durchblick ist gefragt: Wer protestiert und wofür oder wogegen?

Gemündener Heimatfest ist gerettet

Leichter fällt es, bei einer frühlingshaften Ausfahrt durch den Landkreis die Augen nach der nächsten Schlagzeile offenzuhalten. Haben Sie gesehen, dass das erst im Spätsommer montierte monumentale Stahlband auf dem Kreisverkehr bei Rieneck, den Bürgermeister Sven Nickel vollmundig als "eine der schönsten Kreisverkehrsinseln Deutschlands" bezeichnete, schon Rost angesetzt hat?  Früher hätte man sich in Grund und Boden geschämt, den Rost abgeschliffen und dafür gesorgt, dass das nicht wieder passiert. Heute gilt es als schick.

In Gemünden darf man sich jetzt freuen, das Heimatfest ist gerettet. Doch freuen Sie sich nicht zu früh, auch hier kommt es in diesem Jahr anders: Es dauert wieder vier statt nur zwei Tage, aber nicht wieder im Zelt. Und statt von einem Festwirt wird es von einem Tatortreiniger veranstaltet – vermutlich, weil der die Schnapsleichen ordnungsgerecht zu entsorgen weiß. Spaß beiseite! Der neue Heimatfest-Organisator ist einfach ein Tausendsassa. Daniel Schäfer betreibt einen Trödelladen in Faulbach und ist qualifiziert, Messi-Wohnungen auszuräumen, Schädlinge zu bekämpfen und so lange zu schrubben, bis auch die letzte Spur eines Verbrechens verwischt ist. Gehen wir mal davon aus, dass er diese Fähigkeit beim Heimfest nicht unter Beweis stellen muss.

Zwangspause mit Rotlicht

Im Landkreis scheint man auch darauf bedacht zu sein, Autofahrer vor Stress zu bewahren. An ausgewählten Orten werden derzeit entspannende Zwangspausen verordnet: Zwischen Marktheidenfeld und Lengfurt oder seit dieser Woche am Ortsausgang von Karlstadt in Richtung Gemünden werden spezielle Geräte aufgestellt. Sie bremsen Autofahrer mit Hilfe von Rotlicht aus, damit diese den malerischen Blick auf den Main genießen können. Dass Felsen gesichert und Bahnstrecken erneuert werden müssen, erscheint da eher wie eine Ausrede. Eine dieser sogenannten Baustellenampeln wurde in Arnstein mutwillig beschädigt, meldete die Polizei. Zu viel Entspannung tut wohl auch nicht gut.

 
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