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Rothenfels
Premiere im Krimikeller: So lief das Corona-Experiment im Theater
Post von der Geliebten, verstorbene Ehegatten und der rätselhafte Tod einer Adeligen. Wie der Krimikeller in Rothenfels nach langer Coronapause in die Sommersaison startet.
Auf Abstand und mit Maske: Nur so konnte das Publikum bei der Premiere  der Krimikomödie 'Eine Leiche zum Kaffee' dabei sein. 
Foto: Tabea Goppelt | Auf Abstand und mit Maske: Nur so konnte das Publikum bei der Premiere  der Krimikomödie "Eine Leiche zum Kaffee" dabei sein. 
Tabea Goppelt
 |  aktualisiert: 10.05.2023 10:15 Uhr

Eine "absolute Premiere" war das Stück "Eine Leiche zum Kaffee" am Donnerstagabend im Krimikeller Rothenfels. Das erklärte Inhaber Michael Franz gleich vorneweg. Denn unter den derzeitigen Bedingungen sei noch nie ein Stück im Krimikeller vorgeführt worden. Ein Blick in den Zuschauerraum zeigt auch, warum: Statt voller Reihen verteilt sich das Publikum nach den Abstandsregeln auf vereinzelte Grüppchen, abgegrenzt durch leuchtende Tischwürfel. Alle müssen während der Vorführung Maske tragen und entweder ein negatives Testergebnis vorweisen, vollständig geimpft oder genesen sein. Ein wenig erinnert die Atmosphäre an einen Restaurantbesuch. Doch als sich Michelle Küster als erste für ihre Lesung auf die Bühne wagte, war kein Mucks mehr zu hören.

Eingeschränkte Besetzung wegen Corona

Franz bedankte sich, dass die Zuschauer zusammen mit dem Krimikeller den Versuch wagten – nach fast eineinhalb Jahren Pause. Und dabei waren nicht nur die Coronaregeln neu: "Normalerweise sind es sieben bis zehn Schauspieler", sagt Franz. Diesmal musste das Stück mit nur drei Personen auskommen – auch das, um coronabedingt besser proben zu können. Und: Es wurde nicht nur gespielt, sondern auch gelesen. Michelle Küster und Matthias Hahn gaben Mördergeschichten zum Besten, die im Gegensatz zum komödiantischen Theaterspiel sogar ziemlich gruselig daher kamen.

Reine Hassliebe im Krimikeller Rothenfels: Der Reporter Robert Brinkmann (Christof Stein) und Hellseherin Frau Borowsky-Bardos (Conny Leimeister) im Stück 'Eine Leiche zum Kaffee'.
Foto: Tabea Goppelt | Reine Hassliebe im Krimikeller Rothenfels: Der Reporter Robert Brinkmann (Christof Stein) und Hellseherin Frau Borowsky-Bardos (Conny Leimeister) im Stück "Eine Leiche zum Kaffee".

Beide Vorleser arbeiteten dabei mit viel Emotion und Intonation in der Stimme. Gemischt mit ausdrucksstarker Mimik und Gestik steigerten sie sich geradezu in ihre Geschichten hinein und ließen die Zuhörer das Gelesene miterleben.

Das eigentliche Stück brach gar nicht so sehr mit der Szenerie der Lesungen. Wie auch die Vorleser setzten sich die Schauspieler an den Kaffeetisch – das einzige Bühnenbild. Mit Conny Leimeister und Christof Stein trafen eine energische Hellseherin und ein verschüchterter Lokalreporter aufeinander, in der Nebenrolle war Seraphine Weber als mürrische Kellnerin zu sehen. Damit das Stück mit so kleiner Besetzung auskommen konnte, mussten die beiden Protagonisten die Handlung in einem einzigen langen Dialog auskämpfen.

Konzentration auf der Bühne und im Publikum

Der Reporter Robert Brinkmann will mithilfe der Hellseherin den Tod der Freifrau von Möllinghof aufklären: Mal wickelten die Schauspieler sich dabei scherzhaft-charmant gegenseitig um die Finger, dann wieder gifteten sie sich an. Ein Konzentrationsspiel, das gepaart mit der schlichten Bühnendekoration die Aufmerksamkeit voll auf die Leistung der Schauspieler lenkte. Doch die legten eine fast fehlerfreie Premiere hin: "Die kleinen Patzer sehe wahrscheinlich nur ich", kommentierte Regisseurin Georgia Viola-Richartz.

Michelle Küster (im Bild) und Matthias Hahn waren für Lesungen vor und nach dem Stück auf der Bühne.
Foto: Tabea Goppelt | Michelle Küster (im Bild) und Matthias Hahn waren für Lesungen vor und nach dem Stück auf der Bühne.

Und die Zuschauer? Die mussten sich ebenso konzentrieren, um den Verstrickungen der Handlung zu folgen. Alle schienen geradezu aufzusaugen, was ihnen geboten wurde. Dass die Theaterbesucher lange auf ein solches Bühnenerlebnis gewartet hatten, war deutlich zu spüren."Wir sind das erste Theater in der Gegend, das aufgemacht hat", sagt Franz. Es gibt zwar noch Karten für einige Termine, aber manche Vorstellungen sind schon ausverkauft und bis zum Donnerstag waren laut Franz etwa 550 Plätze reserviert. Die muss der Krimikeller-Inhaber jetzt vorschriftsgemäß unterbringen. Bei schlechtem Wetter kann er drinnen bis zu 25 Leute verteilen. Kommen nur Einzelpersonen, haben gerade einmal 12 Besucher Platz. Hilfreich wäre gutes Wetter: Dann darf das Theater auf der Wiese hinter der Kirche stattfinden und Franz kann 35 Leute zulassen. 

Bei dieser Besucheranzahl pro Vorstellung könne man eine Produktion nicht kostendeckend durchführen, so Franz. Für den Kellerraum hat er zudem eine neue Lüftungsanlage im Wert von 30 000 Euro installiert. Nur durch die Spielstättenförderung des Freistaats war es ihm möglich, die Veranstaltungen jetzt wieder anlaufen zu lassen. Bleiben lassen wollte Franz die Theaterarbeit für diese Saison trotz Kosten und Mühen aber nicht: "Wir und das Publikum haben lange genug gewartet", sagt er.

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