
Gleich zu Beginn gab es stehende Ovationen für Altbürgermeister und Ehrenbürger der Stadt Marktheidenfeld, Leonhard Scherg, für den die Stadt Marktheidenfeld am Dienstag eine Feier zu dessen 80. Geburtstag im Franck-Haus ausrichtete. Der Hof im Franck-Haus war bestuhlt und über 100 Freunde und Weggefährten standen applaudierend auf, als Scherg pünktlich um 17 Uhr in Begleitung von Bürgermeister Thomas Stamm den Hof betrat. Scherg wirkte sichtlich berührt und forderte mit abwehrenden Gesten die Besucher zum Platz nehmen auf.
Scherg: "Ich bin sprachlos"
Dass die Stadt zu seinem Ehrentag etwas plant, habe er geahnt, sagte er in seiner Dankesrede. Von der Größe des Festaktes sei er dann aber doch überrascht gewesen. "Ich bin sprachlos", meinte er und "stehe hier mit schlotternden Knien". Ursprünglich sei geplant gewesen, seinen Geburtstag im Kreise der Familie am Brombachsee zu feiern.
Doch es ist anders gekommen. Bürgermeister Stamm sagte, er sei dankbar, dass Scherg nicht verreist ist. So könne die Stadt die Lebensleistung von Scherg würdigen. 24 Jahre lang von 1984 bis 2008 war Scherg Bürgermeister der Stadt Marktheidenfeld, viermal wurde er zum Bürgermeister gewählt. "Da muss man vieles richtig gemacht haben", stellte Stamm fest und erinnerte unter anderem an den Bau der zweiten Mainbrücke und den Ausbau des Franck-Hauses zum Kulturzentrum, beides Projekte, die in seine Amtszeit fielen.
Über 100 Leute waren gekommen, darunter Landrätin Sabine Sitter, Altbürgermeisterin Helga Schmidt-Neder, viele Stadträte, Freunde und Weggefährten, zum Teil aus dem politischen Bereich, zum großen Teil aber aus dem Bereich der Heimatforschung. Denn damit verbringt Scherg auch heute noch einen großen Teil seiner Zeit. Schwerpunkt seiner Forschung ist auch das Judentum in Unterfranken.
Scherg erinnerte in seiner Dankesrede daran, dass er als Kreisheimatpfleger in den 70er Jahren begonnen hatte, sich mit der Chronik von Lengfurt und mit dem Schloss Homburg zu befassen. "Dann war ich verloren", sagte er. "Je mehr ich mich mit der Heimatgeschichte beschäftigte, desto interessanter wurde sie."

Umso passender war daher das Geschenk, das der Historische Verein Scherg überreichte. Gertrud Nöth, Monika Schaupp und Michael Pulverich vom Historischen Verein Marktheidenfeld haben eine Festschrift mit dem Titel "Forschen und Gestalten" zu Ehren des Jubilars herausgebracht. Dabei handelt es sich um ein über 600 Seiten starkes Buch, in dem über 50 Autoren zu heimatgeschichtlichen Themen publizieren. Schwerpunkt sind Forschungen zu Marktheidenfeld und seinen Stadtteilen.
Festschrift zum Geburtstag
Die Autoren sind namhafte Geschichtsforscher aus ganz Unterfranken. Der einzige, der eigentlich in dieser Reihe der Autoren fehlt, ist Leonhard Scherg selbst. Dafür sind ihm auf den letzten 100 Seiten des Buches viele Kapitel gewidmet, die sein Wirken aufzeigen. Sie zeigen ihn beispielsweise als Stadtoberhaupt, als Spurensucher, als Brückenbauer und überzeugten Europäer. Jahre habe es gedauert, ein solches Buch zusammenzustellen, hieß es. Bärbel Gillmann-Bils und Rolf Ruckstetter vom Historischen Verein Marktheidenfeld und Bürgermeister Stamm bedankten sich bei den Herausgebern mit Blumen und einem historischen Bild von Marktheidenfeld.
Untermalt wurde der Festakt von Michael Günther, der auf dem Cembalo zwei historische Stücke spielte. Nach der Dankesrede von Scherg gab es zum zweiten Mal stehende Ovationen, jeder bekam die Gelegenheit, ihm persönlich zu gratulieren und im Anschluss lud die Stadt zum Sekt mit Fingerfood in den sogenannten Westentaschenpark des Franck-Hauses.
Das Buch ist auch käuflich zu erwerben. Es ist erhältlich beim Historischen Verein, in der Touristik-Information und im Franck-Haus zum Preis von 59,90 Euro.