
Mitte September haben viele der Kundinnen und Kunden der Energieversorgung Lohr-Karlstadt (ENERGIE) ein Schreiben erhalten. "Der Preisexplosionen an den Beschaffungsmärkten durch den Ausfall russischer Gasmengen" könne sich das Unternehmen nicht entziehen, heißt es darin. Dazu käme auch die Gasumlage der Bundesregierung. Die ENERGIE könne die "gewaltigen Verteuerungen" nicht auffangen und sei daher dazu gezwungen, den Erdgaspreis ihrer Kundschaft von 1. November an zu erhöhen. Über 14.000 Haushalte in Main-Spessart und dem Landkreis Würzburg beliefert das Unternehmen mit Gas.
"Billiganbieter" wollen sich von ihrer Kundschaft trennen
Wer den Sondervertrag "meinERDGAS" abgeschlossen hat, muss künftig netto 6,15 Cent (7,32 brutto) pro Kilowattstunde zusätzlich zahlen. Laut dem kaufmännischen Leiter, Stefan Schinagl, ist das die größte Kundengruppe. Darüber hinaus gebe es auch noch diejenigen, die sich in der "Grundversorgung" befinden. Für diese wird der Nettopreis pro Kilowattstunde sogar um rund zehn Cent steigen. Dazu kommt dann noch die Mehrwertsteuer.
Am meisten zahlt, wer die sogenannte Ersatzversorgung in Anspruch nehmen muss. "Viele Billiganbieter haben aktuell kein großes Interesse an der Fortsetzung ihrer Kundenbeziehungen", berichtet Schinagl. Sie beenden daher Verträge oder setzen "astronomische Preissteigerungen" an, damit ihre Kundschaft, diese selbst kündigt. "Es herrscht momentan ein sehr aufgewühlter Markt." Das beschert der Energieversorgung Lohr-Karlstadt aktuell neue Kundinnen und Kunden, die sie notfallmäßig beliefern muss.
Als Grundversorger der Region verpflichtet Kunden aufzunehmen
Denn als Grundversorger sei die ENERGIE gesetzlich dazu verpflichtet, "niemanden im Regen stehen zu lassen". Sie springt also ein, wenn es zum Bruch mit dem bisherigen Anbieter kommt. "Allerdings nicht zu Preisen, bei denen wir noch drauflegen müssen, sondern zum Marktpreis", so Schinagl. Das wäre sonst auch der bisherigen Kundschaft gegenüber unfair. Auf diese müssten die Kosten für das zusätzlich benötigte Gas dann nämlich umgelegt werden. Da die ENERGIE ihr Gas langfristig einkauft, kann sie ihren Bestandkunden günstigeres Gas anbieten, als es der Markt hergibt.
Wie viel die Abnehmerinnen und Abnehmer am Ende wirklich bezahlen müssen, weiß selbst Stefan Schinagl noch nicht. Denn so wie es gerade aussieht, will die Ampelkoalition nach heftigem Gegenwind nun doch ihre Gasbeschaffungsumlage in Höhe von 2,4 Cent kippen. Im Anschreiben der ENERGIE ist diese aber schon mit eingerechnet. Sollte die Umlage fallen, wolle man die niedrigeren Kosten selbstverständlich weitergeben. Doch da gibt es ein Problem: Preisveränderungen müssen Energieversorger normalerweise sechs Wochen im Voraus mitteilen, erklärt Schinagl. "Ich weiß nicht, wie die das jetzt noch abschaffen wollen. Das funktioniert nicht mehr bis Oktober."
Abschläge steigen um das Zwei- oder Dreifache
Unklar sei auch noch, ob die angekündigte Mehrwertsteuersenkung für Gas von 19 auf sieben Prozent umgesetzt wird. Schinagl: "Die Idee war, damit die Mehrkosten durch die Umlage zu kompensieren. Wir haben keine Ahnung, was jetzt passiert, wenn diese nicht kommt."
Mitte bis Ende Oktober versendet die ENERGIE ihre Jahresabrechnungen. Auf diesen sollen dann auch die neuen monatlichen Abschläge stehen. "Bei vielen verändern sich die monatlichen Kosten um das Zwei- oder Dreifache", sagt Schinagl voraus. Die Abschläge seien unter anderem abhängig vom Gaspreis, dem geschätzten Verbrauch und der Gasumlage, aber auch von der Höhe der Mehrwertsteuer. "Wir hoffen, dass wir zu dem Zeitpunkt wissen, mit wie viel Steuer wir rechnen müssen, und dass sich die Politik mal festlegt, was sie machen will."
Die ENERGIE empfiehlt ihren Kundinnen und Kunden, sich dieses Jahr kein Geld zurückzahlen zu lassen, sollte der Verbrauch niedriger gewesen sein als geschätzt. Stattdessen solle man das Geld lieber als Guthaben behalten und dann auf die kommenden Abschlagszahlungen anrechnen lassen. Da die ENERGIE glaubt, dass Privathaushalte im Winter Gas sparen werden, geht sie bei der Berechnung der Abschläge davon aus, dass diese ihren Verbrauch um etwa zehn Prozent senken. Das soll auch dabei helfen, Haushalte finanziell zu entlasten.
Von Januar an: Fotos von Zählerstand einschicken, um Abschläge zu reduzieren
Kundinnen und Kunden sollen darüber hinaus die Möglichkeit haben, im kommenden Januar Fotos von ihren Gaszählern zu machen und der ENERGIE zuzuschicken, falls sie sich im November und Dezember noch stärker eingeschränkt haben sollten. Dann sei das Unternehmen laut Schinagl bereit, die Abschläge entsprechend zu reduzieren.
Der kaufmännische Leiter der ENERGIE ruft zum Sparen auf: "Am Preis selbst werden wir nicht viel machen können. Wir müssen also den Verbrauch deutlich senken." Dazu gehöre unter anderem, nicht jedes Zimmer zu heizen, die Heizung generell niedriger zu drehen und die Heizung von Fachleuten vernünftig einstellen zu lassen.
Gaspreise einheitlich steigen , damit man dies alles einfach auch nachvollziehen kann .
Gewisse Deckungsbeiträge wären dann direkt an die Gaslieferanten gegangen und die
Allgemeinheit wäre davon verschont geblieben . So zahlt man Beträge , welche man nicht
nachvollziehen kann und es wird ja nicht nur beim Gas bleiben . Bin gespannt, welche
Erhöhung uns beim Strom und anderen Energiequellen noch erwartet .
Irgendetwas stimmt da nicht. Ich bin ebenfalls im Sondervertrag meinERDGAS, und mir hat die ENERGIE ab 1.11.22 einen Preis von 25,40 Cent (brutto 30,23 Cent) pro kWh avisiert.