Wird bald ein markanter Leerstand in Gemünden beseitigt? Seit mittlerweile 20 Jahren steht das ehemalige Postgebäude am Bahnhof leer – oder fast leer, denn im Erdgeschoss befindet sich derzeit ein kleines Lager eines Gemündener Hydraulik- und Pumpenhändlers. Bald könnte sich an der Post einiges tun: Ein Fitness-Studio ist geplant, ein Teil des Hofs könnte zweigeschossig mit Wohnungen überbaut werden und im restlichen Hof könnten auf drei Etagen über- oder untereinander Parkplätze entstehen. Der Bauausschuss des Gemündener Stadtrats beschäftigte sich am Montag mit einer Bauvoranfrage der Bauherrin.
Vor vier Jahren gab es schon einmal einen Bauantrag der Eigentümer, den der Bauausschuss auch einstimmig befürwortet hatte. Damals schon waren ein Fitness-Studio mit Sauna und Kletterwand, ein "Bed & Breakfast"-Hotel, eine Büroeinheit und eine Hausmeisterwohnung geplant. In einem nachfolgenden Tekturantrag stand die Nutzungsänderung in Büroräumlichkeiten im Vordergrund. In der Sitzungsvorlage heißt es zu den Gründen, warum daraus nichts wurde: "Die grundsätzlichen und zusätzlichen Forderungen der Unteren Bauaufsichtsbehörde wurden nachfolgend nicht erfüllt, was die Untere Bauaufsichtsbehörde dazu veranlasste, den Antrag für erledigt zu erklären." Laut Landratsamt haben die Bauherren ihren Antrag im April 2018 zurückgenommen.
Auch die nun in einem Gebäude beim Huttenschloss befindliche Vertrauensstelle des Krebsregisters hätte ursprünglich ins Postgebäude einziehen sollen, der Mietvertrag war schon unterschrieben, verlautete im Dezember 2017. Aber weil dort nichts vorangegangen sei, wie Bürgermeister Jürgen Lippert anlässlich der Eröffnung sagte, zog das Krebsregister schließlich in ein städtisches Gebäude über das Stadtarchiv.
Bauausschuss einstimmig für die Pläne zum Postgebäude
Peter Interwies vom städtischen Bauamt erklärte, dass die nun vorliegende Bauvoranfrage erst positiv vom Bauausschuss beschieden werden müsse, bevor ein Bauantrag gestellt werden könne. Der Bauausschuss war auch diesmal einstimmig dafür. Dritte Bürgermeisterin Irmgard Pröschl (SPD) war angesichts des jetzigen "Zustands", wie sie sagte, froh über das Vorhaben: "Wir können eigentlich nur hoffen, dass das sich ändert."
Interwies stellte das Vorhaben anhand von Plänen vor. Statt eines Hotels sollen nun im ersten Stock kleinere Wohnungen entstehen. Dazu soll das Gebäude in den Hof hinein auf zwei Etagen (Erd- und Obergeschoss) so erweitert werden, dass eine Verbindung zwischen dem Hauptgebäude und einem am anderen Ende des Hofes liegenden, einstöckigen Nebengebäude hergestellt wird. Der neue Gebäudeteil wäre rund 30 Meter lang und würde die vorhandene Mauer um etwa drei Meter überragen. Da die Wohnungen über keine Aufenthaltsfläche außen verfügen, ist im Hauptgebäude ein großer Gemeinschaftsraum geplant. "Ob der Aufzug noch da ist, wissen wir nicht", sagte Interwies auf die Frage eines Stadtrats.
Wie sollen Stellplätze dreifach belegbar sein?
Wie genau das mit den zehn dreifach belegbaren Stellplätzen im Hof funktionieren soll, ob die Autos untereinander oder übereinander gestellt werden sollen, das würde den Baureferenten auch interessieren. Für ihn stelle sich die Frage, wie angesichts der Stellplätze, wenn die in die Tiefe gingen, eine vorgesehene Versickerung von Regenwasser im Hof möglich ist und wie sich diese auf die Bundesstraße daneben auswirke. Aber ob das so wie vorgesehen zulässig ist, müsste das Landratsamt entscheiden.
Über das geplante Fitness-Studio, das ursprünglich im ersten Stock vorgesehen war, und ob weiterhin Sauna und Kletterwand vorgesehen sind, wurde im Ausschuss nicht viel geredet. Im Staffelgeschoss (drittes Obergeschoss) soll eine "Hausmeisterwohnung" bzw. eine Betriebsleiterwohnung für das Fitness-Studio entstehen, im zweiten Obergeschoss Büroräume und eine zweite Betriebsleiterwohnung. Die Stadtverwaltung war wie die Stadträte von der kombinierten Nutzung von Wohnen und Gewerbe angetan.
Postschalter schlossen vor 20 Jahren
Nach dem Ende der Post – letztmals geöffnet waren die am Ende verbliebenen Schalter im Erdgeschoss am 28. Dezember 1999 – hatte das Gebäude verschiedene Vermögensgesellschaften als Eigentümer. So zum Beispiel 2008 die US-amerikanische Investmentgesellschaft Lone Star, die nicht zuletzt als Käufer notleidender Kredite bekannt geworden ist. Das Gemündener Knotenpostamt gehörte zu einem Paket von 1300 Postgebäuden, das die Post damals für eine Milliarde Euro an Lone Star verkaufte.
Interessenten gab es für das von der Bausubstanz her angeblich intakte Gebäude in all den Jahren durchaus, jedoch bestanden die Eigentümer bisher immer auf einem Verkauf.