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Main-Spessart
Stark steigende Energiekosten: Wann erhöhen sich die Preise in Main-Spessart?
Die Strom- und Gaspreise steigen enorm. Wann macht sich das bei Verbrauchern in der Region bemerkbar? Wir haben bei Versorgern in Karlstadt und Gemünden nachgefragt.
Heizen als Luxus? Auch in Folge des Ukraine-Kriegs steigen die Kosten für Gas.
Foto: SymbolHauke-Christian Dittrich, dpa | Heizen als Luxus? Auch in Folge des Ukraine-Kriegs steigen die Kosten für Gas.
Corbinian Wildmeister
Corbinian Wildmeister
 |  aktualisiert: 08.02.2024 10:46 Uhr

Steigende Energiepreise sind gerade in aller Munde. Erhöhen sich bald also auch die Strom- und Gaskosten für Verbraucherinnen und Verbraucher in Main-Spessart? "Es ist abzusehen, dass sich die Marktlage dauerhaft auf hohen Preisen stabilisiert, sodass man früher oder später die Preise anpassen muss", sagt Stefan Schinagl, kaufmännischer Leiter der Energieversorgung (ENERGIE) Lohr-Karlstadt. Bisher ist das noch nicht geschehen. Doch eine Erhöhung der Preise werde nicht ausbleiben.

Wann genau das passiert, ist noch unklar. "Ich gehe gerade davon aus, dass sich sowohl Gas als auch Strom bis zum Ende des Jahres verteuern werden." Wenn die Kosten angehoben werden, dann "nennenswert", so Schinagl. Eine Anpassung der Preise müsste gegebenenfalls sechs Wochen zuvor angekündigt werden. Die ENERGIE versorgt insbesondere Karlstadt, Lohr und Veitshöchheim. Rund 22.000 Menschen in der Region beziehen ihren Strom über das Unternehmen, rund 14.000 Menschen ihr Erdgas.

Ursachen sind der Ukraine-Krieg und Nachholeffekte in Folge der Pandemie

Der Strompreis an der Börse ist aktuell etwa dreimal so hoch wie noch vor einem Jahr. Dass die Kosten auf dem Energiemarkt so rasant steigen, sieht Schinagl unter anderem als Auswirkung des Krieges in der Ukraine. Das sei aber nicht der einzige Aspekt. Sowohl beim Gas als auch beim Strom haben sich die Preise bereits im vergangenen Herbst deutlich erhöht. Russland habe bereits vor dem Winter nicht die erwarteten Mengen Gas geliefert. Zudem spiele bei der Entwicklung der Preise die gestiegene Nachfrage der Industrie eine Rolle. Schinagl spricht von "Nachholeffekten" in Folge der Pandemie. Dazu käme eine "Unruhe in der Börsenlandschaft", welche die Kosten weiter in die Höhe schießen lässt.

"Wir werden uns der Preisentwicklung nicht dauerhaft entziehen können."
Roland Brönner, Geschäftsführer der Stadtwerke Gemünden

Roland Brönner, Geschäftsführer der Energieversorgung Gemünden (EVG), spricht ebenfalls davon, dass "die Strompreise explodiert" seien. "Entgegen des Marktes" habe die EVG im Februar den Preis für eine Kilowattstunde jedoch sogar um einen Cent senken können. Das sei durch die Senkung der EEG-Umlage möglich gewesen. Die Preissteigerung am Markt habe so zum Teil ausgeglichen werden können.

Strom wird häppchenweise eingekauft

Dass andere Unternehmen ihre Kosten trotzdem erhöhen mussten, hänge mit der "Einkaufssituation" zusammen, erklärt Brönner. "Wir kaufen Strom immer häppchenweise ein und versuchen, das Risiko zu streuen." Das sei für 2022 gut gelungen, so der EVG-Geschäfsführer. "Wir haben Glück gehabt, dass wir nicht zu teuer einkaufen mussten." Der vollständige Wegfall der Ökostrom-Umlage im kommenden Juli werde noch einmal eine Entlastung bringen, die direkt an Kundinnen und Kunden weitergegeben werden kann. Doch auch Brönner urteilt: "Wir werden uns der Preisentwicklung nicht dauerhaft entziehen können. Ich gehe davon aus, dass wir zum Jahreswechsel die Preise anziehen müssen." Über die Höhe könne er noch nichts sagen.

"Innerhalb der Vertragslaufzeit ist der Betrag fix", beruhigt Brönner. Erst zum Ende der Laufzeit könnte Kunden ein neuer Vertrag mit geänderten Strompreisen angeboten werden.

Das Kommunalunternehmen Stadtwerke Gemünden, deren Vorstand ebenfalls Roland Brönner ist, betreibt zwei Heizkraftwerke zur Wärmeversorgung. Eines davon ist ein Biomasseheizkraftwerk, in dem größtenteils Hackschnitzel verfeuert werden. "Dort merken wir den Gaspreis kaum", sagt Brönner.

Voraussichtlich keine Erhöhung der Wärmekosten in 2022

Bei dem anderen handelt es sich um das Blockheizkraftwerk am Neuberg, das mit Gas betrieben wird. Dieses wird zumindest bis Ende 2023 wohl nicht von den hohen Preisen an der Börse betroffen sein. Die Stadtwerke konnten nach Angaben ihres Vorstands über langfristige Lieferverträge "einen günstigen Einkaufspreis" sichern. "Wie das nach 2023 aussieht, steht in den Sternen." Die Co2-Bepreisung auf Gas sei schon jetzt belastend. Ohnehin gibt es bei den Stadtwerken die Überlegung, das Kraftwerk am Neuberg in ein Biosmasseheizkraftwerk umzubauen, "um vom teuren Gas wegzukommen".

Aus momentaner Sicht bestünde bei beiden Kraftwerken kein direkter Druck, dieses Jahr noch die Preise für Wärme zu erhöhen. Was jedoch in den Folgejahren passiere, sei noch ungewiss. Brönner: "Wir bemühen uns immer, die Kosten für die Kunden tragbar und akzeptabel zu halten. Im Moment gibt es aber Preisturbulenzen, die nie so gekannt waren."

 
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