Eine lange Sitzung im Marktstefter Stadtrat am Dienstag mit weitreichenden Entscheidungen: Da wurde recht spät der Haushalt für das laufende Jahr einstimmig verabschiedet und gleich anschließend der Bauantrag für die BNE-Station im Alten Hafen bei zwei Gegenstimmen genehmigt. Da auch die Finanzierung für die Sanierung des Hafens weitgehend steht und für die von der BNE-Station nicht benötigten rund zwei Drittel der Gebäude eine Nutzung durch einen Inklusionsbetrieb vorgelegt wurde, hat die Stadt auch die Auflagen des Landkreises erfüllt.
Die vom Kreistag gestellte Frist vom 30. September ist damit aus Sicht der Stadt Marktsteft eingehalten. Zuvor hatte der Landkreis die Stadt heftig kritisiert, weil das Projekt monatelang nicht vorangekommen war. Bei der Bewerbung Marktstefts um die Umweltstation für Bildung für eine nachhaltige Entwicklung (BNE) hatte Reichert im Mai 2019 gesagt, der Umbau könne Ende März 2020 beginnen und bis Herbst 2021 fertig sein.
Kosten für die Stadt: 1,3 bis 2,5 Millionen Euro
Zwar haben sie dem Haushalt, der die Finanzierung der Hafensanierung beinhaltet, zugestimmt, doch votierten Dirk Albrecht und Sebastian Schneider in der Folge gegen den Bauantrag. Ihre Begründung: In der Übersicht der Fördermittel für das Projekt "klafft ein Delta von 1,2 Millionen Euro", so Albrecht. Insgesamt sind für die Gebäudesanierung im Haushalt bis zum Jahr 2023 7,5 Millionen Euro angesetzt. Dem stehen Zuschüsse in Höhe von 6,2 Millionen Euro gegenüber, so dass für die Stadt ein Eigenanteil in Höhe von 1,3 Millionen Euro verbleibt.
Bei der anschließend vorgestellten Förderübersicht kann sich aber ein Spagat ergeben, denn die beiden großen Zuschussgeber Denkmalpflege und Städtebauförderung haben hier einen Spielraum angegeben: Die Städtebauförderung stellt einen Betrag in Höhe von 3,2 bis 3,9 Millionen in Aussicht, die Denkmalpflege von 1,1 bis 1,5 Millionen Euro. Gäben beide "nur" die Beträge der Untergrenze, ergäbe sich für die Stadt eine Erhöhung des Eigenanteils um 1,2 Millionen Euro – sprich auf das Doppelte.
Sowohl Bürgermeister Thomas Reichert als auch Architekt Friedrich Staib machten deutlich, dass diese Spannen durchaus üblich bei öffentlichen Zuschussgebern seien, sie aber positive Aussagen der Fördermittelgeber zu den Obergrenzen hätten. Reichert sagte aber auch: "Ich habe noch keinen Förderbescheid in der Hand." Reichert sieht die einmalige Chance, nun eine Verwendung für das vor acht Jahren von der Stadt erworbene Projekt zu haben und das mit ungewöhnlich hohen Fördermitteln. Wichtig für ihn war die Aussage des Stadtrats: "Wir wollen das", auch wenn die letzten paar Hunderttausend Euro heute noch nicht genau bekannt seien.
Architekt steht zu den vorgelegten Zahlen
Architekt Staib dazu: "Ich stehe hinter den Zahlen im Bauantrag", denn diese basierten auf einer genauen Prüfung des Gebäudes. Ein deutliches Mehr an Förderung werde wohl nicht zu erreichen sein, denn die Zuschussgeber fordern einen Eigenanteil der Stadt, der zwischen 15 und 20 Prozent der Bausumme liege müsse. Soll heißen: Auch wenn noch weitere Zuschussgeber gefunden würden – gedacht ist dabei etwa an die ILEK –, würde der Eigenanteil der Stadt bei wenigstens rund 1,3 Millionen Euro bleiben. Die großen Förderer könnten ihren Anteil im Gegenzug verringern.
In die Planung sind auch die Außenanlagen integriert, sowohl für die BNE-Station als auch für den Inklusionsbetrieb. Er soll als Hotel mit Restaurant geführt werden. Das ist auch deshalb interessant, weil die AWO im benachbarten Marktbreit ebenfalls eine solche Einrichtung betreibt. Ausgenommen von der Planung ist das Hafenbecken selbst, das nicht in städtischem Eigentum ist.
Am Freitag, 25. September, besteht für die Marktstefter die Gelegenheit, das Gelände von 14.30 bis 18 Uhr zu besichtigen.