"Das Festbier ist fertig und wartet auf seinen Einsatz", verkündete eine strahlende Maria Martin am Freitagabend bei der Laurenzi-Festbierprobe. Ausgesuchte "Experten" aus der heimischen Wirtschaft, der Verwaltung und von Blaulichtdiensten, Gemeindeoberhäupter aus dem Umland und die Geistlichkeit hatten sich in der Martinsbräu-Bierstube getroffen, um den Gestensaft für die Laurenzi-Messe auf Herz und Nieren zu testen. Die einhellige Meinung: Braumeister Luis Pfeuffer-Martin und sein Team der Martinsbräu haben ein Bier gezaubert, das seinesgleichen sucht. Bei der Bierprobe gab es auch immer wieder Seitenhiebe auf Lohr und dessen Festwoche.
Zum allerersten Mal ausschließlich mit Braugerste aus der Region gebraut, in der Rhön vermälzt, gehopft mit Aromahopfen aus der Hallertau und Mittelfranken hat das Marktheidenfelder Festbier eine Stammwürze von 13,3 Prozent und 5,3 Prozent Alkoholgehalt. Am 11. Juli lief die erste Filtration mit einer Maß direkt an die Chefin. Gleich nach dem Frühstück durfte sie den allerersten Schluck Festbier probieren. "Es war nur ein einziger wunderbarer Schluck, aber er hat mir zu dieser frühen Stunde gereicht", verriet Maria Martin lachend.
Mit vier trockenen Schlägen zapfte Marktheidenfelds Bürgermeister Thomas Stamm das erste Holzfass mit einem Messinghahn an und ließ den Gerstensaft in die Krüge laufen. "Bei uns ist Anzapfen noch richtiges Handwerk", sagte die Brauereichefin zufrieden.
Brauereichefin bedauert negative Entwicklung der Gesellschaft
Maria Martin spricht bei der Bierprobe regelmäßig Themen an, die sie umtreiben – so auch bei ihrer 34. Festbierprobe als Brauereichefin. "Menschen haben sich verändert, nicht zum Positiven. Viele kreisen nur noch um sich selbst, denken nur an die eigenen Bedürfnisse und deren Umsetzung. Hilfsbereitschaft, gegenseitige Rücksichtnahme, Einsatz für das Gemeinwohl sind Fremdwörter geworden. Empathie gegenüber Mitmenschen Fehlanzeige", bedauerte sie. Lob gebe es selten bis nie, Kritik sei jedoch "richtig schick".
Das erlebten sie und ihr Team nahezu täglich und das erschrecke sehr. "Wir in der Martinsbräu wollen so nicht miteinander umgehen." Sie appellierte an alle, Leistung und Einsatz zu honorieren und das Gemeinwohl in den Vordergrund zu stellen. "Das sollte von unseren Mitmenschen honoriert werden und zwar jetzt, denn wenn es uns Handwerker, kleine Betriebe und Familienbrauer nicht mehr gibt, ist es zu spät."
Zusammenarbeit mit regionalen Landwirten
Die Zusammenarbeit mit regionalen Landwirten beim Anbau der Braugerste ist deshalb ein Projekt, dass die Brauereichefin besonders freut. Blaue Schilder auf den Feldern zeigen an: "Hier wächst Euer Bier". Für Martin "eine tolle Sache, die unsere Region weiter stärken wird".
Landrätin Sabine Sitter sieht dies als gutes Beispiel für Nachhaltigkeit, dafür stehe die Martinsbräu. "Die Gerste wächst im Landkreis, das Bier wird hier gebraut, das zeichnet uns aus", lobte sie das Engagement für die Region, das viele kleine Betriebe tragen. Es sei gut, dass wieder Feste gefeiert werden, die Menschen zusammensitzen und den Alltag auch mal sein lassen können.
Bürgermeister Thomas Stamm freut sich auf die Laurenzimess. "Die Verankerung dieses Festes in der Region ist wichtig. Hier wächst unser Bier, daraus entwickelt sich etwas und es ist gut, dass alle dabei sind." Die Brauereichefin merkte an, dass der Bürgermeister in Marktheidenfeld während der Mess nicht in den Urlaub fahre. Festwirt Christian Papert wies die Gäste auf die funkelnagelneue "Laurenzi App" hin, die Interessierte mit Infos rund ums Fest versorgt. Und er ist sich sicher: "Maria, Du hast ein Gegenmittel zur Egozentrik der Menschen: Festbier."
Für das Fränkische Hochzeitsessen hatte Thomas Karpf und sein Team vom Bräustüble gesorgt.