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Langenprozelten
Gemünden: Spessartgrotte meldet sich zurück aus dem Lockdown
Die Kultur hat die Pandemie hart getroffen. In Langenprozelten bereitet sich Theaterchefin Helga Hartmann auf die erste Premiere seit der zweiten Welle vor. So läuft der Neustart.
Helga Hartmann vor der Spessartgrotte in Langenprozelten (Gemünden): Nach mehreren Monaten Corona-Lockdown kann das Theater nun wieder öffnen. 
Foto: Corbinian Wildmeister | Helga Hartmann vor der Spessartgrotte in Langenprozelten (Gemünden): Nach mehreren Monaten Corona-Lockdown kann das Theater nun wieder öffnen. 
Corbinian Wildmeister
Corbinian Wildmeister
 |  aktualisiert: 10.05.2023 10:15 Uhr

Zufällig lernen sie sich im Internet kennen, sie schreiben sich E-Mails und obwohl ihre Kommunikation ausschließlich über den Computer stattfindet, verlieben sie sich. "Das passt erstaunlich gut in diese Zeit, in der alles auf das Digitale ausgerichtet ist", sagt Helga Hartmann, Chefin der Spessartgrotte in Langenprozelten, über das neue Stück. Mit der romantischen Komödie "Gut gegen Nordwind" von Daniel Glattauer öffnet sich der Vorhang des Theaters am kommenden Freitag zum ersten Mal seit Beginn der zweiten Corona-Welle im Herbst vergangenen Jahres. 

Der Familienbetrieb hat die Zeit ohne Publikum und Vorstellungen nicht ungenutzt gelassen. "Wir haben natürlich begonnen, im Haus verschiedene Dinge zu machen, für die wir sonst keine Zeit hatten", sagt Hartmann. Dazu gehörten zum Beispiel Reparaturen und das Durchforsten der Kostüme. Doch die Monate ohne Möglichkeit zu spielen waren nicht einfach. "Für die Schauspieler war es schlimm. Sie konnten in dieser Zeit nirgendwo arbeiten." Sechs bis acht Produktionen gibt es in der Spessartgrotte in normalen Jahren. Die Darsteller sind an dem kleinen Theater nicht fest angestellt, Hartmann engagiert sie für die jeweiligen Stücke.

Ein Neustart mit erschwerten Bedingungen

Dreimal hat sie in den vergangenen Monaten schon einen neuen Spielplan erstellen müssen. Mehrfach dachte sie zwischenzeitlich, dass es jetzt wieder gehen könnte und dann hat es wegen der Infektionszahlen doch wieder nicht geklappt. "Aber jetzt scheint es zu funktionieren", so Hartmann. 

Die Decke in Steinhöhlen-Optik ist namensgebend für das Theater: Heuer feiert die Spessartgrotte 35-jähriges Bestehen.
Foto: Corbinian Wildmeister | Die Decke in Steinhöhlen-Optik ist namensgebend für das Theater: Heuer feiert die Spessartgrotte 35-jähriges Bestehen.

Mit Blick auf die Öffnung ihres Theaters am Freitag hat die Regisseurin gemischte Gefühle. "Man freut sich, dass es endlich wieder losgeht." Gleichzeitig sei der Betrieb der Spessartgrotte durch die Hygieneauflagen, die Theater aktuell einhalten müssen, mit einem "viel größeren Aufwand" verbunden als sonst. "Es ist schon schwierig. Wir können gar nicht vorhersehen, ob die Zuschauer das mitmachen." Rund 30 Personen passen mit dem nötigen Abstand in den Theatersaal, normalerweise sind es knapp 100. Während der Vorstellung dürfen die Gäste ihre Masken aktuell nicht abnehmen. Außerdem dürfen sie im Theatersaal nicht essen und trinken. 

Doch für Hunger und Durst hat sich die Familie Hartmann eine Alternative einfallen lassen. Draußen vor dem Haus will sie Tische aufbauen. Vor der Vorstellung oder in der Pause soll es dort dann die Möglichkeit geben, sich Speisen und Getränke einzuverleiben.

Viele bekannte Kabarettisten waren in der Spessartgrotte zu Gast

Nicht nur wegen Corona ist es eine besondere Zeit für die Spessartgrotte. Schließlich feiert die Bühne heuer ihr 35-jähriges Bestehen. Bevor die Spessartgrotte im Mai 1986 begann, am Wochenende Kabarett und Musik zu zeigen, war sie ein Speiselokal. 

Den Weg in Richtung Kultur hatte schon die Mutter von Helga Hartmann eingeschlagen. Sie hatte eine Laientheatergruppe, die öfter mal im Ort aufgetreten ist, auch in der Spessartgrotte. "Das hat sich dann entwickelt", sagt Helga Hartmann rückblickend. Sie selbst habe ab 1986 begonnen, Kabarettisten nach Langenprozelten einzuladen. Viele Künstler, die heute aus dem Fernsehen bekannt sind, standen damals auf der kleinen Bühne in Main-Spessart. Dazu zählen beispielsweise Sissi Perlinger, Dieter Nuhr, Urban Priol oder Ingo Appelt. 

Im Laufe der Zeit gab es dann auch immer mehr Theaterproduktionen in der Spessartgrotte, das Kabarett verschwand dort im Laufe der Zeit von der Bühne. "Kabarett ist über das Fernsehen immer mehr in Mode gekommen", so Hartmann. Für Komiker, die halbwegs bekannt seien, brauche man heute Platz für mindestens 300 Zuschauer. 

Die Hoffnung auf eine Premiere 

Während zu Beginn auch noch Laienschauspieler in den Stücken in Langenprozelten mitspielten, treten dort heute nur noch professionelle Künstler auf. Hartmann: "Das lässt sich nicht vermischen. Alleine schon wegen der Proben. Wir proben vier Wochen für ein Stück. Das geht nicht mit Laien, die tagsüber einem anderen Beruf nachgehen." 

Mit den Proben für "Gut gegen Nordwind" wird erst diese Woche begonnen. "Das Stück steht eigentlich", sagt Hartmann. Schon vergangenes Jahr habe man daran gearbeitet. Doch dann hat Corona immer wieder dazwischengefunkt. Nun brauche es noch eine Woche, um wieder reinzukommen. "Und dann hoffen wir, dass wir endlich mal die Premiere haben können."

 
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