Ein gutes dreiviertel Jahr ist die erste Veröffentlichung über den Streit zwischen der Marktheidenfelder Stadtverwaltung und den Pächtern der Gärtnerei Simon um Jonas Gampe nun her. Diese Auseinandersetzung ist offenbar beendet. So viel kann man vermuten: Egal, von welcher Warte die Marktheidenfelder die gesamte Geschichte im Rückblick bewerten werden, das Ende dürfte keine Seite zufrieden stellen.
Der Beginn und worum es beim Konflikt eigentlich ging
Doch zuerst ein Rückblick: Die traditionsreiche Gärtnerei Simon liegt in einem Wasserschutzgebiet, aus dem Trinkwasser für Marktheidenfeld aus dem Boden gepumpt wird. Das Landratsamt Main-Spessart hatte deshalb von den Eigentümern und den neuen Pächtern, der Tilia Permakultur GmbH, gefordert, das Wohngebäude mit seinem Anbau und die Gärtnerei bis Neujahr an das Abwassernetz von Marktheidenfeld anzuschließen. Die Marktheidenfelder Verwaltung wollte dies jedoch nicht zulassen. Sie verweigerte den Betreibern der Gärtnerei die Verlegung des Kanals durch städtische Grundstücke, von denen die Gärtnerei ausschließlich umgeben ist.
Um diesen Kernkonflikt drehten sich viele weitere Punkte. Der Wichtigste davon war, dass zwischenzeitlich im Raum stand, dass das gesamte Wasserschutzgebiet und damit die Wasserversorgung Marktheidenfelds in Gefahr sein könnte. Die Gärtnerei war wiederum durch mögliche Sanktionen bedroht, welche das Landratsamt jedoch nie vollzog. Im Januar kündigte die Kreisbehörde vielmehr an, zwischen den Parteien vermitteln zu wollen. Dann kam Corona.
Was seitdem geschah
Auch während der Corona-bedingten Ausgangsbeschränkungen und nach dem Bürgermeisterwechsel konnten sich die Streitenden nicht auf eine gemeinsame Lösung einigen. Das Landratsamt schreibt auf Nachfrage, dass man den Simons und den Pächtern um Jonas Gampe einen Vorschlag unterbreitet habe, mit dem diese den benötigten Abwasserkanal hätten bauen können. Diese hätten aber die Antragsfrist verstreichen lassen.
Aber wieso das, wenn man doch so nah am Ziel ist? Jonas Gampe schreibt: "Sie hatten uns lediglich nahe gelegt, den Durchlass des Kanals gegen den Willen der Stadt zu erzwingen. Dazu sind aber viel zu viele Details ungeklärt und am Ende sitzen wir nur wieder auf allen Kosten, ohne dass irgendetwas an der Situation besser geworden ist."
Alles zurück auf den Stand der ersten Baugenehmigung
Die Simons und die Pächter um Jonas Gampe müssen jetzt die ehemalige Staudengärtnerei und die Gebäude so nutzen, als wäre es wieder 1960. In jenem Jahr hatte Hans Simon, der Vater des aktuellen Inhabers Werner Simon, nämlich den Bauantrag für die spätere Staudengärtnerei gestellt. In diesem war ein Kanalanschluss noch nicht notwendig (auch weil das Wasserschutzgebiet noch nicht existierte). Alles, was danach mit der Forderung eines Kanalanschlusses kam, zum Beispiel der Anbau am Haus, muss geräumt werden. Die Familie, die dort gerade zur Miete wohnt, muss ausziehen.
Eine Nutzung wie im Jahr 1960 bedeutet auch, dass Haus und Gärtnerei ihr Abwasser wieder in einer Grube sammeln müssen anstatt in der eigenen Pflanzenkläranlage. Die Situation wäre rechtlich nun geklärt, aber sie ist vom Wasserschutz her womöglich schlechter als zuvor, denn zum Entleeren der Grube muss das Entsorgungsfahrzeug direkt an den Trinkwasserpumpen vorbei fahren. Zur Erinnerung: War nicht die Sorge um zu großen Reifenabrieb auf dem Weg zur Gärtnerei anfangs einer der Gründe, warum man Gampe geplante Veranstaltungen verbot?
Wie geht es bei der ehemaligen Staudengärtnerei nun weiter?
"Wir werden die Gärtnerei dennoch weiterführen", sagt Jonas Gampe. Sein Unternehmen habe sehr viel Geld durch den Streit verloren. Dazu kommt noch die künftig viel geringere Fläche, die Gampe am Staudenweg bewirtschaften kann, denn den Pachtvertrag für ein Nachbargrundstück hat die Stadt gekündigt. Die Stadt auf der anderen Seite dürfte die Angelegenheit mindestens einigen Personalaufwand gekostet haben.
Gampe will seine ursprünglichen Pläne (Hofcafé, einen Hofverkauf, Abendveranstaltungen, Seminare...) trotzdem nicht aufgeben. In der Mail an die Redaktion spart er nicht mit Kraftausdrücken gegenüber der Stadtverwaltung. Mit seinen Aktionen will deshalb nach Baden-Württemberg, nennt Wertheim. "Hier kann man gut zusammen arbeiten."
Am Ende dieser Geschichte scheint Ex-Bürgermeisterin Helga Schmidt-Neder Recht zu behalten. Bei einem ersten Gespräch im November sagte sie zu den Vorhaben Gampes: Es ist ein gutes Konzept, aber nicht hier, nicht an dieser Stelle.
Herr Gampe wird bestimmt nicht so viel Kunstdünger und Gülle brauchen, wie so manche Bauern im Umkreis.
Warum unsere Stadt es nicht schafft junge, ökologische, innovative Konzepte von mutigen Bürgern zu unterstützen statt gegen sie zu kämpfen ist mir ein Rätsel. Man denke hier nur an den Waldkindergarten Marktheidenfeld....