
Es war zu vermuten, aber Dr. Gunther Schunk hat es sprachwissenschaftlich untersucht und kann es nachweisen: Der Dialekt wird regionaler, großräumiger. Er unterscheidet sich nicht mehr von einem Dorf zum nächsten, wie das bisher teilweise der Fall war. Schunk versucht zugleich die Bedenken zu nehmen, dass der Dialekt ganz ausstirbt. Im Wirtshaus etwa oder auf dem Sportplatz würden die Menschen gerne Dialekt sprechen.
Er war einer der Referenten beim Dialekttag, zu dem der Frankenbund ins Sportheim Büchold (Lkr. Main-Spessart) eingeladen hatte. Schon 1868 habe Johann Baptist Sartorius in seinem Buch „Die Mundart der Stadt Würzburg“ beklagt, dass der Dialekt schwinde, sagte Schunk. 150 Jahre später aber sei er immer noch nicht ausgestorben. Freilich würden Bezeichnungen wie etwa „Seitüchle“ oder „Melkscheml“ aussterben, weil man sie nicht mehr braucht.
Rückbesinnung
Schunk beobachtet seit den späten 1980er Jahren „nach Jahren der Ausmerzung“ eine Rückbesinnung auf den Dialekt. Er sei offenbar ein identitätsstiftendes Element in Zeiten der Globalisierung. Gerade in Unterfranken scheine die Freude am Dialekt besonders groß zu sein. Schunk macht das unter anderem an den mehr als 10 000 verkauften Heften „Asterix auf „Meefränggisch“ fest – ein Rekord unter den insgesamt 28 verschiedenen Mundarten, in die Asterix bisher übersetzt wurde.
Büchold war als Tagungsort ausgewählt worden, weil hier in der geografischen Mitte Unterfrankens auch die Bemühungen um die Erforschung und Erhaltung des Dialekts besonders intensiv sind. So soll hier auch das unterfränkische „Haus des Dialekts“ entstehen. Treibende Kraft ist der Vorsitzende des „Vereins zur Bewahrung des unterfränkischen Dialekts“, Benedikt Feser.
Es geht auch ums Überleben der Dörfer
Er sieht die Lage kritischer als Schunk. Gerade verliere eine ganze Generation ihre ersterlernte Muttersprache – und das gekoppelt an einen Verlust des Dorflebens. Mit dem Verschwinden der Wirtshäuser sei der traditionelle Treff der Männer verloren gegangen, mit dem Verschwinden der Lebensmittelgeschäftli der der Frauen und der Dorfjugend. Feser sieht das Thema ein Stück weit politisch: „Es geht auch ums Überleben der Dörfer. Die Dörfer müssen sich neu erfinden.“
Feser führte die Tagungsteilnehmer durch das künftige Dialekthaus, das ehemalige Gasthaus „Schwarzer Adler“. Älteste Bauteile gehen auf 1495 zurück. 1984 wurde es geschlossen. Die Stadt Arnstein hat es gekauft. Es soll kein Museum entstehen, sondern eine Mischung: ein Ort, an dem der Dialekt dargestellt und in einem interaktiven Mediensystem für die Besucher erlebbar wird, wo aber beispielsweise auch in einer „Live-Küche“ gemeinsam regionale und saisonale Gerichte zubereitet werden.
Dialekt im Internet
Während der Tagung zeigte die Sprachwissenschaftlerin Dr. Almut König, welche Quellen sich im Internet zu dem Thema anzapfen lassen. Beispielhaft führte sie die Belege Bücholds aus dem „Sprachatlas des Deutschen Reichs“ von Georg Wenker aus dem späten 19. Jahrhundert vor, die unter www.regionalsprache.de zu finden sind. Von den mehr als 40 000 damaligen deutschsprachigen Schulorten liegen die Befragungsergebnisse vor.
Dr. Monika Fritz-Scheuplein erklärte die Einteilung des deutschen Sprachraums in die unterschiedlichen Dialekträume, die sich dadurch abgrenzen, dass beispielsweise die zweite Lautverschiebung im 5./6. Jahrhundert nicht stattgefunden hat und nun im Norden „Appel“, „Water“ und „maken“ für „Apfel“, „Wasser“ und „machen“ gesagt wird. In seinen Erläuterungen zum „Fränkischen Wörterbuch“ erklärte Dr. Alfred Klepsch unter anderem, er sei mit dem Begriff des „Ostfränkischen“ – für das, was in Unterfranken gesprochen wird – wenig glücklich. „Als ich die finanzielle Förderung unserer Untersuchungen beantragte, glaubten die, ich wolle nur die Mundart im Raum Bayreuth untersuchen.“
Unterhaltsamer Teil
Neben dem wissenschaftlichen Teil der Tagung ging es auch unterhaltsam zu, indem beispielsweise Gunther Schunk aus dem „Asterix uff Meefränggisch“ las und der Liedermacher Siggi Juhasz ein Konzert gab.