Wegen des Glatteises ist am Dienstag im ganzen Landkreis Main-Spessart der Präsenzunterricht an den Schulen ausgefallen. Diese Entscheidung traf das Schulamt gegen 7 Uhr morgens, nachdem die Busse fast im gesamten Landkreis nicht fahren konnten, wie der Pressesprecher des Landratsamtes, Markus Rill, erklärte. Da das jedoch nicht alle Eltern so schnell mitbekommen hatten, gab es eine Betreuung für die Schülerinnen und Schüler, die dennoch in den Schulen ankamen. Der Rücktransport verlief laut Landratsamt problemlos.
Polizei war ab 4.30 Uhr zu Glatteis-Einsätzen unterwegs
Im Raum Marktheidenfeld beschäftigte die Polizei das Thema Glatteis ab halb fünf in der Früh. "Um 4.30 Uhr ging es los mit den ersten Unfallmeldungen, glücklicherweise nur Kleinunfälle und Blechschäden ohne Verletzte", erklärt Michael Zimmer, Chef der Polizei Marktheidenfeld. Fünf Mal wurde die Polizei alarmiert, viermal davon ereigneten sich dabei Unfälle in Kreuzwertheim und dem Ortsteil Unterwittbach, einmal in Homburg. Im Stadtgebiet Marktheidenfeld dagegen blieb es ruhig. Hier seien eher glatte Gehwege problematisch gewesen, so Zimmer. Gegen sieben Uhr wurde es bei der Polizei dann ruhig und es kamen keine Glatteis-Meldungen mehr.
Auch bei der Polizei Karlstadt war am Dienstagmorgen einiges los, glücklicherweise kam es aber nur zu Sachschäden, verletzt wurde niemand. Laut Polizeihauptmeister Julian Bentele ereigneten sich im Bereich Karlstadt elf Unfälle durch Glatteis, verteilt auf das gesamte Gebiet der PI Karlstadt. Der erste Einsatz war morgens um 5.30 Uhr, ruhiger wurde es dann ab 10.30 Uhr. "Die Straßen waren außergewöhnlich glatt", so Bentele. Unfälle von Fußgängern auf rutschigen Gehwegen seien der Polizei nicht gemeldet worden.
Im Raum Lohr zählte die Polizei seit Mitternacht bis am frühen Dienstagnachmittag 22 Unfälle, bei denen Glatteis die Ursache war. Auch dort blieb es jedoch größtenteils bei Blechschäden. Lediglich bei einem Unfall wurde eine Person leicht verletzt. "Der Schwerpunkt der Unfälle lag im Bereich Steinfeld, Hausen und Lohr", sagte Polizeihauptmeister Marcel Hluchany.
Zwei Leichtverletzte nach Zusammenstoß bei Rieneck
Die Polizei Gemünden meldet den ersten Glatteis-Unfall bereits von Montagnachmittag bei Rieneck. Ein Auto geriet dort ins Schleudern, prallte in die Leitplanken und gelangte auf die Gegenfahrbahn, wo es mit einem weiteren Auto zusammenstieß. Zwei Personen wurden dabei leicht verletzt und ins Krankenhaus gebracht.
Am Dienstagmorgen ging es dann weiter: Gegen 5.30 Uhr ereignete sich ein Unfall bei Schaippach, etwa zur gleichen Zeit kam es in Rieneck zu einem Glätte-Unfall. Ebenfalls in Rieneck rutschte am frühen Morgen ein Autofahrer in die Sandsteinmauer eines Anwesens im Sternheckenweg. Nur eine Stunde später baute ein weiterer Autofahrer an der gleichen Stelle einen Unfall. In Gemünden rutschte am Dienstagmorgen ein Autofahrer beim Einparken auf dem Parkplatz der Lindenwiese gegen ein anderes Auto.
Feuerwehr konnte nur im Schritttempo zum Einsatzort fahren
Als "sehr ruhig" beschreibt Kreisbrandrat Florian List die Lage am Dienstagmorgen aus Sicht der Feuerwehr. So seien die Wehren im Landkreis zu der ein oder anderen Kleinigkeit gerufen worden, aber glücklicherweise zu nichts dramatischem. Das meiste seien Absicherungen bei Unfällen gewesen.
Zudem seien zwei Brände gemeldet worden: In Lohr habe ein Brandmelder Alarm geschlagen, in Himmelstadt hat es auf einem Balkon gebrannt. Bei beiden Bränden hätte sich aufgrund des Glatteises die Anfahrt der Feuerwehren verzögert. "Das konnte alles nur sehr langsam und im Schritttempo geschehen", so List. Doch trotz Verzögerung hätten die Helfer alles gut in den Griff bekommen. So hätten in Himmelstadt bereits die Anwohner mit dem Feuerlöscher vorgearbeitet. Insgesamt waren hier rund 35 Feuerwehrler aus Karlstadt, Laudenbach und Himmelstadt im Einsatz.
Ausnahme-Situation am Klinikum Main-Spessart
Blieb es auf den Straßen glücklicherweise überwiegend bei Blechschäden, stellte sich die Situation im Klinikum Main-Spessart als kritisch dar. Bereits am Montag kamen innerhalb von 24 Stunden rund 100 Patientinnen und Patienten, die überwiegend unfallchirurgisch, aber auch konservativ (internistisch) behandelt werden mussten. Bis Dienstagmittag waren es dann zusätzlich 80 Patientinnen und Patienten, die über die Zentrale Notaufnahme kamen und behandelt werden mussten, wie Pressesprecherin Franziska Schön bestätigt. Dreiviertel der Verletzungen seien dabei unfallchirurgischer Natur gewesen. "Die Bandbreite der Verletzungen reichte von Bagatellverletzungen bis hin zu schweren Verletzungen, die stationär versorgt werden mussten", so Schön.
Zudem habe es auch beim Personal Verletzungen gegeben, die behandelt werden mussten. Viele Patienten, dazu fehlender Platz und noch dazu fehlendes Personal, auch wegen der Krankheitswelle: "Da kann man schon von einer Ausnahmesituation sprechen, die wir so nur sehr selten erleben", erläutert Schön.
BRK-Rettungsdienst: 47 Einsätze, davon 28 glatteisbedingt
Auch beim Rettungsdienst des BRK Kreisverband Main-Spessart herrschte am Dienstagmorgen wegen der Glätte Hochbetrieb. "Bis mittags um 12 Uhr wurde der Rettungsdienst zu 47 Einsätzen alarmiert, davon waren 28 Einsätze glatteisbedingt, also meist Stürze", erläutert Dirk Zirwick, Leiter des Rettungsdienst auf Nachfrage.
Dabei stellten der überfrierende Regen und die teilweise spiegelglatten Straßen die Rettungskräfte vor zusätzliche Herausforderungen. "Wir sind aber alle Berge rauf, zu allen Einsätzen hin und auch wieder heil zurück gekommen", beschreibt der Leiter. Gegen Mittag entspannte sich die Lage.
Neben dem Regelrettungsdienst waren auch fünf ehrenamtlich besetzte Fahrzeuge der Unterstützungsgruppe Rettungsdienst (UG-Rett) sowie die Schnelleinsatzgruppe Transport (SEG) mit insgesamt zwölf ehrenamtlichen Helfern im Einsatz.