
Zwölf Jahre gab es mit der Bushaltestelle an der Ecke Mähderweg i Zellingen eine unschöne Notlösung. Damit soll jetzt Schluss sein, der Gemeinderat stimmte mehrheitlich für einen Kompromiss: Zugunsten von insgesamt drei Haltepunkten in Zellingen wird die Haltestelle in der Vorstadt von den Linienbussen nicht mehr bedient. Schulbussen werden sie weiterhin anfahren.
Die Haltestelle an der Ecke Mähderweg wurde in der Sitzungsvorlage sogar als "unhaltbarer und gefährlicher Zustand" bezeichnet. Neben den Gefahren beim Ein- und Aussteigen von Schulkindern gibt es das Problem, dass die Kreuzung Mähderweg-Leinacherweg während der Bushalte blockiert ist.
Die Situation entstand, weil kürzeste Route zwischen den Bushaltestellen Vorstadt und Rathaus für die großen Busse nicht mehr fahrbar ist – beim Linksabbiegen von der Turmstraße in die Würzburger Straße würden sie im Torturm hängen bleiben. Deshalb fahren sie dort derzeit geradeaus, bedienen die Haltestelle in der Billingshäuser Straße, biegen nach links in die Maistraße sowie von dort in die Sanderaustraße ab und halten am Mähderweg.
Wunschlösung der Gemeinde war nicht umsetzbar
"Wir haben hart für eine Lösung gekämpft", betonte die zweite Bürgermeisterin Andrea Heßdörfer im Gemeinderat. Die Wunschlösung der Gemeinde, dass die Busse die Billingshäuser Straße bis zum Kreisel hochfahren, darin wenden, und dann vor dem Torturm rechts abbiegen, ließ sich aber nicht durchsetzen. Letztlich beharrte Monika Mützel, ÖPNV-Beauftragte im Landratsamt Main-Spessart, darauf, dass dies aufgrund der zeitlichen Taktung des Fahrplanes nicht machbar ist. "Wir dürfen Zellingen nicht als Insellösung sehen", erläuterte dazu Andrea Heßdörfer.
Für den Busverkehr von Karlstadt nach Würzburg (Linie) 8068) gab es zwei Lösungsvarianten: Bei der ersten wären nur noch die beiden Haltestellen Vorstadt und Billingshäuser Straße bedient worden, die am Rathaus (Würzburger Straße) und Braunen See aber nicht mehr. Der Gemeinderat entschied sich mehrheitlich für die zweite Variante. Dabei fährt der Bus über den Kreisel nach Zellingen ein und bedient dann die Haltestellen Billingshäuser Straße, Rathaus und Brauer See. Da die Haltestelle Billingshäuser Straße künftig zum Umsteigepunkt für alle Buslinien werden soll, wäre sogar eine Förderung von bis zu 5500 Eurp für ein Wartehäuschen möglich.
Die Lösung gefiel nicht allen Räten. "Zellingen ist gewachsen, aber Haltestellen fallen weg", kritisiert Sonja Rupp (Die Grünen). Damit werde der ÖPNV, an den manche Bereiche wie das Lerlach, ohnehin schlecht angebunden sind, nicht gestärkt, sondern geschwächt. Auch Stefan Herrmann (Freie Bürger) war nicht begeistert. Er fand aber, die Haltestelle am Rathaus dürfe nicht aufgegeben werden. Was denn passiere, wenn der Gemeinderat nicht abstimmen würde, fragte Michael Heßdörfer (CSU). "Dann bleibt es nächstes Jahr wie es jetzt ist", antwortete Bürgermeister Stefan Wohlart.
Abstimmung mit 11:5
Der Bürgermeister hatte auch Zahlen zu den Entfernungen. Vom letzten Haus im neuen Baugebiet Kapelle seien es 475 Meter Luftlinie zur Haltestelle Vorstadt und 625 Meter zu Billingshäuser Straße. Wenn der beschlossene Treppenturm von der neuen Mainbrücke zum Retzbacher Bahnhof fertig ist, seien es dorthin allerdings nur noch 450 Meter.
Als Anwohner der Tiefenbacher Straße kenne er den Engpass (für die Busse) Maistraße, berichtete Rudi Röder (CSU). Zur Haltestelle Billingshäuser Straße lasse es sich besser laufen als zur Vorstadt, befand er, letztere Haltestelle sei wegen des Verkehrs nicht ungefährlich. "Also sollen die Busse raus, damit wir Platz für die Autos haben", entfuhr es da Sonja Rupp. Das sei kein Argument, entgegnete Röder, die Autos der Anwohner seien immer da.
Das führte zu weiter reichenden Diskussionsbeiträgen. "Wir haben zu viel Individualverkehr" befand Volker Wingenfeld (Grüne). Er könne keiner Variante zustimmen, sagte Wieland Gsell (Grüne), beides gehe in die falsche Richtung, um ein geändertes Verkehrsverhalten gegen den Klimawandel zu erreichen. Außerdem berichtete er, dass er in seiner Amtszeit als Bürgermeister immer wieder auf eine Haltestelle im Lerlach angesprochen worden sei.
In der Abstimmung gab keine Stimme für die erste Variante (mit nur noch zwei Haltestellen) und elf zu fünf Stimmen für die zweite Variante (mit drei Haltestellen).