zurück
Gemünden
Existenzangst greift in der Gemündener Geschäftswelt um sich
Wegen des Coronavirus bangen viele Geschäftsleute um ihre wirtschaftliche Existenz. Wovor sich die Gemündener fürchten und welche Ideen sie in der Krise haben.
Uhrmachermeisterin Elke Herkert-Mai teilt die besorgte Meinung der Inhaber von 'Erlesenes aus aller Welt' Hubert (links) und Wolfgang Hartmann.
Foto: Rosemarie Knechtel | Uhrmachermeisterin Elke Herkert-Mai teilt die besorgte Meinung der Inhaber von "Erlesenes aus aller Welt" Hubert (links) und Wolfgang Hartmann.
Rosemarie Knechtel
 |  aktualisiert: 07.04.2020 13:16 Uhr

"Niemand weiß, wie schlimm die Ansteckungsgefahr ist. Deshalb sollte man sich an die Spielregeln halten", resümiert Paul Bauer aus dem Spielwarenladen am Gemündener Marktplatz. Seine Frau Barbara sieht den Zwangsurlaub als Gelegenheit, einmal weitab von Menschenansammlungen zu wandern und ergänzt, dass es auch vieles gibt, was während des Geschäftsbetriebs liegen bleibt. "An Arbeit mangelt es nicht. Was sonst nach Feierabend oder an Wochenenden bewältigt werden muss, kann nun ohne Druck erledigt werden."

Die finanziellen Auswirkungen will das Ehepaar erst einmal abwarten. "Man weiß ja nicht, wie lange es dauern wird", bedauert Paul Bauer mit Blick auf das verlorene Ostergeschäft. "Der einzige Nutznießer ist das Internet, weil im Online-Handel kein körperlicher Kontakt zur Kundschaft besteht und Versand bis zum Nimmerleinstag erfolgen kann."

Die Angst vor den nächsten Monaten

Als besonders dramatisch beschreibt Wolfgang Hartmann, Erlesenes aus aller Welt, die monatliche Belastung von rund zehntausend Euro für seine drei Läden in Aschaffenburg, Lohr und Gemünden, denen seit dem 18. März Null Euro Einnahmen gegenüberstehen. "Die Existenz von meinem Ehemann und mir ist absolut in der Schwebe, weil nicht abzusehen ist, wie lange es noch dauert", sagt er. Ehemann Hubert Hartmann hat Angst, nicht zu wissen, wie es weitergeht, wie lange es noch dauert. Er sehe schwarz, sollte es sich um Monate handeln. "Der Lebensmittelhandel wird hoch gelobt, ist schließlich notwendig, macht momentan sehr gute Geschäfte – verkauft dabei tausend andere Dinge mit – aber wir müssen schließen."

"Die Gefahr, dass sich ein Kunde in einem unserer Geschäfte infiziert", gibt Wolfgang Hartmann zu bedenken, "ist wegen der geringen Frequenz minimal." In Lebensmittelmärkten würden deutlich mehr Menschen aufeinander treffen. "Das finde ich übertrieben und unverhältnismäßig." Über Schilder in seinen Schaufenstern wird Kunden angeboten, Waren auch an sie zu verschicken. Da wenige Passanten unterwegs sind, rechnet Hartmann jedoch kaum mit Resonanz.

Existenzängste im Uhren- und Schmuckgeschäft

Existenzängste hat auch Elke Herkert-Mai aus dem Uhren- und Schmuckgeschäft nebenan. Sie findet es schlimm, dass die Bevölkerung auf dem Land gleichermaßen betroffen ist. "In der Stadt wohnen viel mehr Menschen auf engstem Raum. Bei uns ist es weitflächig, wir könnten uns leicht aus dem Weg gehen." Nach Rücksprache mit anderen Betrieben ihrer Branche hat Herkert-Mai ebenfalls komplett geschlossen, obwohl der Handwerksbetrieb der Uhrmachermeisterin getrennt vom Schmuckverkauf noch weiterlaufen dürfte wie bisher.

"Weil die Berichterstattung nicht immer eindeutig war und viele Menschen verunsicherte, habe ich mich täglich im Landratsamt und Gesundheitsamt informiert", erklärt Sabine Weippert, Kosmetikstudio und Gesundheitspraxis Zeitraum. "Seit 18. März durfte ich keine Massagen und Kosmetikbehandlungen mehr durchführen, nur noch Fußpflegen unter Berücksichtigung der Hygienemaßnahmen, an die ich mich sowieso immer strikt halte", so Weippert. Nun dürfe sie überhaupt keine Behandlungen mehr vornehmen und ihr Geschäft sei vorerst geschlossen. "Klienten mit Problemen an den Füßen bleibt wohl nur der Weg zum Podologen oder Hausarzt. Bis sich die Lage entspannt, muss ich natürlich alle Kosten aus privaten Mitteln decken", bedauert Weippert, die ihre freie Zeit zur Weiterbildung in Akupressuren und Massagen nutzt.

Manu Schuhmacher hat eine Lösung gefunden, für die Bewohnern der Gesundheitsklinik da zu sein, obwohl sie ihr Café schließen musste.
Foto: Rosemarie Knechtel | Manu Schuhmacher hat eine Lösung gefunden, für die Bewohnern der Gesundheitsklinik da zu sein, obwohl sie ihr Café schließen musste.

Optimismus in Zeiten der Corona-Krise

"Soll ich mich jetzt verrückt machen?", fragt Manu Schuhmacher, Pächterin des Café-Bistros "Gute Laune" im Gemündener Gesundheitszentrum. "Ich verfolge, was die Regierung unternimmt und bin absolut zuversichtlich, dass ein baldiger Weg aus der Krise gefunden wird." Ihr Café ist seit dem 17. März geschlossen, "aber ich konnte eine Lösung finden, wie ich wenigstens für die Bewohner des Gesundheitszentrums da sein kann", sagt Schuhmacher. Dienstags und donnerstags öffne sie ihren Kiosk für jeweils eine Stunde, stelle dabei aber einen Rollwagen in den Eingang, der den Sicherheitsabstand wahre. In Handschuhen und Mundschutz bediene sie diejenigen, die ein Duschgel, Zahncreme oder etwa eine Fernsehzeitung brauchen.

 
Themen & Autoren / Autorinnen
Gemünden
Rosemarie Knechtel
Angst
Coronavirus
Existenzangst
Geschäftsleute
Handwerksbetriebe
Internethandel und E-commerce
Kosmetikstudios
Lebensmittelhandel und Lebensmittelvertrieb
Lebensmittelmarkt
Paul Bauer
Schaufenster
Lädt

Damit Sie Schlagwörter zu "Meine Themen" hinzufügen können, müssen Sie sich anmelden.

Anmelden Jetzt registrieren

Das folgende Schlagwort zu „Meine Themen“ hinzufügen:

Sie haben bereits von 50 Themen gewählt

bearbeiten

Sie folgen diesem Thema bereits.

entfernen
Kommentare
Aktuellste
Älteste
Top