
Wie weit wird der Atem reichen für das Dialekthaus in Arnstein-Büchold (Lkr. Main-Spessart)? Mit einer schlechten Nachricht musste sich der Vorsitzende des "Vereins zur Bewahrung des unterfränkischen Dialekts", Benedikt Feser, in seinem jüngsten Infoschreiben an die Mitglieder wenden: "Die zuständigen Behörden haben die lange vorgehaltene und außergewöhnlich hohe Förderung für die Umnutzung des Gasthofs ,Schwarzer Adler' zum ,Haus des Dialekts' dieser Tage zurückgezogen."
Zum Hintergrund: 2015 hat die Stadt Arnstein das ehemalige, unter Denkmalschutz stehende Gasthaus in Büchold gekauft. Darin soll das "Haus des Dialekts" entstehen, eine Kombination aus Museum und lebendiger Begegnungsstätte für ganz Unterfranken.
Schnittstelle zwischen Basis und Wissenschaft
Mit ungeheurem Elan engagiert sich der Dialektverein dafür. "Wir sehen uns als Schnittstelle zwischen Dialektbasis und Sprachforschung", sagt Feser zur Zusammenarbeit mit dem Institut für Sprachwissenschaft der Uni Würzburg. Der Verein dokumentiert Mundartausdrücke, bündelt in einem Netzwerk diejenigen, die sich in Unterfranken mit Dialekt beschäftigen, organisiert Mundartkonzerte, richtete den unterfränkischen Dialekttag 2018 aus und vieles mehr.
Das "Haus des Dialekts" soll zum Zentrum der in Unterfranken gesprochenen Dialekte werden, von denen gerade in der heutigen Zeit so viel verloren geht. Büchold liegt geografisch und sprachlich in der Mitte von Unterfranken. Der Ausgestaltung seien kaum Grenzen gesetzt, heißt es auf der Website des Vereins: von interaktiven Audiostationen über Filmvorführungen und Gedichtabende bis zum "Baurischen Kochkurs". Es geht neben der Sprache auch darum, frühere Dorf- und Wirtshauskultur, Lebensart, Tracht und Musik nicht in Vergessenheit geraten zu lassen. Bei all dem gibt es auch eine Zusammenarbeit mit dem Lehrstuhl für Volkskunde der Uni Würzburg beziehungsweise Bezirksheimatpfleger Dr. Klaus Reder.
Die Trägerschaft ist der Knackpunkt
Der Arnsteiner Bürgermeister Franz-Josef Sauer steht dem Projekt Dialekthaus aufgeschlossen gegenüber, ist auch Vereinsmitglied. Die Sanierungskosten in Höhe von rund drei Millionen Euro seien überschaubar, sagt er in einem Pressegespräch. Denn zugesagt war ein Zuschuss von 80 Prozent aus der Städtebauförderung. Üblich sind 60 Prozent.
Aber: Sauer verweist auf den Betrieb nach der Sanierung des Hauses. Es gebe bisher keine verlässliche Unterstützung aus ganz Unterfranken. "Die bräuchten wir aus allen Landkreisen beziehungsweise vom Bezirk." Er sagt, er wolle erneut zu einem "runden Tisch" aufrufen, "wenn sich die Lage nach der Pandemie und Bundestagswahl mal beruhigt". Es werde darum gehen, eine Organisationsform für den Betrieb zu finden. Er könne sich da viel vorstellen – bis hin zu einer Stiftung oder Kulturgenossenschaft. Vielleicht wäre auch die Allianz Main-Werntal ins Boot zu holen.
Auch für Bezirksheimatpfleger Reder ist der spätere Betrieb der Knackpunkt. Der Bezirk werde keinesfalls als Träger auftreten. Er werde sich aber in die Organisation und das Programm einbringen, wenn eine gesicherte Trägerschaft vorliegt. Ein Verein eigne sich dafür nur bedingt. "Der kann sich jederzeit auflösen." Gleichzeitig würdigt Reder die Arbeit des Bücholder Vereins und Fesers. "Was dieser bayernweit bewirkt hat, kann sich sehen lassen." Für den Bezirksheimatpfleger ist das Projekt Dialekthaus mit dem jetzigen Rückzug des Zuschusses nicht tot.
Der Arnsteiner Altbürgermeister Roland Metz ist zweiter Vorsitzender des Dialektvereins. Er sieht die Stadt als geeigneten Träger für das Dialekthaus. Ähnlich wie bei der ehemaligen Synagoge sollte die Stadt für Heizung, Reparaturen und ähnliches aufkommen. Der Verein würde das Haus "bespielen".
Arnstein ist hoch verschuldet
Weshalb die Stadt Arnstein vor einer Trägerschaft zurückschreckt, erklärt Bürgermeister Sauer mit der prekären finanziellen Lage der Stadt. Bei einem Schuldenstand von zehn Millionen Euro läuft gerade die Erneuerung der Kanalisation. Sauer: "Dann müssen wir drei Kindergärten bauen, die Schule und das Hallenbad sanieren."
Nachdem der Zuschuss für Büchold zwei Jahre lang reserviert wurde, kommt es nun dem unter Denkmalschutz stehenden Hafen in Marktsteft (Lkr. Kitzingen) zugute.