Bei Lesern, die nicht den gesamten Sachverhalt kennen, könnte nach Ansicht der Gemeinderatsfraktion der Freien Bürger in Zellingen die Presseerklärung der Grünen-Arbeitsgruppe Verkehr einen falschen Eindruck hinterlassen. Sie war in der Dienstagsausgabe mit „Grüne: Es braucht mehr ÖPNV in Zellingen“ überschrieben. Der Text suggeriere, so der FB-Fraktionsvorsitzende Stefan Herrmann, "dass die Mehrheit des Gemeinderats ohne Not die Haltestelle in der Vorstadt aufgeben möchte und der ÖPNV, seit die Grünen nicht mehr das Bürgermeisteramt innehaben, nun sukzessive zurückgefahren werde".
Wie im Main-Post-Artikel vom 20. Dezember dargelegt, war Anlass für die Abstimmung im Gemeinderat die als nicht genehmigte Notlösung eingerichtete Bushaltestelle an der Ecke Mähderweg, schreiben die Freien Bürger. Und weiter: "In der Sitzungsvorlage wurde dieser Zustand zurecht als unhaltbar und gefährlich bezeichnet. Der Gemeinde ist diese kritische Situation seit vielen Jahren bekannt. Dennoch hat Dr. Gsell während seiner zwölfjährigen Amtszeit ein Handeln für nicht notwendig erachtet und auch nicht für eine Verbesserung des ÖPNV gesorgt." Die Grünen-Fraktion hätte in dieser Zeit über den Bürgermeister neue Konzepte für den ÖPNV entwickeln und umsetzen können, was jedoch ausgeblieben sei.
Entscheidung war zwingend erforderlich
"Mit dem anstehenden Fahrplanwechsel war nun eine Entscheidung für eine der beiden erarbeiteten Kompromisslösungen zwingend erforderlich, sonst hätte der risikobehaftete Zustand an der Nothaltestelle noch länger angedauert", so FB-Fraktionschef Herrmann. "Dies aber wurde von der Fraktion der Grünen durch ihr Abstimmungsverhalten im Gemeinderat billigend in Kauf genommen. Auch die Gemeinderäte unserer Fraktion sind mit der nun gefundenen Lösung nicht zufrieden. Es war aber die Wahl zwischen zwei Übeln."
2. Bürgermeisterin Andrea Heßdörfer (FB) habe intensiv um eine andere Lösung gekämpft. Diese wurde aber vom Landratsamt abgelehnt, was auch in der Sitzung klar so kommuniziert wurde. Herrmann: "Sie hat aber immerhin erreicht, dass wir keine Haltestelle verlieren, sondern nur von der Vorstadt in die Billingshäuser Straße verlagern. Nun zu behaupten, dieser Einsatz sei nicht ausreichend gewesen und man hätte mehr bewegen können, ist völlig haltlos, zumal niemand von den Grünen bei den Gesprächen mit dem Landratsamt dabei war."
Vielleicht, so mutmaßt Stefan Herrmann, erkläre sich die Grünen-Stellungnahme auch damit, dass die beiden Verfasser bei der Ratssitzung nicht zugegen waren "und offensichtlich nur einseitig informiert wurden. Dann hätten sie aber jedenfalls besser recherchieren müssen." Es sei, so Herrmann am Schluss, "eine unerfreuliche Entwicklungt, unliebsame Entscheidungen eines demokratisch gewählten Gremiums – wie nun schon häufiger erfolgt - im Nachhinein über die Presse zu kritisieren".