Dieser Tage findet sich in Briefkästen in Main-Spessart eine Kundenzeitschrift der Raiffeisenbank mit dem schönen Titel "Daheim zwischen Main und Spessart". Man fragt sich, wer eigentlich dazwischen daheim ist. Hafenlohrer, Neustadter, Neuendorfer und Lohrer vielleicht? Klar, eine Bank mit Hauptsitz in Lohr geht natürlich von sich aus. Aber wer denkt an die, die mitten im Spessart wohnen, oder die Stettener, Karschter, Gössenheimer, Arnsteiner und so weiter jenseits des Mains? Mitgemeint ist halt nicht immer gut gemacht.
Das ist wie mit den dicken Telefonbüchern. Bis letztes Jahr stand auf den hiesigen "Würzburg, Marktheidenfeld, Kitzingen" drauf, aber drin standen auch mehr oder weniger fleißige Telefoniererinnen und Fernsprecher aus dem Raum Gemünden und Karlstadt. Inzwischen steht zwar Karlstadt mit drauf, aber Gemünden weiterhin nicht. Und Lohr ist sinnigerweise sowieso in einem anderen dicken Telefonbuch. Zum Glück gibt's heutzutage Internet, wobei viele, die nicht so oft angerufen werden wollen, inzwischen weder dort noch im Telefonbuch zu finden sind (manche stehen nicht mal mehr auf ihrem Klingelschild, dafür aber auf Facebook).
Schnäppchen auf Ebay Kleinanzeigen
Ebenfalls in Lohr findet sich auf Ebay Kleinanzeigen ein besonderes Schnäppchen: ein spanisches Zwei-Euro-Stück für 14.444 Euro (Versand möglich). Ihnen kommt das spanisch vor? Es geht offenbar um eine Fehlprägung, aber was die genau sein soll, wird einem beim Betrachten der eingestellten Fotos nicht wirklich klar.
Auch die Beschreibung wirft Fragen auf: "Das ist Original Münzen und Bilder einfach mit (Handy) gemacht! Keine Foto Schopf oder Studium !" Aber haben Sie eine bessere Idee wie Leute, die nach dem Bezahlen der Gasrechnung noch was übrig haben, angesichts des grassierenden Wertverfalls sonst ihr Geld investieren sollen? Für den kleineren Geldbeutel wäre auch das ebenfalls in Lohr angebotene österreichische 50-Cent-Stück von 2002 für nur 288 Euro eine Option. Wem das noch zu viel ist, dem biete ich jetzt exklusiv ein deutsches 20-Cent-Stück von 2019 für nur 99 Euro an, das ist bestimmt eigentlich voll selten und glänzt auch noch schön.
Kleinvieh macht auch Mist: Zwei Main-Spessarterinnen haben Klohäuschen und das Geld für die 70-Cent-Sanifair-Bons einer Autobahnraststätte (sicher waren auch viele Fehlprägungen darunter) als sprudelnde Einnahmequelle entdeckt und das Geld in den Bau des gemeinsamen Wohnhauses gesteckt. Wem das nun als Finanzierungsmöglichkeit für das eigene, sündhaft teure Eigenheim in den Sinn kommt, dem sei gesagt: Sie wurden verurteilt und müssen den geschätzten Schaden von 23.643,27 Euro bis auf den letzten Cent erstatten.
Das Festspielhaus an der Scherenburg lädt zum Geschäfte machen ein
Um ein Klohäuschen geht es auch bei den Scherenburgfestspielen in Gemünden. Das dortige neben der neuen Tribüne soll immerhin 750.000 Euro teuer werden. Und Klohäuschen will man dazu dann auch nicht mehr sagen, viel besser klingt da doch das inzwischen verwendete "Festspielhaus". Damit rangiert man zumindest begrifflich schon mal auf einer Stufe mit den Bayreuther Wagner-Festspielen. Und wer weiß, vielleicht wird das neue Klohäuschen auf der Scherenburg ja auch eine sprudelnde Einnahmequelle? Geschäftemacherei wird's dort auf jeden Fall geben.