Überall in Deutschland wird den Leuten das Impfen schmackhaft gemacht. Linke fordern 500 Euro Impfprämie. In Berliner Kneipen werden frisch gezapfte Biere und saftige Bratwürste verteilt. Und mancherorts darf man(n) und frau sogar für einen Piks gratis ins Bordell. Gibt es in Main-Spessart auch solche Anreize? Nunja, in Karlstadt fand am Donnerstag eine große Impfaktion statt. Ein Haufen Leute kamen, parkten in der Bodelschwinghstraße und warteten dann geduldig, ohne zu wissen, wie lange es dauern wird, bis sie an die Spritze kommen würden. Als die frisch Geimpften dann zu den Autos zurückkamen, merkten sie, dass ihnen das Ordnungsamt in der Zwischenzeit eine schöne, kleine Überraschung hinterlassen hatte: einen Haufen Strafzettel.
Kein Wunder, dass es in Main-Spessart nicht gut ausschaut mit den Impfungen. Mit einer Impfquote von 63,3 Prozent ist der Landkreis nun Schlusslicht in Unterfranken. Sogar die Haßberge haben den Landkreis überholt. Ich wiederhole: Die Haßberge. Frage an die Main-Spessarter Lokalpatrioten: Wollen Sie wirklich hinter einem Landkreis liegen, der offenbar so unbeliebt ist, dass sich die allgemeine Abneigung gegen die Region sogar in ihrem Namen wiederfindet?
Sollte Marktheidenfeld sich unabhängig machen?
Kurz zwischendurch: Wer schaut regelmäßig "Dahoam is Dahoam" im BR? Ist Ihnen schon schon einmal aufgefallen, dass der Schauspieler von Hubert Kirchleitner, dem Chef der Lansinger Brauerei, aussieht wie der SPD-Abgeordnete Bernd Rützel ohne Schnurrbart? Führt der Gemündener Politiker womöglich ein Doppelleben als Fernsehstar? Kassiert er neben seinen Diäten auch noch Rundfunkgebühren? Skandal! Ach war das schön, als man unter einer Verschwörungstheorie noch solche wirren Hirngespinste verstanden hat und nicht etwa, dass Bill Gates uns per Impfspritze Mikrochips injizieren will.
Wo wir gerade von Schauspiel sprechen: An ein solches erinnert derzeit viel in und um das politische Marktheidenfeld. Am Montag lud die UGM zu einer "Bürgerdiskussion" zum Schulstandort ein. Zu dieser kamen vielleicht fünf Bürger und ansonsten die übliche, lokale Kreispolitik-Prominenz. Also diskutierten die Kreispolitiker und sprachen fraktionsübergreifend über Beschlüsse, wie in einer, äh ja, Kreistagssitzung. Man wolle sowas jetzt öfter machen, hieß es, also so einen Parallel-Kreistag für Marktheidenfeld. Ist das eine Zeitreise ins Jahr 1970, als Marktheidenfeld noch ein Landkreis war?
Oder ist es ein Blick in die Zukunft: Angesichts der über 20 Millionen Euro Kreisumlage, des schließenden Krankenhauses, des bröckelnden Schulstandorts konnte man aus den Haushaltsreden schon fast so etwas wie Umsturzfantasien heraushören. Kein Kreis, kein Land, kein Bund sollte sich einmischen in die Souveränität der Stadt. Unsere Wiesen, unsere Wirtschaft, unser Geld. Wieso dann nicht einfach mal in die Vollen gehen?
Warum sollte Marktheidenfeld es nicht wie Katalonien, wie Quebec oder wie Großbritannien versuchen und seine Unabhängigkeit verkünden. An Ambitionen mangelt es nicht. Einfach mal eigenes Land werden, ein neues Luxemburg oder Liechtenstein vielleicht? Das wär's doch. Die Fahne – rote Brücke, blauer Main, blauer Stern – flattert im Wind, oben auf dem neuen Regierungssitz in der Luitpoldstraße. Einen guten Präsidenten hätte man auch schon. Der Schauspieler von Hubert Kirchleitner hat schon zwei Mal Franz-Josef Strauß gespielt. Er weiß sicher wie "Staatsmann sein" funktioniert. Ist halt ein Gemündener. Trotzdem: Viva la revolución.