Aus eigener Kraft kann der Caritasverband Main-Spessart das Cari-Zentrum in Lohr, mit dessen Bau eigentlich im Herbst 2021 begonnen werden sollte, nicht verwirklichen. Das wurde in der Vertreterversammlung des Verbandes am Donnerstag im Pfarrheim St. Laurentius in Marktheidenfeld deutlich.
Beim Cari-Zentrum, das in direkter Nachbarschaft zum Caritas-Altenheim in Lohr entstehen soll, handelt es sich um ein mehrstöckiges Gebäude mit Tagespflegeeinrichtung, Senioren- und Mitarbeiterwohnungen, Bäckerei-Café, physiotherapeutischer Praxis und Büroflächen.
Laut dem stellvertretenden Verbandsvorsitzenden und Vorsitzenden des Bauausschusses, Manfred Goldkuhle, konnte das Projekt, das auf einem Grundstück der Diözese im Erbbaurecht entstehen sollte, zunächst aufgrund gestiegener Baukosten und dem Wegfall der KfW-Förderung in Höhe von rund einer Million Euro nicht umgesetzt werden.
Ordinariat hat den Verkauf des Grundstücks abgelehnt
Zwar hätten mittlerweile Bauträger als Mitinvestoren Interesse gezeigt, allerdings nicht unter der Bedingung, auf Erbbaurecht-Boden zu bauen. Die bisherigen Versuche des Caritasverbandes Main-Spessart, das Grundstück zu kaufen, seien gescheitert, das Ordinariat habe den Verkauf abgelehnt. Verstehen könne er das nicht, sagte Goldkuhle, zumal das Ordinariat in anderen Fällen Grundstücksverkäufen zugestimmt habe.
Somit sei das Projekt derzeit nicht umsetzbar. Am Ziel, das Grundstück zu kaufen und das Cari-Zentrum zu realisieren, halte man jedoch fest, so Goldkuhle. Laut dem stellvertretenden Bauausschussvorsitzenden Benedikt Schwab ging man ursprünglich von Kosten in Höhe von 8,6 Millionen Euro für das Projekt aus. Im Spätherbst 2021 habe man wegen gestiegener Preise bereits mit 12,6 Millionen Euro gerechnet. Aktuell könne man aufgrund der Inflation von 14 Millionen Euro ausgehen.
Die Vertreterversammlung beschloss einstimmig, den Bau des Cari-Zentrums zurückzustellen und den Bauausschuss aufzulösen.
Mangel an Pflegekräften ist ein Problem
Der Caritasverband Main-Spessart betreibt das Seniorenzentrum St. Martin in Lohr, die heilpädagogische Tagesstätte in Neustadt und seit kurzem den Kindergarten in Rechtenbach. Außerdem bietet der Verband Beratung und Hilfe in vielen Lebenslagen.
Die Verbandsvorsitzende, Magda Hartmann, berichtete über die Entwicklungen in verschiedenen Bereichen. Im Seniorenzentrum St. Martin sei der Pflegekräftemangel ein Problem. Die relativ neue Abteilung Kinder- und Jugendhilfe stellte deren Leiterin Keoma Lambinus vor.
Bei einem Haushaltsvolumen von rund 8,2 Millionen Euro ergab sich für den Caritasverband Main-Spessart im Jahr 2021 ein Defizit von 187.000 Euro. Laut Wirtschaftsprüferin Ingrid Hemberger entstand der Fehlbetrag aufgrund außerplanmäßiger Abschreibungen für das Cari-Zentrum in Höhe von knapp 280.000 Euro.
Defizit von 38.000 Euro für kommendes Jahr geplant
Für den von Geschäftsführer Florian Schüßler vorgestellten Haushaltsplan 2023, der ein Defizit von rund 38.000 Euro ausweist, gab das Gremium bei einer Gegenstimme grünes Licht. Als neuer Kassenprüfer wurde der 39-jährige Nils Zschau gewählt, nachdem Norbert Ziegler aus diesem Amt aus gesundheitlichen Gründen ausscheidet.
Für die ruhestandsbedingt aus dem Caritas-Rat ausgeschiedene ehemalige Leiterin des Seniorenzentrums St. Martin in Lohr, Ursula Franz-Marr, wurde deren Nachfolgerin Emelie Schneider gewählt.
Neuer Förderverein "Rückenwind"
Vorstandsmitglied Gabriele Kimmel stellte den neuen Verein Rückenwind vor. Dabei handelt es sich um einen Förderverein für den Caritasverband Main-Spessart. Hintergrund sei, dass die kostenfreien Dienste der Caritas, mit denen man täglich rund 7500 Menschen in Main-Spessart erreiche, in Gefahr seien.
Vertagt werden musste die geplante Satzungsänderung, weil die rund 30 Anwesenden für einen solchen Beschluss nicht ausreichten.
Gedacht wurde der kürzlich verstorbenen Barbara Stamm, die Ehrenvorsitzende im Diözesan-Caritasverband war.